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HISTORICAL Band 0264

HISTORICAL Band 0264

Titel: HISTORICAL Band 0264 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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geliebt. Vielleicht liebst du sie immer noch, und weil sie tot ist, ist sie unerreichbar. Was glaubst du, wie ich mich als deine Frau fühlen werde, wenn ich weiß, dass ich mich gegen einen Geist behaupten muss? Ich habe eine schlechte Ehe hinter mir und werde keine weitere eingehen. Denn wenn die körperliche Leidenschaft zwischen uns erlischt, und das wird sie irgendwann, dann bleibt uns nichts anderes mehr.“
    „Also gut.“ Jack trat einen Schritt zurück, ohne ihre Hände loszulassen. In seinen Augen lag ein heller, herausfordernder Glanz, derselbe Glanz, den Sally dort auch an dem Abend im Blue Parrot wahrgenommen hatte, als er im Spielsalon die Glückssträhne gehabt hatte. Sie sah ihn zweifelnd an. „Gib mir dieses eine Wochenende Zeit, dich zu umwerben“, bat er. „Weise mich nicht von vorneherein zurück. Gib mir zwei Tage, um dich umzustimmen. Am Montag antwortest du mir dann.“
    „Zwei Tage!“, sagte Sally ungläubig. „Glaubst du wirklich, du kannst mich in nur zwei Tagen umstimmen?“
    „Ja.“ Jack lächelte nicht, und sein eindringlicher Blick berührte sie tief.
    „Und wenn ich meine Meinung nicht ändere?“, fragte sie. „Nimmst du deine Niederlage dann hin und drängst mich nicht weiter, dich zu heiraten?“
    „So ist es.“ Der Druck seiner Hand besagte etwas ganz anderes.
    „Du lügst.“
    Jack fing an zu lachen. „Richtig. Ich werde weiterhin um dich werben, Sally, denn mein Verlangen nach dir bringt mich um den Verstand. Aber ich schwöre dir, dass ich dich nicht drängen werde.“ Er hob ihre Hand an und küsste ihre Fingerspitzen. „Jetzt bist du an der Reihe.“
    Den ganzen Tag verbrachten sie miteinander. Sie ritten im Park und picknickten zu Mittag. Das war natürlich ungeheuerlich, denn sie verließen das Haus ohne Bedienstete und Anstandsbegleitung, aber selbst Lady Ottoline lächelte nachsichtig. Unter den mächtigen Eichen im Park breiteten sie eine Decke aus und aßen hungrig kalten Schinken, Geflügelpastete und Cremetörtchen mit Erdbeeren. Dazu tranken sie Champagner. Der Alkohol und die Wärme machten Sally schläfrig, und so legte sie sich auf den Rücken und sah hinauf in das Blätterdach der Bäume.
    „Es ist schön, wieder einen englischen Sommer zu erleben“, stellte Jack fest. Er lag entspannt neben ihr, hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und sah ebenfalls zum Himmel. „Ich hatte fast vergessen, wie er ist, so frisch und kühl nach der Hitze in Südfrankreich.“
    „Erzähl mir, was geschehen ist, als du England vor all den Jahren verlassen hast“, bat Sally schläfrig. Sie drehte sich zu Jack um, und sein Gesicht wirkte ganz ruhig, doch sie spürte trotzdem seine plötzliche Anspannung. Sie wusste, er hasste es, über die Vergangenheit zu reden, aber wenn er nicht bereit war, sie wenigstens in einen kleinen Teil seiner Geschichte einzuweihen, dann gab es wohl wirklich keine Hoffnung für sie. Sie konnte keinen Mann heiraten, der sein Innerstes vor ihr verschloss.
    „Ich war einundzwanzig, als ich fortging“, begann Jack nach einer Weile zu erzählen. Ein trauriges Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Vor der Sache mit Merle hatte ich mich bereits für einen ganzen Mann gehalten, aber als mein Vater mich verbannte, fühlte ich mich nur noch wie ein verirrter kleiner Junge. Obwohl ich diese Schwäche natürlich mit aller Macht verbarg.“
    „Du hattest nicht damit gerechnet, dass er dich fortschicken würde.“
    „Nein. Sicher, ich wusste, ich hatte meine Familie grenzenlos enttäuscht, doch in meiner jungendlichen Überheblichkeit dachte ich, dass ich alles haben könnte – eine schillernde Zukunft, den Rückhalt meiner Familie und … Merle.“ Er senkte die Stimme. „Und dann verlor ich alles. Merle starb, ich war in Ungnade gefallen, und meine glänzende, privilegierte Zukunft löste sich in Luft auf.“
    Sally legte sich anders hin, damit sie sein Gesicht besser sehen konnte. Sein Blick war nachdenklich, die Augen dunkel vor Erinnerungen. „Ich habe gehört, du bist dann zur Armee gegangen?“
    „Ich kämpfte gegen die Buren“, erklärte er. „Ich wollte auf ruhmreiche Art ums Leben kommen, damit mein Vater wieder stolz auf mich sein konnte, aber das Einzige, was mir gelang, war zu überleben.“
    Seine Stimme klang ausdruckslos, doch seine Miene wirkte grimmig. Sallys Herz zog sich vor Mitgefühl zusammen. Nach einer Weile schob sie ihre Hand in seine, und als sie merkte, wie sich seine langen, kräftigen Finger um ihre

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