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Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Titel: Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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ihn mitfühlend anlächelte, war nicht gerade das, was man sich unter einer Dame vorstellte. Jedenfalls nicht in diesem Outfit – sie hatte Jeans an, Bergstiefel, eine Fleecejacke und einen Rucksack über der Schulter. Aber attraktiv, das war sie, ganz zweifellos. Kurze schwarze Haare, die Sonnenbrille nach oben geschoben, ungeschminktes hübsches Gesicht. Er erinnerte sich, dass er sie vorhin im Hotel gesehen hatte, an der Rezeption beim Begleichen der Rechnung. Ein burschikoser Typ, und trotzdem feminin. Eine zweifellos interessante Kombination.
    »Sì, molto sensibile, sehr empfindlich«, bestätigte er und zuckte hilflos mit den Schultern, »der Wagen springt nicht an.«
    »Posso, darf ich?«, fragte die Frau und deutete ins Auto.
    »Aber gerne.«
    Die Frau gab ihm den Rucksack, stieg ins Auto und betätigte den Anlasser. Keine Reaktion. Sie stieg aus und beugte sich über den Motor. »Alles klar. Haben Sie einen Hammer?«
    Hipp schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein, keinen Hammer. Ich glaube auch nicht, dass …«
    »Doch, definitiv«, unterbrach sie ihn. Sie sah sich um, entdeckte am Bürgersteig einen kleinen Stapel mit Pflastersteinen, holte sich einen und näherte sich bedrohlich der Giulietta.
    Hipp hob erschrocken die Hand. »Bitte nicht. Ich sollte besser einen Mechaniker rufen.«
    Die junge Frau hielt kurz inne, den Pflasterstein in der Hand wiegend, und sah ihn provozierend an. »Sind Sie etwa auch der Meinung, dass Frauen nichts von Autos verstehen?«, fragte sie.
    »Das nicht, aber …«
    »Fahren Sie mich zum Bahnhof in Asti, wenn ich Ihren Wagen zum Laufen bringe?«
    »Nach Asti, zum Bahnhof, natürlich, mit dem größten Vergnügen. Aber machen Sie bitte nichts kaputt!«
    »Tun Sie den Rucksack in den Kofferraum, Sie können sich schon mal ans Steuer setzen.«
    Hipp hatte das Gefühl, dass es besser wäre, dieser energischen Person nicht zu widersprechen, vor allem, solange sie den Pflasterstein in der Hand hielt. Sie beugte sich über den Motor. Ein kurzer Schlag.
    »Bitte anlassen!«
    Zu Hipps großer Verblüffung sprang die Giulietta sofort an. Durch die Frontscheibe grinste die Frau Hipp triumphierend an. Sie warf den Pflasterstein über den Gehsteig, offenbar war es ihr egal, wo genau er zum Liegen kam, machte mit geübtem Griff die Kühlerhaube zu, schwang sich auf den Beifahrersitz und gab Hipp die Hand. »Ich bin Gina. In solchen Fällen müssen Sie kurz, aber fest auf den Anlasser schlagen. Ein Hammer wäre besser, man kommt schlecht ran. So, und nun bringen Sie mich nach Asti. Geht das Radio? Ich würde gerne Musik hören.«

    Obwohl die Fahrt in die Provinzhauptstadt über eine halbe Stunde dauerte, ergab sich mit Gina kein Gespräch. Außer seinem Vornamen wollte sie von ihm nichts in Erfahrung bringen. Und umgekehrt hatte sie ganz offenbar wenig Lust, etwas über sich zu erzählen. Sehr viel mehr, als dass sie ihren Zug in Alba verpasst hatte und den Anschluss in Asti nach Bologna zu erreichen hoffte, gab sie nicht preis. Hipp hatte kein Problem damit, im Gegenteil, er fand ohnehin, dass oft zu viel geredet wurde. Sie wechselte alle paar Minuten den Radiosender, freute sich über die Sonne und den Fahrtwind, lächelte ihn einige Male freundlich an – und gab ihm zum Abschied am Bahnhof in Asti einen überraschenden Kuss auf die Wange. Das war’s.

    Jetzt saß Hipp in Asti an der Piazza Alfieri unter den Arkaden der Gran Bar Cocchi. Er trank einen Campari Soda, dachte über seinen erstaunlichen Fahrgast nach und darüber, dass gelegentlich von Menschen eine viel größere Faszination ausging, wenn sie einem rätselhaft erschienen und auf diese Weise die Phantasie anregten. Er könnte im Hotel nach Ginas Nachnamen und ihrer Adresse fragen, aber er würde es nicht tun. Ihm gefiel es, ihre gemeinsame Fahrt im offenen Cabriolet als Begegnung der seltsamen Art in Erinnerung zu behalten. Gina, die Mysteriöse, ein Fabelwesen in Bergstiefeln, das mit einem Pflasterstein einen Alfa zum Laufen brachte.
    Ob Viberti schon etwas von der Katze oder den Spuren in der Küche wusste? Nur keine Hektik, der Maresciallo würde sich melden, er hatte ja die Nummer von seinem Handy. Und nun? Er hatte am späten Nachmittag einen Termin beim Avvocato Romagnosi. Vielleicht machte er doch eine Andeutung, wie der Nachlass von Hubertus Rettenstein geregelt war? Vorher könnte er in einer Osteria Gnocchi essen und dazu einen Moscato* trinken. Und um achtzehn Uhr war er mit Carlo verabredet, Marias Bruder, der

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