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Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Titel: Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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veranlassen Sie eine ärztliche Versorgung.«
    Viberti deutete mit der Hand einen militärischen Gruß an. »Sie können abtreten!«
    Sebastiano nahm Roberta am Arm und führte sie hinaus.
    »Tür schließen«, rief Viberti hinterher. Erschöpft ließ er sich auf seinen Stuhl sinken, fragte Sabrina, ob es ihr gut gehe, und sah dann Hipp an. Sein ernster Gesichtsausdruck wich einem Grinsen, das immer breiter wurde. »Das war meine erste Einsatzleitung, von der ich selbst nichts wusste. Dottore, ich könnte Sie auf der Stelle einsperren lassen.«

    Hipp ging zu dem Tischchen mit den Digestifs, wählte eine Flasche und setzte sich zwischen Viberti und Sabrina. Er beugte sich zu ihr, gab ihr einen Kuss und entschuldigte sich für die Turbulenzen, dann goss er die Grappa ein und reichte ihnen die Gläser.
    Ein Ober kam in den Raum und fragte, ob sie noch etwas benötigen würden.
    Viberti verneinte und sagte, dass er die Rechnung fertig machen und an die Carabinieri schicken solle.
    Als sie wieder alleine waren, stellte Viberti fest, dass es sich im Nachhinein betrachtet ganz zweifellos um ein »Pranzo d’affari«, um ein Arbeitsessen gehandelt habe.
    Er fragte Hipp, ob er wirklich hinter seinem Rücken mit Sottotenente Garrisaldo in Bologna gesprochen habe und von ihm die Telefonate habe überprüfen lassen.
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Sie haben geblufft, hatten gar nichts in der Hand?«
    Hipp nickte.
    »Gina, Gina, Gina«, murmelte Viberti. »Irgendwie tut mir das Mädchen leid.«
    »Mir auch«, sagte Sabrina. »Und was ist mit dir?«
    Hipp blieb ihr eine Antwort schuldig, nahm das Grappa-Glas und trank es in einem Zug aus.

Epilogo
    A m nächsten Morgen erwachte Hipp zu später Stunde. Er musste sich erst orientieren, so tief hatte er geschlafen. Sabrina? Sie hatte sich schon vor Stunden verabschiedet! Der Tod Rettensteins? Aufgeklärt! Viberti? Sich im Licht seines Erfolges sonnend! Carlo? Geständig! Gina? Hinter Gittern! Seine Giulietta? Abfahrbereit! Sein Haus in der Toskana? Auf ihn wartend! Er gab sich einen Ruck und stand auf.

    Vor dem Kreisverkehr mit dem Trüffelhobel schaltete er herunter. Dabei dachte er an die Autopanne vor einigen Tagen. Aber heute zeigte sich der Alfa von seiner besten Seite, kräftig röhrend, ohne Zeichen von Altersschwäche. Statt links in die Viale Torino einzubiegen, die ihn am Hotel Castelli vorbei auf direktem Weg aus Alba hinausgeführt hätte, fuhr Hipp geradeaus zur nahe gelegenen Station der Carabinieri. Wenig später wurde er von Brigadiere Sebastiano an der Pforte abgeholt. Der Maresciallo erwartete ihn bereits.
    Viberti begrüßte ihn mit einer freundschaftlichen Umarmung und bedankte sich, dass er sich noch die Zeit für einen Besuch nehme. Vielleicht habe er mehr Glück. Gina Zazzari sitze in ihrer Zelle und habe seit ihrer Verhaftung kein Wort gesagt. Auch Rechtsanwalt Romagnosi sei unverrichteter Dinge wieder abgezogen. Einen herbeigerufenen Psychologen habe sie mit starrem Blick ignoriert. Und dem Gefängnispfarrer habe sie ostentativ den Rücken zugekehrt.

    Hipp betrat den kahlen Raum, der als Möblierung nicht mehr enthielt als einen kleinen Tisch mit zwei Stühlen. Als er sah, dass Gina Handschellen trug, drehte er um, ließ sich den Schlüssel aushändigen, was Viberti nach kurzer Überlegung erlaubte, kehrte zurück, schloss die Tür und nahm ihr wortlos die »manette« ab. Er zog den freien Stuhl heran und setzte sich. Gina rieb sich stumm die Handgelenke, ohne ihn anzusehen.
    Hipp ließ sich Zeit. Mehr als fünf Minuten saßen sie sich schweigend gegenüber. Dann sagte er: »Du denkst an deine Mutter? Es geht ihr gut, ich habe vorhin mit ihren Ärzten telefoniert. Sie weiß nicht, dass du hier bist.«
    Langsam hob Gina den Kopf und stellte zum ersten Mal Blickkontakt her. Ihre Augen waren gerötet.
    »Und sie muss es nie erfahren«, fuhr er fort. »Es besteht die Möglichkeit, dass du nach Bologna verlegt wirst. Dort wird man dir bei guter Führung einmal die Woche Gelegenheit geben, deine Mutter zu besuchen. Das hat man mir in Aussicht gestellt.«
    Gina schniefte. »Hast du ein Taschentuch?«, fragte sie.
    »Ich habe mit Avvocato Romagnosi gesprochen«, sagte er. Seine Stimme blieb leise, ruhig und unaufgeregt, wie bei einer belanglosen Plauderei. »Deine Mutter kann im Sanatorium bleiben, die Finanzierung lässt sich aus dem Vermögen deines Vaters mit einigen juristischen Kniffen bewerkstelligen. Immerhin ist sie die Mutter seines einzigen

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