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HISTORICAL Band 0272

HISTORICAL Band 0272

Titel: HISTORICAL Band 0272 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYN STONE LOUISE ALLEN
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Bullaugen kann man wenigstens nach draußen sehen. Und von der Treppe her gibt es Zugluft. Aber wenn ich unter Deck ohne Fenster eingesperrt wäre …“ Sie sah James an und brach mitten im Satz ab. „Oh, James! Sag nicht, das geht dir auch so?“
    Er entzog ihr seine Hand, erhob sich schnell und stürzte wieder nach oben.
    Susanna lehnte ihren Kopf gegen die Kabinenwand und seufzte. Warum, warum nur hatte James den Firth mit dem Schiff überqueren wollen, statt um ihn herum zur Brücke bei Inverness zu reiten? Natürlich war der Zeitfaktor für ihren Erfolg wichtig. Das Leben ihres Vaters hing vielleicht davon ab, dass sie ihn erreichten, bevor die Durstons miteinander Kontaktaufnahmen. Aber der zeitliche Vorsprung nutzte ihnen nichts, wenn James krank wurde …
    Als sie in der Nähe von Kinloss an Land gingen, atmete James auf und schwor sich, nie wieder mit einem Schiff über den Moray Firth überzusetzen. Dabei wusste er, dass ihm das wohl nicht erspart bleiben würde, denn unglücklicherweise hatte Wasser keine Balken. Das war einer der traurigsten Fakten des Lebens, eine Tatsache, die er jeweils so lange ignorierte, wie es nur ging.
    „Wir müssen uns eine Kutsche organisieren“, erklärte er Susanna und zog sie mit sich zum nächsten Gasthof. Der Kapitän hatte behauptet, dass es dort einen Mietstall gäbe.“
    „Wir können auch reiten, dann sind wir schneller“, meinte Susanna.
    „Das wird zu anstrengend für dich“, gab James zu bedenken.“
    Susanna hielt im Laufen inne. „Unsinn! Wir können uns im Zug ausruhen. Aber wenn du nicht reiten willst …“ Herausfordernd sah sie ihn an.
    James sparte sich eine Erwiderung, mietete aber statt der Kutsche zwei Pferde. Es war kein langer Ritt, der ihnen bevorstand, nur etwa zehn Meilen. Hastig schlangen sie die Fleischpasteten hinunter, die James gekauft hatte, und teilten sich die Flasche Wein aus James’ Reisesack, während die Pferde für sie gesattelt wurden.
    Nach dieser kleinen Stärkung fühlte sich Susanna wieder lebhaft und munter. Aber als sie sich von James in den Damensattel heben ließ, verzog sie nur unmerklich die Lippen. In den Highlands war sie nie ausgeritten. James vermutete, dass sie Schmerzen hatte, doch ohne zu klagen saß sie im Sattel, als wäre sie mit dem Pferd verwachsen. Sein Respekt vor ihr wuchs mit jeder Stunde ihrer gemeinsamen Reise.
    Aus dem milchigen Dunst, der in der Luft hing, wurde sehr bald Regen. James wünschte, er hätte daran gedacht, Ölzeug mitzunehmen. Der Hut, den Susanna trug, lenkte den Regen über die Taftbänder, mit denen sie unter dem Kinn zugeschnürt wurde, direkt in den Ausschnitt ihres Kleides. Bis sie die Endstation der Bahn in Elgin erreicht hatten, würde sie beide bis auf die Knochen durchnässt sein. Schon jetzt glühten Susannas Wangen vor Kälte, und James hoffte inständig, dass sie sich nicht erkältete. Besorgt musterte er sie aus den Augenwinkeln. Zum Glück hielt das Wollplaid, das sie umgebunden hatte, den Nieselregen von ihrem Rücken ab. Dennoch atmete er erleichtert auf, als sie nach einer knappen Stunde tatsächlich in Elgin eintrafen.
    Am Bahnhof trennten sie sich. Susanna schüttelte ihr Plaid aus und schlenderte in die Schalterhalle, während James die Pferde in einem nahe gelegenen Mietstall unterbrachte, so wie es ihm aufgetragen worden war. Als er wieder zurückkam, bezahlte sie an einem der Schalter bereits zwei Fahrkarten nach Edinburgh.
    Das schlägt dem Fass den Boden aus! Verdrossen verschränkte James die Arme vor der Brust. Seine Laune war nun auf dem Tiefpunkt angekommen. Nicht nur, dass er sich auf dem Fischerboot lächerlich gemacht hatte, nun bezahlte Susanna auch noch für ihn! Flüchtig erinnerte er sich, dass sie behauptet hatte, Frauen wären bei jeder klitzekleinen Ausgabe auf ihren Vater oder Ehemann angewiesen. Aber wie hielten sie das nur aus?
    Susanna nahm die Fahrkarten, drehte sich um und erspähte ihn. Freudestrahlend kam sie auf ihn zu. „Wie gut, dass wir so schnell geritten sind! Es gibt nur noch wenige Platzkarten für den nächsten Zug“, meinte sie und schwenkte triumphierend die Karten.
    „Soso“, sagte er und sah zu Boden.
    „Der Zug geht in einer halben Stunde. Wartest du bitte hier auf mich? Ich möchte mich schnell frisch machen und das Wasser aus meinen Kleidern wringen.“ Sie verzog das Gesicht, als sie versuchsweise über das nasse Oberteil ihres Reisekleides strich, und eilte mit tropfenden Röcken davon.
    James sah Susanna nach.

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