Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo
ich Sie was fragen? Haben die Pelandroni, die Faulpelze auf der Baustelle gearbeitet, oder machen sie schon wieder Pause?«
»Sieht sehr nach Pause aus.«
Die Sekretärin schüttelte verzweifelt den Kopf. »Wie wollen die je fertig werden? Signore, Sie haben einen Termin beim Avvocato?«
»Ja, mein Name ist Hermanus, ich habe angerufen.«
»Signor Hermanus, d’accordo. Der Avvocato erwartet Sie bereits.«
Elio Romagnosi, ein kleiner, kahlköpfiger Mann, bot Hipp einen Stuhl an und faltete die Hände.
»Nun, Signor Hermanus, was führt Sie zu mir, wie kann ich Ihnen helfen?«
»Um es gleich zu sagen, ich komme nicht als Klient zu Ihnen.«
»Schade, sehr schade, aber vielleicht lässt sich das ändern. Ohne anwaltschaftliche Unterstützung ist ein längerer Aufenthalt in Italien undenkbar.« Romagnosi lachte. »Das war ein Scherz. Was also kann ich für Sie tun?«
Hipp erzählte, dass er ein Freund des verstorbenen Hubertus Rettenstein sei, dass er als privater Ermittler arbeite und von Rettenstein kurz vor seinem Tod einen Auftrag erhalten habe, zu dem er leider nichts sagen dürfe, den er aber aus Pflichtbewusstsein noch zu Ende bringen wolle. In diesem Zusammenhang müsse er Kontakt mit Rettensteins Erben aufnehmen, um die weitere Vorgehensweise zu besprechen.
Der Avvocato sah Hipp misstrauisch an. »Sie haben einen Auftrag erhalten? Ich hoffe, Sie können das belegen.«
»Könnte ich, ja. Herr Rettenstein hat mir den Auftrag sogar schriftlich bestätigt. Aber zum Inhalt möchte ich, wie bereits erwähnt, nichts sagen, und deshalb kann ich Ihnen das Schriftstück auch nicht zeigen.«
Romagnosi machte Anstalten aufzustehen. »Ich fürchte, in diesem Fall ist unser Gespräch bereits beendet, denn …«
»Sie können den Wahrheitsgehalt meiner Aussage überprüfen, indem Sie bei den Carabinieri anrufen«, unterbrach ihn Hipp. »Maresciallo Viberti, mit dem ich kooperiere, wird sie Ihnen bestätigen.«
»Maresciallo Viberti? Sie arbeiten mit den Carabinieri zusammen? Nun, das ist was anderes. Warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Bitte behalten Sie Platz. Also, Sie wollen wissen, wer Rettenstein beerben wird, um sich mit der oder den betreffenden Personen abzusprechen?«
Hipp nickte. »Ganz genau. Und ich möchte nicht länger warten. Der Auftrag des Verstorbenen hat gewisse zeitliche Prioritäten.«
»Ich fürchte, Sie müssen vorläufig mit mir als Nachlassverwalter vorliebnehmen. Es wird nämlich noch etwas dauern, bis die Erbschaft geregelt ist.«
»Ich verstehe. Gibt es eigentlich ein Testament?«
Der Avvocato hüstelte verlegen. »Nun, so viel darf ich andeuten, es gibt kein Testament. Sehr unvernünftig, natürlich, aber Signor Rettenstein hat das immer hinausgeschoben, mit dem Argument, er wolle ja noch ein Weilchen leben. Grob fahrlässig. Vor einigen Wochen allerdings hat er zum ersten Mal angedeutet, dass er nun doch ein Testament machen wolle, aber dazu ist es nicht mehr gekommen.«
»Also greift die gesetzliche Erbfolge. Wie ich von Maria Battardi weiß, hatte er keine Kinder.«
»Sie kennen seine Haushälterin?« Romagnosi nahm einen Füller und drehte ihn nachdenklich zwischen den Fingern. »Signora Battardi weiß vieles, aber nicht alles. Es gibt eine uneheliche Tochter. Sie war erst heute früh bei mir.«
Hipp sah den Avvocato überrascht an. »Eine Tochter?«
»Ja, Anfang dreißig, molto simpatica.«
»Lebt sie hier im Piemont? Oder etwa in Deutschland?«
»Nein, in Bologna. Sie ist schon wieder im Zug auf dem Weg nach Hause. Aber geben Sie sich keine Mühe, ihr Nachname ist nicht Rettenstein. Und Sie werden von mir keine weiteren Auskünfte bekommen, tut mir wirklich leid. Also, wie gesagt, wenn es etwas zu besprechen gibt, was die Interessen des Verstorbenen betrifft, müssen Sie schon mit mir vorliebnehmen.«
»Ich verstehe. Hubertus Rettenstein hat mal erwähnt, dass er an einer Exportfirma für italienische Feinkost beteiligt sei?«
»Das ist allgemein bekannt, die Firma heißt Delita, mit Sitz in Parma. Er hat dort zwei Partner, Ugo Zorzi und Amedèo Steinknecht. Hat Ihr Auftrag mit der Exportfirma zu tun?«
Hipp zuckte mit den Schultern. »Möglich wäre es, aber wohl eher nicht.« Er stand auf und gab Elio Romagnosi die Hand. »Avvocato, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Sehr freundlich. Ich muss noch einige Ermittlungen abwarten, dann werde ich Sie ins Vertrauen ziehen, und wir können uns gemeinsam überlegen, wie wir die Interessen des
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