Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo
hatte schon das Schlimmste befürchtet und sich mit drei Frauen im Bett gesehen. Aber diese Phantasie entsprang wohl wirklich dem Barolo.
Sabrina hakte sich bei ihm unter, und sie machten sich auf den Fußweg zum Hotel. »Du bist ein gemeiner Lügner«, sagte sie kichernd. »Gina sieht super aus. Du hast recht, sie scheint viel Krafttraining zu machen, aber es mangelt ihr nicht an den weiblichen Attributen, auf die es Männern gemeinhin ankommt.«
»Nein, tut es nicht.«
»Hattest du Gelegenheit, unsere Freundin genauer zu inspizieren? Komm schon, gib es zu!«
»Nun, Gina hat einen gewissen Hang zur Freikörperkultur. Aber es ist mir gelungen, einen Sicherheitsabstand zu wahren.«
Sabrina blieb stehen und sah Hipp in die Augen. »Weißt du was? Ich glaube dir. Und ich bewundere deine Willensstärke. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich mit meiner telefonischen Intervention in Dozza gerade noch rechtzeitig gekommen bin.«
»Könnte sein«, gab Hipp zu. »Gina kann sehr aufdringlich sein.«
»Wie auch immer, sie ist wirklich nett, frech, unkonventionell. Es macht Spaß, mit ihr zusammen zu sein. Und sie ist auf animalische Weise körperlich anziehend, sogar für Frauen. Wenn ich lesbisch wäre, könnte sie mir gefährlich werden. Wer weiß, was sie heute Nacht mit Roberta anstellt? Aber …«
»Aber?«
»Ich bin nicht lesbisch, solltest du doch wissen.« Sabrina gab Hipp einen Kuss. »Igitt, du schmeckst nach Gina.«
70
D er Maresciallo stand am Kopfende des schmalen Einsatzraums, vor ihm saßen einige Carabinieri unterer Dienstränge. Viberti erklärte, dass nunmehr alles besprochen sei. Jeder wisse, was er zu tun habe. Aber zur Sicherheit wiederhole er die entscheidenden Punkte. Er drehte sich um und deutete mit dem Stab auf ein Flipchart.
»Punto uno: Wir haben einen Tatverdächtigen im Fall des gewaltsamen Todes von Ildefonso Battardi. Sein Name: Carlo Giardina!
Punto due: Wir müssen behutsam vorgehen, denn wir haben keine konkreten Beweise. Wie ich erläutert habe, bin ich nur durch einige Beobachtungen und durch analytisches Nachdenken auf die Möglichkeit gekommen, dass Carlo Giardina, Bruder von Maria Battardi und Schwager des verstorbenen Ildefonso, sowohl ein Motiv für die Tat gehabt hätte als auch die Gelegenheit, sie auszuführen.
Punto tre: Ich gehe des Weiteren davon aus, dass besagter Carlo Giardina auch des Mordes an Hubertus Rettenstein schuldig ist.
Punto quattro: Es ist eine Hausdurchsuchung in der Enoteca von Carlo Giardina in Neive angesetzt. Vordringlich geht es darum, das Trüffeltagebuch des verstorbenen Ildefonso zu beschlagnahmen. Nach Auskunft eines Informanten befindet es sich in einer versperrten Schublade in der großen Kommode. Es ist in schwarzes Leder gefasst, mit Messingecken und einer goldenen Krone, wird von einem Gummi zusammengehalten und liegt unter dem roten Trüffeltagebuch von Carlo, das bei dieser Gelegenheit auch sichergestellt werden sollte. Mein Informant …«, der Maresciallo räusperte sich, »… hat detaillierte Kenntnis vom Aussehen dieses Tagebuchs, weil sich von selbigem in Maria Battardis Album ein ausgezeichnetes Foto befindet. Er hat Ildefonsos Tagebuch per Zufall in besagter Schublade gesehen. Sein Blick darauf war zwar nur kurz, aber lang genug, um es später wiederzuerkennen.
Punto cinque: Warum ist Ildefonsos Trüffeltagebuch so wichtig? Es wurde nach seinem Tod von seiner Witwe Hubertus Rettenstein überlassen. Da es sich nicht mehr in dessen Haus befindet, sondern, wie ich annehme, in Carlos Enoteca, liegt es nahe, dass hier eine widerrechtliche Aneignung stattgefunden hat, die möglicherweise in einen Streit mit Rettenstein eskalierte. Dabei könnte Carlo Giardina Rettenstein zu Tode befördert haben.
Punto sei: Deshalb werden von Carlo die Fingerabdrücke genommen und mit den Ergebnissen der Spurensicherung in Rettensteins Haus verglichen. Dies vor allem im Bereich des Schreibtisches, wo nach Aussage von Maria Battardi das Buch aufbewahrt wurde.
Punto sette: Sowohl bei der Durchsuchung in Carlos Enoteca als auch bei der gleichzeitig angesetzten Inspektion seiner Privatwohnung wird gezielt Ausschau gehalten nach einem Jagdgewehr. Maria Battardi verfügt über ein Fotoalbum, in dem Carlo gleich mehrfach – allerdings vor vielen Jahren – mit einer solchen Waffe zu sehen ist.
Punto otto: Besagtes Fotoalbum werde ich mir persönlich bei Signora Battardi ausleihen. Hier ist ein diskretes Vorgehen angesagt, das der Witwe den nötigen
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