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Hirngespenster (German Edition)

Hirngespenster (German Edition)

Titel: Hirngespenster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Keller
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wieder Alex' Vorwürfe im Kopf, der ihr genau dies geraten hatte – um genau zu sein, hatte er vorgesehen, dass er diesen Job übernahm. Aber sollte sie es lassen, nur, weil es sein Einfall gewesen war? Im Übrigen hatte sie selbst auch etliche Ideen gehabt. Ganz doof war sie auch nicht.
    Sabina schloss die Haustür auf und sah noch einmal auf die gegenüberliegende Straßenseite. Es war niemand zu sehen. Jetzt wollte sie kurz mit Olga sprechen und anschließend noch ein paar Stunden am PC verbringen, um die Bestellungen über ihren Online-Shop abzuwickeln. Auch dieser war Alex' Idee gewesen. Tanja hatte ihr jemanden vermittelt, der ihn programmiert hatte und pflegte.
    Alex' Businessplan war Gold wert – wie sehr, das hatte sie erst festgestellt, nachdem die Zusage des Arbeitsamts für den Gründungszuschuss gekommen war. Viel war es zwar nicht, was sie bekam, aber zusammen mit ihren Rücklagen konnte sie eine Weile zurechtkommen, wenn sie sparsam war.

    Als sie die letzten Stufen zu ihrer Wohnung nahm, war es bereits Viertel vor neun, und sie zögerte einen Moment, ob sie noch bei Olga klingeln konnte. Sie tat es dennoch. Schlafen würde ohnehin noch niemand; das Einzige, was passieren konnte, war, dass Vladimir in Feinrippunterhose am Küchentisch saß und zur russischen Tagesschau ein Stück Blutwurst mit Senf aß. Dabei häutete er zunächst konzentriert die Wurst, um sie dann mit Messer und Gabel in kleine Würfel zu schneiden und schmatzend zu verspeisen, während sie mit Olga am Tisch die Stoffe inspizierte. Heute jedoch war Vladimir nicht am Küchentisch, er lag im Bett.
    »Ist krank, Vladimir«, flüsterte Olga und winkte Sabina in die Küche, »hat Grippe.«
    »Dann bleibe ich lieber drüben, wenn er seine Ruhe braucht. Wir können auch morgen noch die Stoffe ansehen«, wandte Sabina sich zum Gehen – doch Olga zog sie am Arm. »Komm mal rein, muss ich dir was erzählen«, bat sie aufgeregt.
    »Aha, was denn?«
    »Habe ich Karten für die Palast! Und du kommst mit!«
    Sabina verstand kein Wort. »Welcher Palast?«
    »Die mit der russische Trapezkinstlerin, Sabina, hast mir selbst erzählst! Gab es heute Karten bei Verlosung bei FFH, heute Mittag zwelf Uhr. War ich nur zu Hause, weil Vladimir ist krank. Habe ich angerufen, Leitung war leer, plötzlich Moderator fragt: Wer ist in Leitung? Rufe ich: Olga Pratnikova ist! Hatter gelacht, nette Mann war. Und habs ich gewonnen zwei Karten fier Vorstellung morgen Abend. Ist Ju-bi-lä-um, Sabina. Was sagst?«
    »Wow, das ist ja toll!«, rief Sabina überrascht. »Aber warum nimmst du Vladimir nicht mit?«
    Olga legte ihre kleine dicke Hand mit den beringten Fingern auf Sabinas Arm und flüsterte: »Ist doch krank, Vladimir. Habe ich gefragt Moderator, ob darf Mann mit, wo hat Vogelgrippe. Nein, geht nicht, sagt der. Also, ich nehme dich.«
    »Vogelgrippe? Wie kommst du denn darauf?«
    »Kam wie angeflogen, pletzlich war da.«
    Sabina lachte. »Wahrscheinlich ist er morgen tatsächlich noch zu krank dazu – und ich komme gerne mit, ich freue mich riesig. Das ist ein feiner Laden, da machen wir zwei uns ein bisschen schick.«
    Olga war deutlich anzusehen, wie sehr sie sich freute. »Ziehe ich an Tafthose mit rote Bluse, Sabina. Wenn magst, kann ich gleiche für dich nähen – sehen wir aus wie Schwestern!«
    Sabina blinzelte. »Naja, also, ich glaube, ich ziehe vielleicht mal wieder ein Kleid an, ich habe eins für solche Anlässe, weißt du – es ist zumindest schwarz …«
    Olga nickte. »Habe ich sowieso wenig Zeit zu nähen, Sabina, bin ich froh, dass du noch hast bessere Klamotten wie die hier.« Sie deutete auf Sabinas Kleidung. Ihre Denim-Jeans steckte in dunkelbraunen Lederstiefeln, dazu trug sie eine khakifarbene Hemdbluse von Mexx. Keine Frage, sie kam nicht an Olgas Outfit heran, das aus einer apfelgrünen Stoffhose im Karottenschnitt, kombiniert mit einem hellen Wollpullover, bestand. Die Taille zierte ein breiter Gürtel aus schwarzem Kunstleder.
    Sie legte die Hand auf Olgas Arm. »Ich verspreche dir, ich mache dir morgen keine Schande. Wir machen uns schick, und weil du mich so lieb einlädst, übernehme ich die Getränke. Und jetzt«, rückte sie sich auf dem Küchenstuhl zurecht, »jetzt gucken wir uns mal an, welche Stoffe deine Cousine mitgebracht hat.«

Silvie
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