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Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall

Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall

Titel: Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regine Kölpin
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Grieta die Gedanken ihrer Freundin nicht von sich, denn noch nie hatten sie einen Kunden gehabt, der sich so gebärdete wie Friso van Heek. Fast so, als sei er tatsächlich der Satan in Menschengestalt. Wer wusste schon, was die bösen Mächte wirklich ausrichten konnten. Als der Kaufmann aus dem Haus gegangen war, hatte Grieta sich in ihre Bettstatt zurückgezogen, die Hände gefaltet und den Herrgott angefleht, dass sie dem Mann nie zu Gefallen sein musste. Lieber würde sie sterben oder aber ihm ein Messer zwischen die Rippen stoßen und selbst am Galgen enden. Sie hatte befürchtet, er würde spätestens in der nächsten Nacht zurückkehren, denn selbst, als er fertig gewesen war und alles verrichtet hatte, glaubte Grieta, in seinen Augen noch immer ein begehrliches Glühen zu entdecken.
    Es war gut, dass der Kaufmann nicht mehr unter den Lebenden weilte. Grieta würde aber den Teufel tun und jemandem erzählen, dass Friso van Heek in der Nacht vor seinem Todestag bei ihnen gewesen war. Sollten sie doch nach seinem Mörder jedes Staubkorn der Herrlichkeit umdrehen, davon gab es ja im Augenblick genug. Sie würde schweigen wie ein Grab. Denn wenn die Neustädter gewahr wurden, dass der Satan persönlich in ihrem Haus gewesen war und er dabei seinen Samen in Lina gepflanzt hatte, würde der Teufel mit ausgestrecktem Finger auf Grieta, Lina und Anneke zeigen. Und diesen Fingerzeig würde keine von ihnen überleben.
    Jan klopfte an Hiskes Tür. Es dauerte eine Weile, bis die Hebamme öffnete. Sie musste eben erst aus dem Bett gekommen sein, obwohl die Sonne schon recht hoch am Himmel stand.
    »Ich möchte mich entschuldigen, weil ich dir nicht helfen konnte.« Jan hatte sein Barett in der Hand und drehte es verlegen hin und her. »Und weil ich erst jetzt komme.«
    Hiske musterte den jungen Arzt und runzelte dabei die Stirn. Sie schien zu überlegen, wie sie reagieren sollte. »Ist gut, Jan. Du wirst Gründe dafür haben, einen ganzen Tag verstreichen zu lassen, ehe du zu mir kommst.« Noch immer war ihr Blick nicht von der freundlichen Tiefe gezeichnet, die ihre Augen zu etwas ganz Besonderem machten. Jan versuchte, die Situation ein wenig zu entspannen, und trat die Flucht nach vorn an. »Du redest von Anneke?«
    Hiske nickte. »Sie hat dich bei meinem Fortgang schließlich in Beschlag gelegt. Und du warst nicht sehr abgeneigt, ihr zu widersprechen. Was dich danach abgehalten hat, weiß ich nicht, und ich glaube, es geht mich auch nichts an.«
    »Sie war nicht der Grund.« Er griff nach Hiskes Hand, die sie aber sofort wegzog und auf dem Rücken mit der anderen verschränkte.
    Jan räusperte sich. »Krechting hat mich angesprochen. Er verdächtigt Garbrand. Ich war gestern den ganzen Tag damit beschäftigt, seine Unschuld und die des Wortsammlers zu beweisen. Bevor Krechting abreist. Nun ist er auf dem Weg nach Emden.«
    Hiske schrak sichtlich zusammen. »Garbrand? Wie kommt Krechting darauf?« Sie trat jetzt zur Seite und winkte Jan herein.
    Er ließ sich auf der Küchenbank nieder, während sie einen Kessel mit Wasser anstellte. Ihr Gram schien für den Augenblick verschwunden. »Ich braue uns einen Kräutertrank. Dann können wir in Ruhe reden.«
    Jan war erleichtert, dass Hiske nun wesentlich versöhnlicher klang. Obwohl es ihn rührte, dass sie offensichtlich eifersüchtig auf Anneke war, wollte er das nicht. Es war zu gefährlich, wenn sich ihre Gefühle zueinander vertieften, womöglich sogar Liebe daraus wurde. Er machte Frauen unglücklich, und das war etwas, was er Hiske nicht antun wollte. Sie war die Frau, die ihm nach Lieke am meisten bedeutete, aber Lieke war tot. Durch seine Schuld. Er würde das nie verwinden und Hiske nicht der Gefahr aussetzen, ihn zu nah an sich herankommen zu lassen.
    Während Hiske den Kräutersud ansetzte, erzählte Jan, was man Krechting über die Nacht des Mordes zugetragen hatte, und er stellte die Aussage des Mönchs dagegen. »Ich bin überall in der Neustadt herumgelaufen, habe nach Menschen gesucht, die Garbrand und den Knaben entlasten können.«
    »Es gab niemanden, stimmt’s?« Hiske fuhr sich durchs Haar. Ihre Wangen waren leicht gerötet, sie war von den Ereignissen tief getroffen.
    Jan schüttelte den Kopf. »Leider nein. Alle haben nur von dem Streit berichtet, den van Heek und der Wortsammler gehabt hatten. Und wie wütend der Wortsammler war.«
    »Garbrand ist nie und nimmer ein Mörder«, sagte Hiske. »Er nicht und der Wortsammler schon gar nicht. Hast du

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