HISTORICAL Band 0272
nur eine Möglichkeit, seine Zärtlichkeit zu erwidern. Eva spannte ihren Schoß an, spürte, wie sie ihn fester umschloss und Jack mit einem Stöhnen darauf reagierte.
Ein beglückendes Empfinden durchströmte sie. Ihr ganzes Dasein war erfüllt von inniger Zärtlichkeit. Sie wusste nicht, wie lange sie so ineinander verschlungen lagen, sich kaum bewegten. Schließlich aber wurde sie von einem mächtigen Sog der Erfüllung erfasst und davongetragen. Sie verlor sich im Rausch der Erlösung, wurde von Schauern der Verzückung geschüttelt.
Sie musste wieder eingeschlafen sein. Als sie die Augen öffnete, lag sie allein in den Decken. Auf dem Feuer dampfte ein Wasserkessel, und Jack stand knietief im Bach und wusch sich. Eva huschte vorsichtig auf nackten Füßen hinter ein Gebüsch. Als sie wieder auf die Lichtung trat, lag Jack im kalten Wasser und wusch sich die Seife ab. Danach stand er auf, schüttelte sich wie ein nasser Hund und entdeckte sie.
„Es ist kalt. Komm ins Wasser“, lud er sie ein.
Würde sie sich je an ihm satt sehen? Sich je an die Art gewöhnen, wie er sie ansah, an die Wirkung, die sein Blick in ihr auslöste? Es lag nicht nur an seinen markant geschnittenen Gesichtszügen und seinem gut gebauten Körper. Es lag daran, dass er sich seiner Schönheit, seiner Anziehungskraft gar nicht bewusst war. Und daran, dass dieser disziplinierte, zurückhaltende und zielstrebige Mann sich in ihrer Nähe völlig natürlich gab. All das erfüllte sie mit Verwunderung.
„Erst, wenn du fertig bist. Sonst lenkst du mich ab, und wir kommen wieder auf dumme Gedanken.“ Eva wickelte sich schamhaft in das Hemd ein.
„Einverstanden.“ Wasser spritzend, stapfte er ans Ufer und näherte sich ihr. „Ich könnte mich sehr leicht ablenken lassen.“
Was wäre, wenn wir nie wieder zurückkehren ins wirkliche Leben? Wenn wir für immer hierblieben? Eva überlegte dies, während sie ans Ufer ging, das Hemd von sich warf und in den Bach sprang. Das kalte Wasser mahnte sie umgehend an das wirkliche Leben – die Gefahren, die Pflichten und an einen kleinen Jungen, der seine Mutter brauchte.
14. KAPITEL
Sie ritten wieder den ganzen Tag, dieses Mal durch die sanfte üppige Landschaft der Côte d’Or. Gegen Mittag machten sie Rast in einem kleinen Dorf mitten in den Weinbergen, südlich von Beaune gelegen, um sich mit Henry zu treffen.
Jack beobachtete Eva, die locker im Sattel saß, offenbar hatten die ausgestandenen Strapazen ihres Sturzes in die Rhône ihr nichts anhaben können – ebenso wenig wie ihre stürmische Liebesnacht. Bei der Erinnerung an ihre weichen Rundungen, wie sie sich an ihn geschmiegt, sich ihm hingegeben – gelegentlich auch die Führung übernommen – hatte, schoss ihm das Blut in die Lenden. Und der Gedanke, dass sie in der kommenden Nacht noch ungehemmter sein könnte, ließ ihn ungeduldig den Abend herbeisehnen.
Gelegentlich wandte sie sich ihm zu und lächelte ihn strahlend an. So hat mich noch kein Mensch angesehen, dachte er und fühlte sich unendlich geschmeichelt, wenn sie die Hand ausstreckte und sanft seinen Schenkel berührte, als wolle sie ihn wissen lassen, dass sie glücklich in seiner Nähe war.
Henry hatte es sich bereits auf einer Bank unter einem ausladenden Baum vor dem Gasthaus mit einem Krug Wein auf dem Tisch gemütlich gemacht. Er plauderte angeregt mit der Wirtstochter, die mit ihm schäkerte.
„Da kommt endlich meine Herrschaft. Und Sie, Mamsell, laufen in die Küche und bringen das Mittagessen, wie ich es bestellt habe.“
„Hast du eine Verehrerin gefunden?“, fragte Jack auf Französisch und schwang sich aus dem Sattel. Er behielt dabei Eva im Auge, hütete sich aber, ihr vom Pferd zu helfen, um nicht zu verraten, dass sie eine Frau war. Sie schaffte es mühelos von ihrem Wallach abzusitzen, anschließend reichte sie ihm die Zügel und nahm neben Henry auf der schattigen Bank Platz.
„Pah“, schnaubte Henry verächtlich über die scherzhafte Bemerkung seines Herrn und begrüßte Eva mit einem höflichen Lächeln. „ Bonjour , Madame.“
„Ist alles in Ordnung? Keine unerfreulichen Zwischenfälle unterwegs?“, fragte sie besorgt, während Jack die Pferde in den Hof führte.
Da gerade die Wirtstochter herauskam, um den Tisch zu decken, schwiegen sie, bis Jack wieder da war. Der warnte sie, als die Wirtstochter wieder ins Gasthaus gegangen war: „Sprecht leise und nur auf Französisch.“ Dann wandte er sich an Henry: „Gab’s unterwegs
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