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HISTORICAL Band 0272

HISTORICAL Band 0272

Titel: HISTORICAL Band 0272 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYN STONE LOUISE ALLEN
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übertönen. „Du versuchst bloß, mich abzulenken.“
    „Richtig.“ Er klang zufrieden. „Und es hat geklappt.“
    „Kannst du nicht noch etwas schneller reiten?“, fragte sie.
    „Nein, ich will den Truppen die Chance geben, zu erkennen, dass wir harmlose Zivilisten sind.“
    „Aber ich will nicht, dass dich eine Kugel trifft.“ Etwas Dümmeres hätte mir wohl nicht einfallen können, schalt sie sich in Gedanken. Als könne er etwas dagegen tun, wenn ein Scharfschütze sein Gewehr auf ihn anlegte. Ihr Lamentieren half ihm jedenfalls nicht.
    „Das will ich auch nicht.“ Seine Stimme klang auch noch amüsiert, als mache ihm dieser Spießrutenlauf Spaß. Männer waren seltsame Geschöpfe und zuweilen höchst rätselhaft. „Schau, die Vorposten haben uns entdeckt.“
    Sie näherten sich den weiß getünchten, von Fachwerkbalken durchzogenen Mauern eines flachen langgestreckten Gebäudes, das aussah wie eine große Scheune. Es bildete die westliche Begrenzung des Châteaus. Jack ritt unverdrossen auf die Wachtposten zu, die ihre Gewehre auf sie richteten.
    „Winke!“
    Eva wedelte heftig mit den Armen und schrie: „Engländer! Wir sind Engländer!“ Und dann hielt der Rappen knapp vor den Soldaten an.
    „Wer zum Teufel seid Ihr?“ Der wachhabende Offizier marschierte heran und starrte finster zu ihnen herauf. „Gütiger Himmel! Raven…“
    „Jack Ryder, Captain Evelyn“, fiel Jack ihm ins Wort. „Wir haben uns letztes Jahr in London kennengelernt, bei Brook’s, wenn Sie sich entsinnen.“
    „Ryder? Aber natürlich, das hätte ich fast vergessen. Was in aller Welt tun Sie hier?“ Der Offizier schien sich auf eine angenehme Plauderei zu freuen. Eva rutschte unruhig im Sattel hin und her. Sie glaubte beinahe, den Atem eines Scharfschützen im Nacken zu spüren, der auf Jacks Rücken zielte.
    „Können wir ins Haus gehen?“ Jack wusste, was in Eva vorging. „Wie Sie sehen, eskortiere ich eine Dame, die es vermutlich vorziehen würde, nicht länger als Zielscheibe der Blauröcke zu dienen.“
    „Aber selbstverständlich.“ Der Captain nahm Haltung an. „Wenn ich bitten darf, durch dieses Tor. Swann, begleiten Sie die Herrschaften. Ach, Ryder, der Duke höchstpersönlich ist eingetroffen.“
    „Wie nannte der Captain dich?“, fragte Eva, während sie durch ein schmales Tor ritten. „Raven? Ist das ein Spitzname?“
    „Eine Verwechslung, er hat offenbar ein schlechtes Gedächtnis. Möchtest du den Duke kennenlernen?“
    „Dessen Bekanntschaft du bereits gemacht hast, nehme ich an?“ Eva wollte ihn nicht weiter bedrängen, es war nicht der richtige Zeitpunkt, Jack irgendein Geheimnis zu entlocken.
    „Wir haben ein paar Worte gewechselt.“ Jack klang gelassen, beinahe belustigt. „Besser gesagt, er hat mir gelegentlich Befehle erteilt.“
    Ihr Begleiter führte sie in den Hof eines schlossähnlichen Herrenhauses und danach durch ein weiteres Tor. Dort befand sich eine Gruppe Reiter. Der Offizier im Dreispitz und schwarzem Umhang konnte, der stattlichen Adlernase nach zu urteilen, kein anderer sein als der große Feldmarschall. Im Kreise einiger Offiziere war er in eine ernsthafte Lagebesprechung verwickelt. Jack ritt ihnen entgegen, und mehrere Köpfe drehten sich ihm zu.
    Eva sah, wie die Offiziere die Brauen hochzogen, als sie in ihr eine Frau erkannten. Schließlich hob der Duke seinen Dreispitz. „Madam. Da Sie sich in Begleitung dieses Herrn befinden, gehe ich davon aus, dass Sie nicht die Absicht haben, das Schlachtfeld zu besichtigen. Oder liege ich da etwa falsch?“
    „Madam.“ Jack mischte sich völlig ungerührt ein. „Darf ich Ihnen Seine Hoheit, den Duke of Wellington und Befehlshaber der alliierten Streitkräfte vorstellen?“ Eva verneigte sich, so weit es ihr unbequemer Sitz gestattete. „Euer Gnaden“, fuhr Jack fort, „ich eskortiere diese Dame nach England und bedaure, im Moment nicht in der Lage zu sein, eine standesgemäße Vorstellung vornehmen zu können.“
    Der Duke lüftete erneut seinen Dreispitz, und die Offiziere folgten seinem Beispiel. „Ich nehme an, dass Rav… Ryder Sie nach Brüssel bringt?“
    „Ja, Mylord. Verzeihen Sie, mitten in eine wichtige Lagebesprechung hineingeplatzt zu sein. Ich möchte nicht weiter stören.“ Schon wieder ein Versprecher bei Jacks Namen. Was ging hier vor?
    „Wir reiten gemeinsam weiter, Madam. Man wird Ihnen umgehend ein Pferd zur Verfügung stellen. Gestatten Sie mir, Ihnen Baron von Müffling vorzustellen, ein

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