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Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall

Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall

Titel: Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regine Kölpin
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gehen, ein neuer Erdenbürger wird die Herrlichkeit bald mit seinem Dasein bereichern. Die Frau des Bäckermeisters kommt nieder.«
    Jan fasste sie sacht an der Schulter, hielt sie zurück. Seine Augen waren warm. Und ehrlich. Er hatte nichts von seiner Einzigartigkeit verloren. »Warte kurz. Wie geht es meinem Freund Garbrand? Spricht er dem Alkohol noch immer so zu?«
    Hiske lächelte. »Er trinkt am liebsten Moscatella, wenn er ihn bekommt, was selten genug ist. Aber dem Genever und Branntwein ist er auch nicht abgeneigt. Wann wirst du ihn aufsuchen? Er lebt noch in der Wagenburg, wird aber schon bald in die Neustadt übersiedeln, wenn sich eine Kammer findet.«
    »Ich gehe alsbald zu ihm«, sagte Jan.
    »Er hat dich mehr vermisst, als er zugibt«, fügte Hiske hinzu.
    »Ich ihn auch, sehr sogar.« Jans Stimme klang weich.
    Wenn er das doch auch von mir sagen könnte, dachte Hiske und wandte sich zum Gehen.
    »Ich würde mich gern mit dir über das Marschenfieber unterhalten. Deine Beobachtungen sind wichtig und können hilfreich sein. Wann können wir das tun? Wir müssen der Seuche Einhalt gebieten, sonst sterben noch mehr Kinder. Es ist ja mit ein Grund, warum ich hier bin.«
    Und der andere?, dachte Hiske. Bist du meinetwegen hier oder geht dir Anneke nicht aus dem Kopf? Würde sie Jan wirklich etwas bedeuten, dann wäre er doch viel eher zurückgekommen. Laut sagte sie: »Ich lasse dir eine Botschaft zukommen, wenn meine Arbeit getan ist. Wo kann ich dich finden?«
    »Ich werde beim Landrichter Wolter Schemering wohnen, wie beim letzten Mal auch.«
    »Dann suchst du auch jetzt keine langfristige Bleibe«, stellte Hiske fest. Sie merkte selbst, wie enttäuscht sie war, zumal Jan ihr nicht widersprach. Er würde hier erneut nicht Fuß fassen wollen.
    Sie verabschiedete sich von den Männern mit einem Kopfnicken und raffte ihre Röcke, damit sie am Saum nicht zu staubig wurden, denn schon jetzt hatte die Sonne den Boden getrocknet.
    Kaum war sie ein paar Schritte gegangen, spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Es war Friso van Heek. Die Wärme seiner Haut brannte sich durch ihre Kleidung, ließ ihr Herz schneller klopfen. »Wisst Ihr wirklich nicht, wo ich sonst Unterschlupf finden kann? Gibt es keine andere Herberge?«
    Hiske schüttelte den Kopf, sah sich nach Jan um, doch der war bereits in der Menge der Ankommenden verschwunden. Er sieht mir nicht einmal nach, dachte sie, riss sich aber zusammen und antwortete Friso van Heek: »In der Neustadt gibt es leider nichts. Das wird alles erst gebaut. So lange müsst Ihr Euch mit der
Krocht
zufriedengeben, auch wenn es alles andere als ein bequemes Wirtshaus ist. Doch die Burg Gödens ist nah, und es ist immer noch besser, als kein Dach über dem Kopf zu haben. Bitte entschuldigt, aber das Weib wartet.« Hiske wischte seine Hand von ihrer Schulter, glaubte anschließend ein Brennen zu spüren.
    Friso van Heek nahm die Geste mit einem Schmunzeln hin. Er war ein Spieler. Ablehnung trieb ihn erst recht dazu, einer Frau nachzustellen. Hiske würde sich in Acht nehmen müssen.
    »Gott schütze Euch«, stieß die aus und wusste selbst nicht, warum. Aber in dem Augenblick, wo sie es sagte, war es, als habe er den Schutz nötig, auch wenn er noch so selbstsicher auftreten mochte.
    Hiske hastete den Weg entlang, und noch im Gehen fühlte sie die stechenden Blicke van Heeks im Rücken.
    Der Mann war böse. Seine Augen waren böse, und er hatte mit der Lebenspflückerin so gesprochen, dass es ihr nicht gefiel. Außerdem trug er ein seltsames Ding um den Hals. Groß und mit einem Berg im Meer. Der Knabe fürchtete das Bild und wusste doch nicht, warum.
    Nun beobachtete der Wortsammler, wie der böse Mann der Lebenspflückerin hinterhersah. Er schien es nicht gewohnt zu sein, dass ihn jemand stehen ließ. Wenn der Mann ihr folgte, würde der Wortsammler sich ihm entgegenstellen. Er schützte sie. Immer. Das hatte er sich geschworen. Sie gab ihm zu essen und zu trinken, eine Bettstatt, und sie nahm ihn in die Arme, wenn er traurig war und ihr nicht erklären konnte, warum. Sie trocknete seine Tränen, die oft unkontrolliert über die Wangen rollten. Er würde auf sie aufpassen, sein Leben lang. Einen Augenblick verharrte der Wortsammler noch in seiner Lauerstellung. Er wollte sich eben abwenden, als er sah, dass Friso van Heek doch die Richtung eingeschlagen hatte, in die Hiske gegangen war. Sofort spannte der Wortsammler seine Muskeln an, lief mit ausgreifenden Schritten

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