Hirngespenster (German Edition)
bugsieren konnte, ohne Anna zu alarmieren. Da sagte sie auch schon: »Natürlich hatte mein Mann eine Lebensversicherung, was denken Sie denn?«
Ich wollte etwas einwenden, sie in ihren Ausführungen stoppen. Mein Blick wandte sich wieder an Jens, dass er doch bitte eingreifen möge – doch Ratz kam mir zuvor.
»Sie sind doch der Herr von der Versicherung«, sprach er ihn an. »Sie müssten doch wissen, um wie viel Geld es sich handelt.«
Ich musste eingreifen. Bevor Ratz weiterfragte und Jens in Verlegenheit brachte, rief ich: »Anna, ich wollte es dir schon die ganze Zeit sagen, aber es ist … oh Gott, Anna es ist …« Mir blieb der Mund offen stehen, mein Herz raste vor Aufregung. Ich brauchte eine Lösung! Ich konnte doch nicht sagen, dass sie nichts mehr hatte. »Es ist mit Sicherheit weniger«, faselte ich, »also, erheblich weniger. Wahrscheinlich ist es sogar …«
»Ja?«, fragte Ratz und musterte mich interessiert, als ich Jens vom Bett aus sagen hörte: »Ich weiß gar nicht, was Sie haben, Frau Jakobi, beruhigen Sie sich doch. Es sind fünfhunderttausend Euro.«
Ich heulte auf wie ein Wolf und schlug die Hände überm Kopf zusammen. Wie konnte er so etwas sagen, Hoffnung in Anna wecken, dass ihr noch Geld blieb? Das war doch verantwortungslos! Ratz beobachtete uns weiter interessiert. Anna starrte mich an. Dann fing sie sich und nickte. »Fünfhunderttausend, das stimmt.«
Erschöpft blickte ich ihr in die Augen. Ihr Blick war fest, sie hielt meinem stand. Ich machte auf dem Absatz kehrt und floh aus dem Schlafzimmer. Sollten sie mit ihr quatschen. Ich musste dringend raus hier.
Sabina
»Warum so viel Geld, du weißt, dass mir das das Genick bricht«, flüsterte Sabina und hielt Alex' Blick stand, der ihr im Café Hauptwache gegenübersaß. »Warum hasst du mich so?«
Alex gab den Blick gekränkt zurück. »Ich habe mir Hoffnungen gemacht, Sabina. Ich fand, wir haben uns super ergänzt – ich habe kaufmännisches Wissen, du das Talent. Wir waren ein schönes Paar, guck uns doch mal an! Wir passten perfekt zusammen!«
Sabina senkte den Kopf. »Ich wollte wirklich, dass es funktioniert. Aber es ging nicht.«
»Aber dass es nicht geht, das hast du erst festgestellt, als der Businessplan stand und abgeschickt war. Alles in trockenen Tüchern!«
Sabina schüttelte den Kopf. »So war es nicht, Alex. Aber du hast recht, ich hätte dich fragen sollen, ob ich dir was dafür zahlen soll. Nur – über Preise spricht man eben vorher. Jetzt einfach eine Rechnung zu stellen, ist so ziemlich das Mieseste …«
»Warum hast du uns keine Chance gegeben?«, überging er ihren Ausbruch. »Es hätte so schön werden können zwischen uns.«
»Ich kann dir den Grund nicht erklären. Und wenn ich es versuchte, dann würdest du es ohnehin nicht verstehen.«
Alex legte seine Hände an die Schläfen. »Es ist wegen diesem Johannes, oder?«
Sabinas Augen weiteten sich. »Woher weißt du von ihm?«, fragte sie überrascht.
»Als du an Heiligabend im Bad warst und ich auf dich gewartet habe, da sah ich eine Weihnachtskarte rumliegen. Wer ist der Typ? Kennst du ihn von früher?«
»Ich kann nicht glauben, dass du in meinen Sachen geschnüffelt hast! War das auch die Gelegenheit, bei der du meinen Ersatzschlüssel mitgenommen hast?«
Alex hob die Schultern. »Du warst tagelang vorher schon komisch. Und ich hatte dir eigentlich an Weihnachten einen Schlüssel zu meiner Wohnung geben wollen. Als Geschenk.«
Sabina schüttelte den Kopf. »Alex, wir waren so gut wie nie in deiner Wohnung. Ich hätte überhaupt keinen Schlüssel gebraucht. Was sollte diese Schnüffelei in meinen Sachen? Du liest meine Weihnachtspost? Das ist doch nicht normal!«
Alex' Stimme hob sich. »Warum regst du dich so auf? Hattest du was mit dem, während wir zusammen waren?«
»Nein, das hatte ich nicht! Aber, wenn du es unbedingt wissen willst: Ja, er ist der Grund, warum aus uns nichts geworden ist! Ich hab's wirklich versucht, wollte es selbst, dass es mit uns funktioniert. Aber es ging nicht! Er geht mir nicht aus dem Kopf, auch wenn er unerreichbar für mich ist.« Sabina hielt erschöpft inne. »Ich wollte ihn vergessen, Alex, und es tut mir wirklich leid, dass mir das nicht gelungen ist.«
Er schüttelte den Kopf. »Dir tut es nur um dich selbst leid, und dass du jetzt dafür bezahlen musst, dass du mich so ausgenutzt hast. Und das wirst du. Und wenn du nicht bezahlst, dann zeige ich dich an, weil du Olga und ihre Cousine schwarz
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