HISTORICAL Band 0264
so lustvoll reagiert hatte? Sie musste verrückt gewesen sein. Sie hatte nicht einmal Champagner getrunken, ganz offenbar hatte sie nur vollkommen den Verstand verloren.
Sie musste ihn genauso begehrt haben wie er sie.
Sally schlug die Augen auf. Selbst jetzt konnte sie noch Jacks Körper an ihrem spüren, dazu diese unfassbare, fließende und nicht zu unterdrückende Wärme, die durch ihre Adern geströmt war, als er sie geküsst hatte. Sie legte die Hand an ihre Lippen. Bisher war sie selten geküsst worden – und noch nie auf diese Art. Als sie verlobt gewesen waren, hatte Jonathan, ihr späterer Ehemann, sie ein- oder zweimal geküsst; nichts weiter als respektvolle, flüchtige Küsse auf die Lippen, was Sally vor künftigen Problemen hätte warnen müssen, wäre sie damals nur etwas erfahrener gewesen. Diese Küsse waren niemals so wie der von Jack gewesen, voller Glut, Leidenschaft und Verlangen. Und genau dadurch hatte sie sich verraten. Sie hatte sich noch nie so unglaublich begehrt gefühlt, noch nie auf eine solche Art, dass ihr ganzer Körper vor sinnlicher Lust gebebt hatte.
Sie ließ sich auf den kleinen roten Plüschhocker sinken und betrachtete sich hilflos im Spiegel. Jack hatte recht, sie sah mitgenommen aus. Sie wollte so aussehen, sie wollte verführt werden. Jack war in ihr Leben gestürmt und hatte nach nur zwei kurzen Begegnungen alle ihre sorgfältig errichteten Schutzzäune eingerissen. Zum ersten Mal die körperliche Liebe mit Jack Kestrel zu erleben, der ihr das Gefühl geben würde, sinnlich, lüstern und begehrenswert zu sein … Allein bei dem Gedanken wurde ihr glühend heiß.
Seufzend begann sie, ihr Haar zu ordnen; sie korrigierte den Sitz ihres Stirnbands und steckte die lockeren Diamantnadeln fest, ehe sie ihr Kleid glatt strich. Nun sah sie wieder ordentlich aus, die tadellose Eigentümerin des Blue Parrot, gepflegt und gefasst wie immer. Nur in ihrem Gesicht hatte sich etwas verändert. Ihre Lippen waren rosig und voll von Jacks Kuss, und in ihren Augen entdeckte sie ein neues, staunendes Wissen. Ihre Bedürfnisse, ihre Empfindungen und ihre Sehnsüchte waren erwacht und forderten Erfüllung.
Sie sah auf die kleine goldene Uhr an der Wand. Noch ein paar Stunden, dann war sie Jack Kestrels gefährliche Gegenwart los. Dann konnte sie mit Connie sprechen, die Briefe einfordern, sie Jack schicken – und die Sache war erledigt. Sie brauchte ihn nie wiederzusehen. Sie konnte den Wahnsinn vergessen, der von ihr Besitz ergriffen hatte. Dieser Drang, alle Regeln außer Acht zu lassen, nach denen sie so lange gelebt hatte, war zu furchteinflößend. Sie war nicht sicher, wohin das führen konnte.
Sie zwang sich, wieder gesunden Menschenverstand anzunehmen, und atmete ein paar Mal tief durch, um sich zu fassen. Nur noch wenige Stunden in Jacks Gesellschaft … dann war es vorbei.
3. KAPITEL
Diese Frau. Wie konnte sie nur so kühl und ungerührt aussehen, wo er sie doch erst vor zehn Minuten geküsst hatte, dass ihr Hören und Sehen verging? Wie konnte sie es wagen ,so kühl auszusehen, während er brannte vor Begierde, sie endlich zu besitzen?
Jack beobachtete Sally, als sie langsam auf ihn zukam. Der Kellner hatte ihn zum besten Tisch im Speisesaal geführt; einem Tisch auf der Estrade im hinteren Teil des Saals, umgeben von grünen Palmwedeln. Irgendwo, von hier aus nicht zu sehen, spielte ein Streichquartett. Es war eine bezaubernde Szenerie, entspannt und doch äußerst stilvoll. Das Essen duftete himmlisch.
Jack jedoch hatte den Appetit auf Essen verloren und fühlte sich in keiner Weise entspannt. Alle Nervenenden in ihm schienen vor Anspannung erwartungsvoll zu vibrieren. Er sah, wie Sally lächelte und stehen blieb, um andere Gäste zu begrüßen. Sie sah hoheitsvoll aus, unberührbar und sehr, sehr verführerisch in ihrem fuchsiafarbenen Seidenkleid. Es war ihm schon aufgefallen, als sie in den Spielsalon gekommen war. Natürlich. Jeder Mann im Raum hatte sie angesehen. Das gerade geschnittene Kleid war bodenlang und betonte vollkommen ihre Figur. Jack wurde der Mund trocken, und das Atmen fiel ihm schwer, als er daran dachte, wie er ihren Körper unter der glatten Seide liebkost hatte. Verdammt, für ihn gab es nur eine einzige Art, diesen Abend zu beenden – Sally Bowes dieses aufreizende Kleidungsstück auszuziehen und mit ihr ins Bett zu gehen. Noch nie hatte er sich so voller Ungeduld nach einer Frau erlebt.
Jack stand auf, als Sally an den Tisch trat. Sie bedachte
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