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HISTORICAL Band 0264

HISTORICAL Band 0264

Titel: HISTORICAL Band 0264 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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um und wandte sich lächelnd Miss Duncan zu, die soeben vor dem Laden ankam.
    Blair Duncan erwiderte den Gruß mit einem fröhlichen Winken. Erheitert stellte sie fest, dass Mrs. MacNab, die zweifellos jahrelange Übung darin besaß, starrköpfige Männer von handgreiflichen Auseinandersetzungen abzuhalten, es noch immer nicht verstand, das unauffällig zu tun. Ihr freundliches Lächeln stand in deutlichem Widerspruch zu dem wütenden Blick, den sie den beiden Fergusons zuwarf. Die finsteren Mienen hellten sich jedoch sofort auf, und die Männer zogen vor der Tochter des alten Laird den Hut.
    Sie fragte sich, was Ian und Charlie Ferguson so aufgebracht haben mochte. Sie waren zu richtigen Zankhähnen geworden. Freilich war in den vergangenen Jahren das Leben für alle schwerer geworden. Wahrscheinlich konnte nicht einmal mehr die Nähe des Weihnachtsfestes, der Jahreswende und der dazwischen liegenden turbulenten Tage die Probleme ganz verdrängen, mit denen sich die Bewohner von Glenmuir herumschlagen mussten. In dem einmal gefassten Entschluss bestärkt, betrat Blair Duncan den Laden und ließ aufmerksam den Blick über die gefüllten Regale gleiten.
    MacGregor war einer der wenigen Männer im Dorf, der mit der Anwesenheit des englischen Adels zufrieden sein konnte. Für ihn waren die Geschäfte mit den Aristokraten zu einer guten Einnahmequelle geworden. Wenn er aus dem Schaden anderer Nutzen zu ziehen verstand, konnte er es sich auch leisten, tätige Nächstenliebe zu üben. Wenigstens war Blair Duncan dieser Meinung.
    Innerlich wappnete sie sich gegen einen Kampf mit dem Kaufmann. Mochte sie auch verarmt sein, es änderte nichts daran, dass sie eine Duncan war. Es galt, alte Traditionen aufrechtzuerhalten. Obwohl sie kaum mehr besaß als die Dorfbewohner, war sie entschlossen, Weihnachtskörbe zu verteilen, wie die Duncans es immer getan hatten. Freilich wurde es von Jahr zu Jahr schwieriger. Natürlich steuerte sie selbst bei, was sie konnte, doch das war nicht eben viel, da die eigenen Vorräte mehr als mager waren. MacGregor hingegen konnte es nicht wehtun, wenn er sich von einigen Waren trennte. Außerdem würde das Weihnachtsfest für viele Leute in Glenmuir wesentlich trauriger ausfallen, wenn sie den Ladenbesitzer nicht dazu brachte, so zu denken wie sie.
    Gewiss, jener geheimnisvolle Wohltäter, den man Engel der Weihnacht nannte, hatte sich in den letzten Jahren sehr großzügig gezeigt, was Glenmuir betraf. Auch Blair Duncan war von ihm reich bedacht worden. Andererseits hatte sie gelernt, sich nicht auf Unbekannte zu verlassen. Was war, wenn er in diesem Jahr nicht kam? Es war besser, den Stolz zu überwinden und MacGregor zu überzeugen, für die Weihnachtskörbe zu spenden. Dann konnte Blair wenigstens sicher sein, ein wenig zur Weihnachtsfreude von Glenmuir beigetragen zu haben.
    Dieser Gedanke bewog sie, ein gewinnendes Lächeln aufzusetzen, den misstrauischen Arnos MacGregor entschlossen anzusehen und ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Sie wusste, er würde sich kaum widerstandslos von seinem Hab und Gut trennen, da er schon früher Opfer ihres Hanges zu tätiger Nächstenliebe geworden war.
    Kaum zehn Minuten später verließ sie das Geschäft, und ihre Miene spiegelte Genugtuung. Beinahe hätte sie aufgelacht, als MacGregor sie mit einem Seufzer der Erleichterung hinausbegleitete und rasch die Tür verriegelte. Immerhin hatte der Besuch sich sehr gelohnt. Blair wechselte den Korb, der nun wesentlich schwerer war als vorher, von einem Arm zum anderen und dachte belustigt, dass ihren Ahnen ähnlich zumute gewesen sein musste, wenn sie einst einem anderen Clan die Rinder abgejagt hatten. Der Weidenkorb ächzte unter der Last des Inhaltes. Zwei Säckchen Zucker, ein Beutel Tee, einige Stangen Salz, eine Schere und etliche kleine Handspiegel waren die Schätze, die sich den von der Schneiderin gespendeten hübschen Bändern zugesellt hatten. Je schwerer der Korb, desto leichter wurde Blair Duncan ums Herz. Sie ging auf die Leute zu, die immer noch plaudernd zusammenstanden, um ein Weilchen mit ihnen zu reden, ehe sie sich auf den Rückweg in ihr stilles Haus machte. Nach dem erfolgreichen Tag betrachtete sie die Muße als wohlverdiente Belohnung.
    Blair Duncan hatte erst wenige Schritte gemacht, als sie ihren Namen hörte. Der volle Klang der Stimme ließ ihr die Hitze in die Wangen steigen und erregte ihren Zorn.
    „Miss Duncan“, rief der Mann von Neuem, diesmal schon viel näher. Sie blieb

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