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HISTORICAL Band 0272

HISTORICAL Band 0272

Titel: HISTORICAL Band 0272 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYN STONE LOUISE ALLEN
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erklärte Bel verschwörerisch. „Direkt hinter dem Vorhang befindet sich ein kleiner Ruheraum, der Schlüssel steckt innen.“
    „Sie scheinen jedes Kabinett in den vornehmen Häusern Londons zu kennen“, stellte Eva trotz ihres inneren Aufruhrs belustigt fest. „Man könnte beinahe auf die Idee kommen, Sie haben einen heimlichen Flirt.“
    Bel errötete schamhaft. „Ich bin geradezu langweilig tugendhaft – und nicht begehrenswert“, entgegnete sie leichthin. „Gehen Sie, er gehört Ihnen. Viel Glück!“
    Eva umrundete den Saal, um sich Jack zu nähern, ohne von ihm gesehen zu werden. Als sie ihn fast berühren konnte, verharrte sie still hinter ihm und betrachtete seinen Rücken. Sein Haar war geschnitten, im Nacken zeichnete sich ein heller Streifen ab. Der Gedanke, wie seine Haut sich unter ihren Fingern, an ihrem Mund angefühlt hatte, ließ ihr Herz höher schlagen.
    Die Gäste unterhielten sich laut, das Orchester stimmte die Instrumente, bei all dem Lärm konnte er ihre leisen Schritte auf dem Parkett nicht gehört haben. Als sie ihm aber so nahe war, dass sie ihn wirklich anfassen konnte, stieß er sich von der Säule ab und drehte sich um.
    „Du.“ Seine Stimme war leise. Sein ganzer Körper wirkte angespannt, als wäre er auf dem Sprung. Er hatte sie auf den ersten Blick erkannt.
    „Jack.“ Eva hielt ihm die Hand entgegen, die er nicht ergriff. „Ich muss mit dir reden.“
    „Das war Bels Idee, wie ich annehme?“ Seine Lippen waren ein schmaler Strich, und Eva wusste, dass er sehr aufgebracht war.
    „Deine Schwester sagte mir, dass ich dich hier finde. Jack …“ Nein, hier war er nicht Jack Ryder. Im Glanz dieses festlichen Ballsaals, in seinem makellos geschnittenen Abendanzug, mit dem Siegelring am Finger, war er ein anderer, ein Mann, dem sie nie begegnet war. „Lord Sebastian. Bitte, hinter diesem Vorhang befindet sich ein Kabinett.“
    „Wie Sie wünschen.“ Höflich hielt er den Vorhang auf, öffnete die Tür und ließ ihr den Vortritt.
    „Drehst du bitte den Schlüssel um? Ich möchte nicht gestört werden.“ Sie ließ den Blick schweifen. Eine Chaiselonge an der Wand, zwei Sessel, ein kleiner Marmorkamin, das war die ganze Einrichtung.
    „Jack … Sebastian. Wie soll ich dich nennen?“
    „Gar nicht“, antwortete er schroff.
    „Du bist ohne ein Wort des Abschieds gegangen.“ Mit diesen Worten wollte Eva das Gespräch einleiten, er nahm sie aber als Vorwurf.
    „Es war besser so. Ich hatte gehofft, diese Unterredung vermeiden zu können.“
    „Woher willst du wissen, worüber ich mit dir sprechen möchte?“
    „Ich gehe davon aus, dass du deine Meinung geändert hast und unsere Liaison fortsetzen willst.“ Jacks Blick war düster, nur sein Tonfall blieb sachlich. „Ich wollte sie auch nicht beenden“, fügte er hinzu. „Aber ich weiß, dass es das Klügste ist. Die einzige Lösung für uns.“
    „Nein. Das wollte ich dir nicht sagen. Ich bin völlig deiner Meinung. Hier in London ist eine Affäre nicht mehr möglich.“ Und sie stellte mit Genugtuung fest, dass ihn ihre Worte betroffen machten. „Aber genau wie du wünschte ich, sie würde nicht enden.“
    „Warum bist du dann hier?“ Die schwarze Maske gab ihm ein gefährliches und verwegenes Aussehen. „In diesem Separee hinter verschlossener Tür? Um ein letztes Mal mit mir zusammenzusein, sozusagen als Abschiedsgeschenk?“ Eva näherte sich ihm in ihrem raschelnden Seidengewand, sie wollte seine Augen deutlich sehen. Er verlor die Beherrschung, plötzlich und ohne Vorwarnung, wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Auf einmal lag sie in seinen Armen, eng an seine Brust geschmiegt, sein Blick senkte sich glühend in ihre Augen, sein Mund erstickte ihren Protest.
    Verdammt noch mal, glaubte sie, er wäre aus Eisen? Er war nicht darauf gefasst, ihr hier zu begegnen. Vollkommen unvermutet war sie hier in einer verführerischen Ballrobe und einer Maske aus Federn aufgetaucht, umweht von einem Hauch Parfum, der die Erinnerung an süße Stunden, an überirdische Wonnen und unendlich weicher Haut in ihm weckte. Seit jener züchtigen Nacht in Brüssel verzehrte er sich vor Sehnsucht nach ihr.
    Er hatte gehofft, es würde ihm bald besser gehen, nachdem er sie in seinem Haus untergebracht hatte – aber es war nur schlimmer geworden. Er hatte geglaubt, es sei pures Verlangen, das ihn beherrschte, und er hatte versucht, diese Lust in der üblichen Art zu stillen. Doch dann hatte er es nicht über sich gebracht, das

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