HISTORICAL Band 0264
schlossen, durchströmte sie ein Gefühl des Friedens und der Erleichterung. Wenn sie nur ein wenig zu ihm durchdringen konnte, dann war es ihr vielleicht möglich, das Eis der Verbitterung in seinem Innern zum Schmelzen zu bringen.
„Das Leben hat die unangenehme Angewohnheit, einem die Pläne zu durchkreuzen“, sagte sie und sah, wie er lächelte.
„O ja. Als ich nach dem Krieg feststellte, dass ich nicht nur am Leben war, sondern mir auch einen Lebensunterhalt verdienen musste, trat ich ins Luftfahrtgeschäft ein. Den Rest kennst du. Ende letzten Jahres bin ich nach Hause zurückgekehrt.“
„Vorher bist du nie hergekommen?“, fragte sie, und als er den Kopf schüttelte, rief sie fassungslos: „Aber Charley muss dich schrecklich vermisst haben! Und du warst nicht da, als Lucy geboren wurde und als deine Mutter starb …“
Einen Moment lang drückte er ihre Hand so fest, dass es ihr wehtat, aber gleich darauf lockerte er seinen Griff wieder. „Ich konnte nicht zurückkehren, ehe ich die Schande nicht getilgt hatte.“
Sally versuchte, die Dämonen zu verstehen, die diesen vielschichtigen Mann plagten. Da war noch irgendetwas, was er ihr verschwieg. Es war ein langer, erbitterter Kampf für ihn gewesen, seine Vergangenheit zu bewältigen; und noch immer, so vermutete sie, gab es da Dinge, die er sich nicht verzeihen konnte.
„Sie haben dich mit offenen Armen willkommen geheißen“, meinte sie. „Charley und Lucy sind ganz vernarrt in dich, und ich glaube, Lady Ottoline liebt dich mehr, als sie zeigt.“
„O ja, sie haben mich alle behandelt wie den verlorenen Sohn“, bestätigte Jack, und wieder konnte Sally die leichte Verbitterung aus seiner Stimme heraushören.
„Und du hast das Gefühl, dass du das nicht verdient hast.“
Jack nickte stumm, und nach einer Weile beugte Sally sich über ihn, um ihn tröstend zu küssen. Einen Augenblick lang lag er ganz still da, doch dann hob er die Hände und legte sie um ihr Gesicht, damit er den Kuss vertiefen konnte. Er drehte Sally auf den Rücken, richtete sich halb auf und sah sie an. Seine Augen glitzerten vor Verlangen, und dieser Blick machte Sally atemlos vor Erregung.
„Jack“, flüsterte sie.
Seine Miene war finster. „So hatte ich mir das Werben um dich eigentlich nicht vorgestellt.“
„Das ist mir gleich“, behauptete sie kühn. „Ich will dich.“
Tief in ihrem Innern war es ihr nicht gleich; sie liebte ihn und wollte von ihm geliebt werden, wollte all die Zweifel zwischen ihnen und den Schmerz der Vergangenheit durch ihre Liebe vertreiben. Aber diese intensive, sinnliche Leidenschaft, die sich nicht unterdrücken ließ, war alles, was Jack ihr geben konnte.
„Wenn du bei mir bist, fühle ich mich lebendig“, sagte sie leise. „Und das wünsche ich mir. Mach, dass ich mich lebendig fühle.“
Ohne zu zögern, beugte er sich über sie, vergrub die Hand in ihrem Haar und küsste sie voller Glut. Ihr Körper fühlte sich heiß und schwer an, so als wäre sie lange Zeit von Jack getrennt gewesen und könnte es nun kaum noch erwarten, ihn wieder willkommen zu heißen. Der Champagner prickelte in ihrem Blut, die Sonne schien auf ihre geschlossenen Augen, und Jacks Haar glitt warm und seidig durch ihre Finger. Sie merkte, dass er sich bewegte, und spürte dann, wie er ihre Brust umfasste und die empfindsame Knospe durch den Stoff ihres Reitkleides liebkoste. Sie wand sich unruhig, weil sie sich verzweifelt danach sehnte, endlich die beengende Kleidung ablegen zu können. Als hätte er sie verstanden, begann Jack, das Mieder des Kleides aufzuknöpfen und das Hemd darunter aufzuschnüren. Der Sommerwind streifte ihre erhitzte Haut, und Sally stöhnte lustvoll auf.
Plötzlich überraschte Jack sie, indem er aufstand und sie auf seine Arme hob. In ihrem Kopf drehte sich alles. „Was …?“, fing sie an, aber Jack verschloss ihren Mund mit einem weiteren leidenschaftlichen Kuss. Behutsam stellte er sie auf die Füße und drückte sie sanft mit dem Rücken an die sonnenwarme, raue Rinde eines Baumes. In dem Moment begriff sie, und sie stieß einen erstickten Laut aus. Er senkte den Kopf und erkundete mit den Lippen die sanfte Mulde über ihrem Schlüsselbein und die zarte Haut ihres Halsansatzes. Sally lehnte den Kopf an den Baum und spürte die raue Baumrinde unter ihren Händen. Jack öffnete das Mieder noch weiter und schob eine Hand hinein, deren Wärme sie durch die Seide ihres Hemds spürte. Die zarte Knospe richtete sich sofort
Weitere Kostenlose Bücher