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Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Titel: Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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es noch keine Verdächtigen gebe, dass er eine Frau und zwei Kinder hinterlasse und die polizeilichen Ermittlungen im vollen Gange seien. Frau und Kinder? Er würde darauf verzichten, mit ihnen zu sprechen. Er musste sich nicht noch zusätzlich deprimieren lassen.
    Hipp betrachtete die Farbe des Weins, schwenkte ihn im Glas, roch daran, nahm einen kleinen Schluck, zog Luft durch die Lippen, ließ die Aromen in die Nasenhöhle aufsteigen und schluckte ihn hinunter. Anklänge von Dörrpflaumen, Rosinen, Schokolade. Aber sehr im Hintergrund, flach und ohne Nuancen, überlagert von konzentrierter Fülle, die ihn an Bonbons erinnerte, dazu frische Holznoten und kraftlose Tannine. Er lächelte zufrieden. Wenigstens bescherte ihm dieser Wein noch einen amüsanten Tagesausklang. Der Nebbiolo war durchaus trinkbar – aber ein Barolo aus La Morra war dies nie und nimmer. Schon gar nicht von diesem Jahrgang. Hipp prostete der Flasche zu. Alla salute!

33
    M aresciallo Viberti begrüßte Maria Battardi mit einem formvollendeten Handkuss. Er hängte seine Uniformmütze an die Garberobe und folgte ihr ins Wohnzimmer. Die Augenbrauen nach oben gezogen, fächelte er sich mit der Hand die Luft zu.
    »Signora, das riecht ja köstlich, wie in einer Pasticceria«, stellte er fest.
    »Ich habe gerade einen Nusskuchen gebacken.«
    »Eine Torta di noci*, che deliziosa, das wäre nicht nötig gewesen.«
    Maria lächelte. »Eigentlich war sie nicht für Sie bestimmt, heute Nachmittag kommt Carlo.«
    Viberti sah verlegen auf den Boden. »Entschuldigen Sie, wie konnte ich nur annehmen, dass Sie …«
    »Aber der Kuchen ist groß genug, wir könnten ihn schon anschneiden.«
    »Nein, kommt nicht in Frage«, protestierte er.
    »Doch, ich bestehe darauf, ein Stück Nusskuchen und dazu einen Cappuccino.«
    »Überredet, da kann ich nicht nein sagen, das wäre unhöflich. Könnte ich statt des Cappuccinos einen Caffè …« Viberti zwinkerte ihr zu.
    »… einen Caffè corretto?«, vermutete Maria.
    »Sì, mit einem klitzekleinen Schuss Grappa.«
    »Ganz wie Ildefonso. Auch mein verstorbener Mann hat den Caffè gerne korrigiert. Bitte nehmen Sie schon Platz, ich komme gleich mit dem Kuchen. Ich muss noch Schlagsahne machen.«
    »Darf ich mich etwas umsehen?«
    »Natürlich, ich habe keine Geheimnisse.«
    »Aber Signora, wer denkt denn an so was? Mich interessieren ganz privat die Fotos auf dem Kamin. Ihre Familie, wie ich annehme?«
    »Ja, Ildefonso, seine verstorbenen Eltern, mein Bruder Carlo …«
    »Liebe Signora Battardi«, unterbrach er, »lassen Sie sich nicht aufhalten. Der Nusskuchen, Sie wissen schon.«

    Eine halbe Stunde später wischte sich der Maresciallo mit der Serviette den Mund ab. Er faltete die Hände wie zum Gebet. »Signora Battardi, das war ein Hochgenuss, mein Kompliment. Spätestens jetzt weiß ich, was Signor Rettenstein an Ihnen gehabt hat. Sie haben doch gewiss für ihn gekocht?«
    »Habe ich, ja. Sein Lieblingsgericht war Brasato al Barolo*.«
    »Schmorbraten? Signora, dafür könnte ich sterben. Filet vom Kalb, feingehackter Speck, Knoblauch, Karotten, Sellerie …«
    »Rosmarin, Lorbeerblätter«, fuhr Maria fort.
    »Gewürznelken und Zimt«, komplettierte Viberti die Liste der Zutaten, »nicht zu vergessen der Barolo.«
    Maria nickte bewundernd. »Maresciallo, Sie sind nicht nur ein Feinschmecker, Sie verstehen sogar ausgesprochen viel vom Kochen.«
    »Zu viel der Ehre. Ja, ein klein wenig, das schon. Aber kein Vergleich zu Ihnen. Signora, wenn Sie gestatten, möchte ich kurz das Thema wechseln.«
    »Ich weiß, Sie sind nicht wegen des Kuchens hier.«
    »Das wäre Anlass genug. Ich wollte Sie nur fragen, ob Sie Signor Steinknecht gekannt haben, den Partner Ihres verstorbenen Chefs.«
    »Sicher kenne ich ihn. Er kam regelmäßig vorbei, um geschäftliche Dinge zu besprechen und um Trüffeln abzuholen.«
    »Signor Steinknecht wurde gestern tot aufgefunden«, sagte Viberti.
    »Mein Gott, nimmt das kein Ende?« Maria schlug die Hände vors Gesicht.
    »Was nimmt kein Ende?«
    »Erst mein Mann, dann Rettenstein, jetzt Steinknecht. Drei Todesfälle innerhalb von so kurzer Zeit. Maresciallo, das ist doch schrecklich.«
    »Sì, orribile!«, bestätigte Viberti.
    Maria zog ein Taschentuch aus dem Ärmel und schneuzte sich. »So viel Unglück auf einmal. Was für eine Tragödie.«
    »Signora, Sie sind wahrscheinlich der einzige Mensch, der alle drei Toten gekannt hat.«
    »Wirklich? Der Herrgott meint es nicht gut mit mir.

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