Hirngespenster (German Edition)
bezahlst.«
Sabina verschränkte die Arme und lehnte sich zurück. »Du willst mich wirklich in die Pfanne hauen.«
Alex stand auf. »Ich lass mich nicht verarschen. Ganz einfach.«
Was sollte sie tun? Seine Eltern anrufen? Sie darum bitten, auf ihren Sohn einzuwirken? Wohl kaum, wo sie ihnen doch nur aus dem Weg gegangen war. Oder doch? Freunde von ihm kannte sie keine. Die Großmutter vielleicht? Alle waren doch angeblich so neugierig auf sie gewesen.
Dann kam ihr eine andere Idee. Vielleicht sollte sie mit Olga über ihr Vorhaben diskutieren – immerhin konnte sie mal im Kaffeesatz nachschauen, ob ihre Mission überhaupt erfolgversprechend war.
Olga machte ein zweifelndes Gesicht. »Letzte Mal, wo habe ich in Kaffeesatz gelesen, hast nicht gehört auf mich.«
»Da wusste ich noch nicht, dass du da wirklich gut drin bist, Olga«, schmeichelte Sabina. »Und ich will auch nur wissen, ob ich überhaupt eine Chance habe, Alex durch seine Eltern oder seine Oma zu überzeugen!«
Olga betrachtete sie skeptisch und schnalzte mit der Zunge. »Viel Geld ist. Wenn ich wierde in Lotto gewinnen, dann wierde ich Alex einfach überweisen Geld.« Sie überlegte. »Hast Kontonummer?«
»Klar, die steht ja auf der Rechnung. Aber auf deinen Lottogewinn können wir nicht warten. Alex will sein Geld früher haben.«
Olga blickte verträumt in die Ferne. »Wenn ich wierde gewinnen in Lotto, wierde ich mir kaufen ganz viele Kleider bei C & A, so viel wie ich kann tragen!«
»Bei C & A?«
»Ja! Kleider phantastisch. Passen immer!«
»Hhmm. Aber du könntest dir Kleider von namhaften Designern leisten, die würden alles passgenau auf deine Figur anfertigen.«
»Findest problematisch meine Figur?«, fragte Olga schmallippig und umfuhr mit den Händen ihre Hüften. »Bei C & A passt wie angegossen.«
Sabina wechselte das Thema. »Da wir nicht davon ausgehen können, dass du nächste Woche im Lotto gewinnst, muss ich mir was anderes einfallen lassen. Und daher wäre es super, du würdest deine … Fähigkeiten … für mich einsetzen und mir einen Tipp geben, ob ich zu seinen Eltern gehen soll oder nicht.«
»Problem gibt«, sagte Olga.
»Jaaa?«
»Wenn ich in Kaffeesatz sehe, dass ist problematisch mit Eltern, dann gehst trotzdem.«
»Quatsch, nie im Leben!«
»Verstehst nix, Sabina. Wenn ich sehe, dass ist problematisch, dann ich kann nur sehen, wenn du bists gegangen. Wenn nicht gehst, ich sehe nix.«
Sabina blickte sie an. »Aber beim letzten Mal hast du gesagt, ich soll die Finger von Alex lassen. Du hast gesagt, wenn ich auf dich gehört hätte, wäre alles nicht passiert! Soll das heißen, du wusstest, dass es so oder so Ärger gibt?«
»Ungefähr«, nickte Olga und betrachtete ihre Fingernägel. »Wusste ich, dass du sowieso bei ihm bleibst, egal was ich sage. Kaffeesatz stimmt immer.«
»Aber das ist ja Beschiss! Was nutzt einem dann eine Hellseherin?«
»Wenn geht alles gut, macht ruhiger.«
»Na super!« Sabina sah aus dem Fenster. Sie konnte kaum glauben, dass sie solche schwachsinnigen Gespräche führte. Dennoch sagte sie: »Guck trotzdem in den Satz. Und sag mir einfach, was du siehst. Dann weiß ich wenigstens, ob ich am Ende zahlen muss oder nicht. Vielleicht bin ich mit der Gewissheit ruhiger.«
Olga betrachtete sie zweifelnd. »Wenn meinst.«
In bedrückender Langsamkeit bereitete Olga den Kaffee in ihrer kleinen Blechkanne zu. Sabina beobachtete sie nervös. Was auch immer bei der Sache herauskam: Sie war für alle Zeiten von neuen Männerbekanntschaften geheilt. Jede Beziehung, die sie begann, endete in einem Desaster.
Olga nahm die Blechkanne vom Herd und setzte sich zu ihr. Goss zuerst sich selbst und dann Sabina den Rest des Kaffees ein.
»Ist die Kanne undicht, oder warum setzt sich da eigentlich so viel Satz ab?«, fragte Sabina, die in ihre Tasse schielte. Olga lachte und machte eine Handbewegung die »warte ab« heißen sollte – der Kaffee musste sich erst einmal setzen. Sabina kniff die Augen zusammen, wartete, trommelte demonstrativ mit den Fingern auf die Tischplatte und trank schließlich auf Olgas Zeichen hin langsam das bittere Gebräu. Am Ende starrte sie auf den Tassenboden, auf dem sich der Satz sammelte. Ein einziger dunkelbrauner Brei. Was, bitteschön, sollte hier zu erkennen sein?
Doch nun war Olga an der Reihe. Sie betrachtete sich den Satz eingehend von allen Seiten. Anders als beim letzten Mal, wo sie nur einen kurzen Blick hineingeworfen hatte, hielt sie die Tasse
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