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HISTORICAL Band 0272

HISTORICAL Band 0272

Titel: HISTORICAL Band 0272 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYN STONE LOUISE ALLEN
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auf sie ausübte. Jack gab sie erstaunlich rasch frei. Hastig machte sie eine unbedachte Armbewegung und stieß dabei die Blumenvase auf dem Tisch um.
    „Oh, wie dumm von mir!“ Erschrocken sprang Eva auf, während genau in diesem Augenblick einige Herren das Lokal betraten. Sie richtete sich mit den Blumen in der Hand auf, den Blick direkt auf das Gesicht eines hochgewachsenen blonden Mannes mit stechend blauen Augen und einem sinnlichen Mund über einem markanten Kinn gerichtet.
    Gut aussehend, hochmütig, unverkennbar. Colonel de Presteigne.

10. KAPITEL
    Der Colonel hatte Eva erkannt, daran bestand kein Zweifel. Das triumphierende Lächeln, das sich über seine Gesichtszüge ausbreitete, verursachte ihr Übelkeit. Eva umklammerte die schlanke Vase, während ihr Blick zu den Männern in seiner Begleitung flog. Drei Soldaten in Zivil – es wäre nicht ratsam gewesen, in der Uniform des Herzogtums Maubourg in einem Lokal in Lyon aufzutauchen.
    Sie spürte, wie Jack hinter ihr stand, als wolle er sich hinter ihrem Rücken verstecken. Aber Jack Ryder würde niemals hinter einer Frau Deckung suchen – er hatte einen Plan, das wusste sie. Er bewegte sich lautlos, beinahe unmerklich, und es war deshalb nicht weiter erstaunlich, dass die Aufmerksamkeit der Männer auf Eva gerichtet blieb. Jacks Finger schlossen sich um ihr linkes Handgelenk. „Wenn ich zudrücke, werfen Sie die Vase in die Richtung der Männer und laufen mit mir weg.“ Die Worte waren nur ein Hauch an ihrem Ohr. Sie nickte knapp.
    „ Bonsoir , Madame.“ De Presteigne verneigte sich formvollendet. „Sie dinieren mit Ihrem galanten Begleiter, wie ich sehe.“ Seine Lippen verzogen sich bei Jacks Anblick zu einem verächtlichen Grinsen, deutlich war zu erkennen, dass er dachte, was sie anfangs selbst kurz in Erwägung gezogen hatte – Jack Ryder würde hinter ihren Röcken Zuflucht suchen. Hatte sie diesen Colonel tatsächlich einmal charmant gefunden?
    Eva spürte, wie Jack das Gewicht verlagerte. Sie fühlte sich völlig im Gleichklang mit ihm, als würden sie einander berühren. Aus den Augenwinkeln nahm sie die Kellnerin wahr, die mit einer dampfenden Terrine aus der Küche kam. Der Fluchtweg war somit auch klar.
    „Ein bescheidenes Lokal ist mir lieber als ein prunkvoller Speisesaal in Gesellschaft von Verrätern“,entgegnete Eva, worauf das höhnische Lächeln des Colonels gefror und dunkler Zorn sein Gesicht verfärbte.
    „Sie nennen Anhänger des Kaisers Verräter?“, fragte er mit erhobener Stimme. Die Gäste drehten die Köpfe und verfolgten die Szene argwöhnisch, fast feindselig. Lyon, entsann sich Eva, unterstützte Bonaparte.
    „Sie begehen Hochverrat gegen den Großherzog“, schoss sie zurück, als der Colonel sich ihr einen Schritt näherte. Jack drückte ihr Handgelenk, und augenblicklich warf sie die Vase mit voller Wucht in de Presteignes Gesicht. Wasser und Blumen ergossen sich über ihn, er schrie vor Schreck auf und schlug beide Hände vor die Augen.
    Mehr konnte Eva nicht wahrnehmen, sie rannte mit Jack in die Küche und anschließend zur Hintertür. Die Küchenmägde fuhren kreischend auseinander. Im Laufen griff sie nach einem kleinen Gemüsemesser, und dann standen sie in einem Hinterhof, in dem es nach Küchenabfällen roch. Eine Katze suchte fauchend das Weite, und Jack lief auf den Torbogen am Ende der Gasse zu. Hinter ihnen flog die Tür krachend auf. Eva riskierte einen Blick über die Schulter.
    „Zwei seiner Begleiter, aber nicht de Presteigne“, keuchte sie.
    „Hier sind die anderen.“ Jack stoppte, als er vor dem Colonel und einem dritten Soldaten stand. Das war knapp. Er drehte sich um, holte einen Gegenstand aus seinem Gehrock und schleuderte ihn den Verfolgern entgegen. Der Soldat stolperte mit einem Grunzlaut und ging kurz danach zu Boden, de Presteigne stieß gegen ihn und stürzte gleichfalls.
    „Laufen Sie!“ Jack stieß sie vor sich her. „Direkt vor uns ist der Fluss!“ Sie rannten um ihr Leben, durchquerten stinkende Pfützen, sprangen über Abfallhaufen, stießen Passanten zur Seite. Hinter ihnen die gnadenlos polternden Stiefelschritte. Eva hörte Presteignes wütendes Gebrüll, der seine Männer verfluchte. Plötzlich befanden sie sich in einem kleinen Innenhof.
    Jack schaute sich suchend um, fand aber keinen Ausgang. „Sackgasse.“ Durch die Verzögerung wurden sie von den Verfolgern eingeholt. Jack stellte sich mit dem Rücken zur Mauer, zog eine Pistole aus seinem Rock und richtete

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