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Hiske Aalken 01 - Die Lebenspflückerin

Hiske Aalken 01 - Die Lebenspflückerin

Titel: Hiske Aalken 01 - Die Lebenspflückerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regine Kölpin
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schmackhaftes Essen zu bereiten mit den wenigen Dingen, die ihnen hier zur Verfügung standen. Sie hielt das Haus sauber, flickte seine Kleidung. So hatte Cornelius nie bemerkt, wie sehr seine eigene Frau ihn verabscheute. Vermutlich wäre es ihm ohnehin gleich gewesen. Er war zu sehr mit sich beschäftigt, war viel zu selbstherrlich, um zu merken, dass er Widerstand hervorrief.
    Es gab Nächte, da hatte Tyde mit dem Messer aus der Küche vor seinem Bett gestanden. Ein falscher Atemzug hätte die Mauer zum Einstürzen gebracht, und sie hätte erbarmungslos auf ihn eingestochen. Doch stets hatte sich das Bild des Kerkers vor Tydes Auge geschoben, in dem sie dann das Kind hätte zur Welt bringen müssen, bevor man sie enthauptete oder schlimmere Dinge mit ihr tat. Sie hatte immer gezögert, war letztlich zu feige gewesen. Sie wusste nicht, ob er das Recht gehabt hatte, sie zu schlagen. Sie war ihm einfach kein gutes Weib gewesen, denn dann hätte sie Spaß an der Art gehabt, wie er in sie eingedrungen war. Stattdessen hatte sie die Augen geschlossen und es ihn verrichten lassen wie seinen täglichen Toilettengang, denn er hatte ihr wehgetan dabei. Ein Weib, das den körperlichen Akt dermaßen verabscheute, musste sich über nichts wundern, trug schwere Schuld, denn es war Gottes Wille, sich zu fügen.
    Nein, der Tod ihres Gatten berührte sie nicht, wie Tyde jetzt klar wurde. Es war eher der Abstieg von der Frau des Lokators zu Hebrichs Zofe, der sie verbitterte. Und dennoch: Sie fühlte sich auf eine bestimmte Art frei – wenn sich nicht diese Angst durch ihren Körper gefressen, sie von innen ausgehöhlt hätte. In diesen Momenten hoffte sie inständig, dass das Kind noch im Mutterleib starb und sie am besten gleich mit auf die Reise in die Unendlichkeit nahm.
    Tyde konzentrierte sich wieder auf die Frisur ihrer Herrin, wollte nicht, dass die ihre Zerrissenheit bemerkte.
    »Du zerrst an meinem Haar«, herrschte Hebrich sie da auch schon an. Dann sah sie zu ihrer Zofe und bemerkte das starke Zittern ihrer Hände. »Geht es dir nicht gut?«
    Tyde schwieg, bekam ihre Unruhe nicht in den Griff.
    »Geh in deine Kammer und leg dich hin, nicht, dass dem Kind noch etwas passiert«, wies Hebrich sie an.
    Tyde fiel der Kamm aus den Händen, sie raffte ihre Röcke und stürzte aus dem Zimmer. Hebrich hatte recht: Sie musste sich hinlegen, sonst würde sie zusammenbrechen unter der Last des Lebens, die sie seit Cornelius‘ Tod erdrückte, ihr die Luft zum Atmen nahm und ihr vorgaukelte, dunkle Schatten seien Tag und Nacht an ihrer Seite. Kaum lag sie auf ihrem Kissen, umschloss die kalte Hand ihr Herz. Sie, Tyde von Ascheburg, hatte ein Herz aus Eis.
    Anneke hatte eben Dudernixen aus ihrem Wagen gelassen und verspürte das zwingende Bedürfnis, sich überall zu waschen. Wie immer, wenn er bei ihr gelegen hatte. Er verstand es zwar, den Lagerbewohnern die schönsten Bäder zu bereiten, verwendete außergewöhnliche Seifen, die er auch ihr immer wieder zukommen ließ. Doch er selbst war sich dafür wohl nicht gut genug, denn er roch immer unangenehm, schwitzte zu stark, und hinterher glich sein Geruch dem von altem Fisch.
    Dudernixen achtete peinlichst darauf, dass keiner seinen Besuch bei ihr mitbekam. Er klagte Anneke regelmäßig sein Leid, dass Magda ihn kaum mehr an sich heranließ. Anneke konnte seine Frau verstehen. Ohne den guten Wein oder Käse oder die herrlichen Seifen würde sie für ihn die Röcke auch nicht lüften. Der Bader war nicht nur hässlich, sondern von einem geradezu abstoßenden Äußeren. Seine Nase war von großen Poren durchsetzt, sein Leib zu füllig, die Lippen zu fleischig. Dazu reihte sich am ganzen Körper Warze an Warze. Er fühlte sich uneben, schmutzig an. Ein Graus für jeden Frauenkörper. Egal, was er ihr schon geboten hatte, niemals würde Anneke erlauben, dass seine Lippen die ihren berührten. Sie ertrug das Zusammensein auch nur mit geschlossenen Augen.
    Gerade als sie sich Wasser in die Waschschüssel gießen wollte, hörte sie ein Weinen, das sie innehalten ließ. Anneke lupfte die Plane und schielte zum Wagen des Baders. Magda stand davor und wischte sich mit dem Handrücken immer wieder über die Augen.
    »Was ist geschehen?« Anneke hüpfte von ihrem Wagen und ging auf die Badersfrau zu, die sich ängstlich umsah, als befürchte sie, gleich ihren Mann um die Ecke toben zu sehen.
    »Ich bin schwanger«, flüsterte sie. »Schwanger. Bin mir ganz sicher. Schon eine Weile. Ich muss

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