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Hirschkuss

Hirschkuss

Titel: Hirschkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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freuen, ich muss mich für ihn freuen‹, sagte sie sich in Gedanken immer wieder. Dann fragte sie laut: »Und wer ist die Glückliche?«
    »Es ist die Jane.« Kastner strahlte über das ganze Gesicht.
    »Die Jane?«, wiederholte Anne verständnislos.
    »Jawohl.«
    »Wer ist denn bitte die Jane?«
    »Also, jetzt geh, Anne! Jane Kramermayer! Das ist diese super Arbeitskollegin von der verschwundenen Nikopolidou, das weißt du doch! Diese beeindruckende Frau. Wir haben die doch verhört!«
    Anne blickte ihren Kollegen an, als hätte er ihr gerade anvertraut, er sei schwanger – mit Zwillingen. »Jane Kramermayer? Aber die ist doch über vierzig und verheiratet!«
    »Alles kein Problem«, wiegelte Kastner ab.
    Anne schüttelte ungläubig den Kopf. »Und … und … wie kam es dazu?«
    »Sie hat mich angerufen und gefragt, ob wir uns einmal treffen können, hier bei uns am See. Da habe ich Ja gesagt. Und gestern nach Dienstschluss haben wir uns getroffen.«
    »Und was habt ihr gemacht?«
    »Ich habe ihr unser schönes Tal gezeigt. Die sucht nämlich ein Ferienhaus.«
    »Die sucht ein Ferienhaus.« Anne dachte nach. »Und du meinst, du bist in sie verliebt.«
    »Ich meine das nicht, ich weiß das. Ein Mann spürt so etwas sofort, da drin«, erklärte Kastner und legte sich mit einer für seine Verhältnisse theatralischen Handbewegung die Hand auf seine linke Brust.
    Vom Gang her drang ein Husten ins Zimmer. Es war Nonnenmacher. »Was spürt ein Mann?«, fragte der Dienststellenleiter und schaute neugierig durch die halb geöffnete Tür.
    »Ach, nix«, antwortete Kastner schnell.
    »Stellen Sie sich vor, Herr Nonnenmacher, unser Seppi ist verliebt!«, rief Anne Nonnenmacher zu.
    »Ach geh, Sepp! In wen denn? Deine Mutter oder was?«
    Kastner war beleidigt und schaute zum Fenster hinaus. Die Kaffeemaschine machte ein röchelndes Geräusch.
    Nonnenmacher spürte, dass er unhöflich gewesen war, und meinte: »Nix für ungut, Sepp, ich wollt dich nicht beleidigen. Magst noch was erzählen von deiner neuen Flamme?«
    »Na, jetzt nicht mehr.« Kastner starrte zum Fenster hinaus.
    »Und, Frau Loop, gibt’s von Ihnen Neuigkeiten?«
    Anne wurde rot. »Ob ich verliebt bin, oder was?«
    Nonnenmacher hatte Annes Erröten registriert und kombinierte sofort: »Ach so, jetzt kapier ich!« Er lachte dröhnend. »Ach so, ach so, Sie und der Sepp, und …«
    »Einen Scheißdreck kapierst du, Kurt, aber jetzt ist’s auch schon wurscht. Anne, wie war’s in Düsseldorf?«
    Anne unterrichtete die Kollegen von ihrem Zusammentreffen mit Cindy Mattusek. Nachdem sie geendet hatte, fasste Nonnenmacher zusammen: »Zwei Verschwundene innerhalb von nicht einmal zwei Wochen: eine junge Frau, die einen Haufen Bargeld daheim liegen hat, und ein Mann, der auf junge Frauen steht. Das passt doch irgendwie zusammen!«
    »Meinst du, dass der Mattusek die hat verschwinden lassen?«, fragte Sepp Kastner.
    »Seine eigene Frau hat diese ganzen Sexspielchen nicht mehr mitgemacht, da hat der sich vielleicht ein anderes Opfer gesucht«, überlegte Nonnenmacher.
    »Und das andere Opfer soll Hanna Nikopolidou gewesen sein?«, fragte Anne ungläubig. »Und warum ausgerechnet sie?«
    »Zufall«, meinte Nonnenmacher und erlegte eine Fliege, die auf einem Aktenordner saß, was Krach und einen roten Fleck erzeugte.
    »Und warum ist der Mattusek dann selber verschwunden?« Anne erschloss sich noch immer kein logischer Zusammenhang.
    »Der versteckt sich bloß«, strickte Nonnenmacher seine Theorie weiter. »Weil er die Nikopolidou umgebracht hat.«
    Anne schüttelte den Kopf. »Ich sehe da überhaupt keine Verbindung. Frau Nikopolidou war vor ihrem Verschwinden nur ein paar Stunden im Tal. Wie hätte sie da den Mattusek so gut kennenlernen sollen, dass sie mit ihm mitgeht und von ihm zu Sexspielchen genötigt wird?«
    »Die ist natürlich nicht freiwillig mitgegangen! Der hat die gezwungen!«, bellte Nonnenmacher. »Solchene Sextäter schrecken vor nichts zurück!«
    »Aber das entspräche überhaupt nicht dem, was seine Frau von ihm erzählt hat. Mattusek scheint Frauen nicht mit Gewalt gefügig zu machen, sondern mit Geschenken. Und wenn sie nicht mehr wollen, dann lässt er sie fallen. Seine Frau war sicher nicht die Erste, mit er es so gemacht hat.« Anne schwieg einen Augenblick. »Was das Verschwinden von Hanna Nikopolidou angeht, bin ich ratlos. Aber Leute, die ein Motiv haben könnten, den Mattusek loszuwerden, sehe ich eine ganze Menge.«
    »Die

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