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Hirngespenster (German Edition)

Hirngespenster (German Edition)

Titel: Hirngespenster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Keller
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bedeutungsvollen Blick zu und widmete sich wieder den Kunststücken des Zauberers, der sich jetzt langsam auf ihren Tisch zubewegte – der Transvestit war inzwischen verschwunden und schritt in gebührendem Abstand durch die Reihen.

    Das Gespräch der Neuzugänge wollte nicht recht in Schwung kommen. Die beiden Männer in Krawatte und Anzug äußerten sich missmutig über die schlechte Parkplatzsituation, die beiden Frauen hofften, dass »uns keiner von denen anspricht«, wer auch immer damit gemeint sein mochte. Olga betrachtete unverhohlen die Frisur einer der beiden Damen, die kunstvoll auftoupiert und danach auf der äußeren Hülle wieder glattgekämmt worden war – eine Frisur, die Tanja »den Helm« zu nennen pflegte.
    »Was meinst, Sabina«, flüsterte Olga, »Perücke ist?«
    »Nein«, flüsterte sie zurück, »nur viel Haarspray.«
    »Reiche Leute sind, oder?«
    »Ich schätze schon.«
    »Ah! Was schätzt? Wie viel?«
    »Olga!«
    Die beiden Herren stellten plötzlich ihr Gespräch ein und musterten Olga interessiert. Olga jedoch wandte ihre Aufmerksamkeit dem Kellner zu, der eben die Getränke an den Tisch brachte. Mit abgespreiztem kleinem Finger nahm sie ihr Glas entgegen und schaute ihm interessiert dabei zu, wie er gekonnt den Champagner öffnete und in einer fließenden Bewegung die Gläser zunächst der Damen und dann der Herren füllte. Als die Vierergruppe elegant die Gläser erhob und ein leises »Zum Wohl« von sich gab, erhob auch Olga ihr Glas, beugte sich zu den vieren hinüber, rief »Prost!« und klirrte ihr Glas der erschrocken dreinschauenden Dame mit Helmfrisur entgegen. »Sind wir nur einmal jung!«, rief sie und nahm einen kräftigen Schluck.
    »Sie sagen es, junge Frau«, lachte einer der Herren. Sabina hatte den Verdacht, er hielt Olga ebenfalls für einen Teil der Show. Olga ließ es sich nicht nehmen, mit ihm anzustoßen, und schließlich auch mit allen anderen.
    »Oh Mann, Olga«, sagte Sabina und hielt flehentlich nach dem Moderator Ausschau in der Hoffnung, dass die Show bald beginnen möge. Doch es zog sich noch hin.
    Kaum hatte Olga ihr Glas Sekt geleert, beäugte sie die Flasche Champagner der vierköpfigen Gesellschaft und bat mit erhobenem Glas: »Darf ich Schluck probieren? Nur kleine Schlückchen.«
    Es mochte am Champagner selbst liegen oder am großen Herzen des Herrn zu Olgas Rechten, jedenfalls füllte man ihr Glas, ohne mit der Wimper zu zucken. Sabina hielt erschrocken die Hand über ihren Sektkelch, als man auch ihr eingießen wollte, und murmelte »Danke, aber ich muss noch fahren«. Der Herr zwinkerte ihr wissend zu und stieß erneut mit Olga an. »Woher kommen Sie?«, erkundigte er sich, und Olga blies stolz die Wangen auf. »Komme ich aus Sandweg in Bornheim. Und Sie?«
    Er lachte. »Ich meinte eher, woher sie ursprünglich stammen. Lassen Sie mich raten: Polen?«
    Olga riss entsetzt die Augen auf. »Unmeglich! Komme ich nicht aus Polen! Komme ich aus Russland, Jaroslavl, reichste Stadt von Ikonen!« Sie nahm einen tiefen Schluck Champagner und setzte eine konzentrierte Miene auf. »Gut ist, Champagner. Nicht so gut wie Sekt, aber auch gut.« Sie machte eine kurze Pause, dann beugte sie sich zu ihm hinüber, und Sabina stellte amüsiert fest, dass auch die anderen drei Herrschaften interessiert ihre Köpfe in Olgas Richtung wandten, selbst die Dame mit der Helmfrisur schien etwas aufzutauen. Täuschte sie sich, oder kicherte sie sogar? »Wissen Sie«, fragte Olga verschwörerisch, »was ist Unterschied zwischen Pole und Rumäne?« Sabina winkte dem Kellner; sie brauchte eine Flasche Wasser, oder noch besser einen Schnaps. Die anderen Anwesenden warfen sich unsichere Blicke zu.
    »Rumäne ist zu faul zum Klauen!«, platzte Olga heraus, und die Runde kicherte verstohlen »Hohoho!« und »Hehehe!«, nur der Herr links von Sabina klopfte sich auf die Schenkel vor Lachen. »Der ist gut!«, rief er.
    Am lautesten jedoch lachte Olga.

    »Ich dachte, ich krieg’ mich nicht mehr ein, Tanja«, kicherte Sabina ins Telefon, nachdem sie wieder zu Hause angekommen war. »Und das war erst der Anfang. Als die erste Nummer vorbei war, kam der erste Gang – du kannst dir Olgas Gesichtsausdruck nicht vorstellen, mit dem sie die winzige Portion Amuse-Gueule bedacht hat. ›Ist Kinderteller?‹, hat sie in die Runde gefragt. Und ihr Blick, als die sich noch eine Flasche Champagner bestellten. Sie griff zur Karte und guckte demonstrativ nach, was der kostet. Wir zwei tranken

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