Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo
Magenprobleme, weil ich mit präventiven Maßnahmen dagegen angehe. Sie sollten mal darüber nachdenken. Übrigens ist mir zugetragen worden, dass Sie sich in Begleitung Ihrer wunderbaren Freundin befinden. Signorina Sabrina Valentino, richten Sie ihr bitte meine aufrichtigsten Grüße aus. Es würde mich freuen, wenn wir noch Gelegenheit zu einem Treffen fänden.«
»Das machen wir ganz sicher«, sagte Hipp, »aber der Grund meines Hierseins …«
Viberti hob entschuldigend die Hand. »Ich muss Sie schon wieder unterbrechen. Aber Sie sollten wissen, Gina Zazzari ist in Alba eingetroffen. Sie hatte einen Termin bei Avvocato Romagnosi und wird auch bei mir vorbeischauen. Ich erwähne das nur«, er wiegte besorgt den Kopf, »weil es ja rein theoretisch sein könnte, dass ein Zusammentreffen dieser beiden Damen zu Konflikten führen könnte, und zwar hinsichtlich ihrer Zuneigung zu ein und derselben Person.«
»Vielen Dank für die Warnung. Aber Gina und Sabrina stehen bereits in direktem Kontakt. Mir ist auch nicht ganz wohl dabei. Aber erstens habe ich nicht wirklich ein schlechtes Gewissen …«
»Mir fällt schwer, Ihnen das zu glauben. Wäre ich an Ihrer Stelle gewesen«, der Maresciallo schnalzte mit der Zunge, »ich hätte ganz sicher allen Grund für ein schlechtes Gewissen.«
»… und zweitens kann ich nur auf einen guten Ausgang hoffen.«
Viberti nickte. »Sie sollten in der Chiesa di San Giovanni eine Kerze stiften. Bei zwei Frauen brauchen Sie göttlichen Beistand.«
»Sie ahnen, dass ich aus einem anderen Grund hier bin?«, machte Hipp einen erneuten Versuch.
»Ja, ich ahne es«, bestätigte der Maresciallo. »Ich fürchte, dass Sie mir erneut Arbeit machen. Das war mit ein Grund, warum ich einen Fernet Branca getrunken habe. Sie haben eine neue Theorie, ist es das?«
»Eine neue? Mein lieber Maresciallo, genau genommen hatte ich bislang noch nie eine Theorie.«
»Doch, dass entweder Zorzi oder die Russen Steinknecht gemeuchelt haben«, widersprach Viberti.
»Was immer noch am wahrscheinlichsten ist«, sagte Hipp, »aber ja nicht in Ihren Bereich fällt.«
»So ist es.« Er bekreuzigte sich. »Grazie a Dio. Und bei Rettenstein waren Sie mit mir der Meinung, dass Steinknecht als Täter in Frage kommt. Da erinnere ich mich doch richtig?«
»Er kommt in Frage, das schon. Aber ich habe nie Ihre diesbezügliche Begeisterung geteilt. Und zum Tode von Ildefonso Battardi habe ich mich noch nie geäußert.«
»Ildefonso Battardi? Wir gehen davon aus, dass es sich um einen Jagdunfall handelt.«
Hipp nickte. »Das ist mir bekannt.« Er lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und wartete ab.
Der Maresciallo nahm einen Bleistift und stieß ihn so lange auf seine Schreibplatte, bis die Mine abbrach.
»D’accordo. Sie haben also eine Theorie hinsichtlich der Person, die den tödlichen Schuss auf Ildefonso abgegeben hat. Es ist mir zwar ein völliges Rätsel, wie Sie hier zu Einsichten gelangen konnten, aber ich kann sie mir ja mal anhören. Und Sie stellen Steinknecht als Mörder von Rettenstein in Frage. Das macht mir größeren Kummer. Die Ermittlungen sind nämlich so gut wie abgeschlossen.«
Hipp lächelte. »Ich hatte, wie Sie wissen, Rettensteins Fall auch schon abgehakt, zwar gegen meine Überzeugung, aber einer resignierenden Bequemlichkeit folgend.«
»Und dann hat Ihre Giulietta schlappgemacht. Warum fahren Sie auch einen Oldtimer?«
»Vielleicht dient diese Tatsache der Gerechtigkeit?«
Viberti schüttelte zweifelnd den Kopf.
»Mein lieber Maresciallo, es liegt wie immer an Ihnen, meinen Gedanken zu folgen oder sie zu verwerfen. Alles Weitere ist einzig Ihre Entscheidung. Sie haben also nichts zu verlieren.«
Viberti steckte den Bleistift in einen Spitzer, drehte ihn, begutachtete hochkonzentriert das Ergebnis, besserte nach, blies auf die Mine und legte ihn zur Seite.
»È vero, ich habe nichts zu verlieren«, er schmunzelte, »ganz im Gegenteil. Schießen Sie los!«
Es dauerte eine gute halbe Stunde, bis Hipp alle Punkte dargelegt hatte. Nach wenigen Minuten hatte der Maresciallo begonnen, sich Notizen zu machen. Nach fünfzehn Minuten bestellte er zwei Espressi, und zwar doppelte, extra stark. Und nach Beendigung langte er erneut in die Schublade, um eine kleine Flasche Fernet Branca zu trinken.
»Dottore«, sagte er, »Ihre Theorie ist schwer bekömmlich. Nichts kann ich weniger gebrauchen als ein Magengeschwür!«
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N ach dem Gespräch mit Viberti hatte Hipp den
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