Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Titel: Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
Vom Netzwerk:
Urteil. »Einen Barolo zu fälschen ist vorsätzlicher Mord an einem Mythos.«
    »Interessant scheint mir die Frage, warum eine gefälschte Flasche Barolo neben Steinknecht in einer Tiefkühltruhe mit Scampi steckt.«
    »Ich sagte doch, der Mörder ist ein Ignorant. Würden Sie zu Scampi einen Barolo trinken? Ein Cortese aus Gavi passt viel besser, auch ein Arneis, vielleicht sogar ein Dolcetto, aber doch kein Barolo.«
    »Wenn er schon nicht zu den Scampi passt …«
    »… dann hat er nichts damit zu tun«, schlussfolgerte Viberti, der bei allen kulinarischen Ausschweifungen immer wieder urplötzlich auf den Kern einer Sache zurückkommen konnte. »Nicht unwahrscheinlich, dass der oder die Mörder mit der Flasche eine Botschaft hinterlassen wollten. Womöglich hat die Firma mit gefälschtem Wein gehandelt, und es gab Streit mit den Abnehmern.«
    »Das wäre auch meine These«, bestätigte ihn Hipp in dieser Auffassung.
    »Man müsste feststellen, wohin der Wein geliefert wurde.«
    »Falls dieses Geschäft in den Büchern von Delita nicht vermerkt sein sollte, hätte ich noch einen Tipp.«
    »Dottore, wir werden Ugo Zorzi in die Mangel nehmen. Aber für einen Tipp bin ich immer dankbar.«
    »Überprüfen Sie mal die Geschäftsbeziehungen der Firma nach Moskau«, sagte Hipp, sich an das mitgehörte Telefonat im Büro erinnernd.
    »Nach Moskau? Wie hätten Russen je darauf kommen sollen, dass der Barolo gefälscht ist? Die können doch nicht mal einen Krimsekt von einem Asti Spumante unterscheiden.«
    »Wenn Sie sich da mal nicht täuschen. Ich kenne Russen, die sammeln von alten Barolo-Weinen nur die besten Jahrgänge.«
    »Solche Russen gibt es? Ich muss meine Meinung revidieren. Alte Barolo-Jahrgänge zu sammeln ist eine vorbildliche Leidenschaft und zeugt von großer Kennerschaft. Vielen Dank für die Aufklärung und den Tipp. Ich werde mich mit meinen unbedarften Kollegen in Parma kurzschließen. Dottore, mille grazie e arrivederci.«

    Normalerweise hätte sich Hipp über das Telefonat amüsiert. Aber die Beschreibung der Frau, die Rettenstein besucht hatte und später bei seiner Villa gesehen wurde, war ihm auf den Magen geschlagen. »Gina, Gina, Gina …«, murmelte Hipp. Doch er beschloss, nicht in unnötige Hektik zu verfallen. Er kannte ihre Adresse in Bologna, es reichte, wenn er ihr abends seine Aufwartung machen würde. Es sprach absolut nichts dagegen, seine Pläne in Modena* zu realisieren. Dort angekommen, parkte er den Wagen vor dem zentral gelegenen Hotel Canal Grande, wo ihm die Giulietta sicher schien. Er hatte einen Platz im wohl ungewöhnlichsten Lokal Modenas reserviert, bei Giuseppe Giusti, einer Salumeria, deren Gründung auf das Jahr 1605 zurückreicht. Hinter der Theke des Ladens ging es versteckt in einen kleinen Raum mit gerade mal vier Tischen. Dort gab es mittags regionale Küche vom Feinsten. Hipp hatte sich hier mal mit Rettenstein zum Essen verabredet. Und er erinnerte sich, dass dieser davon gesprochen hatte, dass Giusti auch das Lieblingslokal seines Partners Zorzi war, der ja in Modena lebte und hier eine Acetaia sein eigen nannte. Er esse entweder bei Giusti oder, wenn es etwas eleganter sein sollte, bei Fini an der Piazzetta San Francesco. Dass er aber Zorzi hier wirklich antreffen würde, hatte er nicht erwartet, glaubte er doch, dass er in Parma beschäftigt war. Umso größer seine Überraschung, als er Rettensteins verbliebenen Partner an einem Tisch sitzen sah. Kurz entschlossen ging er zu ihm, stellte sich vor, kondolierte ihm zum Tod seines Partners – und folgte seiner Einladung, am Tisch Platz zu nehmen.
    Zorzi entschuldigte sich, dass er ihre gestrige Verabredung nicht hatte wahrnehmen können. Auch jetzt habe er eigentlich tausend Dinge zu erledigen, und außerdem sei er mit seinen Nerven völlig am Ende. Umso wichtiger sei das Mittagessen. Er freue sich, dass der Zufall sie zusammengeführt habe. Er erinnere sich daran, dass Rettenstein von Hipp gesprochen habe. Er sei insbesondere von seiner Weinkennerschaft beeindruckt gewesen. Was sie zum Anlass nehmen sollten, eine gute Flasche zu bestellen und auf ihre verblichenen Freunde anzustoßen, auf Hubertus Rettenstein und Amedèo Steinknecht. Gott sei ihren Seelen gnädig.
    Hipp stellte fest, dass die Weinkarte im umgekehrten Verhältnis zur Größe des Raums stand. Sie begann auf über sechs Seiten allein mit Bollicine und Champagner. Rasch verständigten sie sich auf einen Spitzenwein aus der Toskana. »Eine Cuvée

Weitere Kostenlose Bücher