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HISTORICAL Band 0272

HISTORICAL Band 0272

Titel: HISTORICAL Band 0272 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYN STONE LOUISE ALLEN
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Nachschublinien einen Weg bahnten.
    „Vermutlich ein Ball bei der Duchess of Richmond“, erklärte Jack. „Ganz Brüssel war vor meiner Reise nach Maubourg in Hochstimmung. Eine ganze Schar von Diplomaten war samt Gemahlinnen gerade vom Wiener Kongress eingetroffen, und überall wurden Gartenfeste und Abendgesellschaften veranstaltet. Ein festlicher Ball am Abend vor einer Schlacht ist hierzulande keine Überraschung.“
    Hinter ihnen donnerten die Kanonen und Geschützfeuer: Die Schlacht hatte begonnen. Eva drehte sich über die Schulter und wusste, dass sie einen letzten Blick auf einen Ort warf, an dem Geschichte gemacht wurde.
    „Komm, beeil dich.“ Jack zwang das mächtige Soldatenpferd zu einem Trab, wenn es auch nur widerwillig dem Befehl folgte. „Ich will dich endlich aus dem Beschuss herausbringen.“
    „Seien Sie uns willkommen, Ihre Königliche Hoheit.“ Ein Butler verneigte sich, eine Haushälterin knickste, im Hintergrund wurde eine Marmorhalle und eine Freitreppe sichtbar. Sie war zurück in der Zivilisation. Zurück in ihrer Welt, die von Statusgedanken und Pflichten erfüllt war – und von Einsamkeit.
    Eva straffte die Schultern, lächelte, fand die richtigen Worte und erforschte Jacks Gesicht nach irgendeinem Zeichen. Sie fand nichts. Er stand respektvoll fünf Schritte von ihr entfernt zu ihrer Linken, hielt den Hut in der Hand und wartete, bis ihr Gastgeber mit seiner überschwänglichen Begrüßung zum Ende kam.
    „Wünschen Ihre Königliche Hoheit unverzüglich Ihre Gemächer aufzusuchen?“ Sie zwang sich, ihre Aufmerksamkeit auf Mr. Hatterick – nein, Mr. Catterick – zu lenken. Er war ein wohlhabender Bankier, der offenkundig zu dem Netz von Agenten und Verbündeten gehörte, das Jack und seine Auftraggeber auf dem Kontinent errichtet hatten.
    Mr. Catterick hatte Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, dass die Großherzogin, die er in seiner mit Prunk überladenen Eingangshalle begrüßte, Männerkleidung trug, die noch dazu völlig verdreckt war.
    Mit seiner Frage brachte er daher zum Ausdruck – was ihm nicht zu verdenken war –, sie möge sich möglichst rasch zurückziehen, ein Bad nehmen und dafür sorgen, dass sie wieder gesellschaftsfähig aussah. Erst dann würde er mit Sicherheit sagen können, mit wem er es zu tun hatte.
    „Vielen Dank, Mr. Catterick.“ Eva schenkte ihm ein huldvolles Lächeln, das sich allerdings in aufrichtige Widersehensfreude verwandelte, als Henry aus einer schmalen Tür im Hintergrund der Halle auftauchte. „Henry, Sie sind wohlauf! Ich habe mir Sorgen um Sie gemacht.“
    „Ja, ich bin gesund und munter, vielen Dank, Ma’am. Und jetzt, da ich Sie und meinen Herrn sehe, geht es mir noch viel besser. Wissen Sie, dass da draußen eine Schlacht im Gange ist?“
    „Ja, das haben wir bemerkt“, meldete Jack sich zu Wort, der seit der Begrüßung geschwiegen hatte. „Wurde das Gepäck Ihrer Königlichen Hoheit auf ihre Gemächer gebracht?“
    „Ja, Sir.“ Henry zog bei dem strengen Tonfall seines Herrn die Brauen hoch, begriff den Wink aber rasch und zog sich in eine Ecke zurück.
    „Ich begebe mich nach oben“, verkündete Eva. Die Haushälterin eilte an ihre Seite und wies zur Treppe. „Vielen Dank, Mrs. …?
    „Greaves, Königliche Hoheit.“
    „Ma’am reicht vollständig, Mrs. Greaves. Leben Sie schon lange in Brüssel?“ Während sie die breite Treppe hinaufstieg, zog Eva die Haushälterin in ein belangloses Gespräch, um ihr die Scheu zu nehmen, spürte aber Jacks Blick in ihrem Rücken wie die Berührung seiner Hand, und allmählich wich die Spannung von ihr.
    Das prunkvoll ausgestattete Gemach war zweifellos das beste Gästezimmer im Haus, in dem eine Schar Stubenmädchen eifrig hin und her eilte, damit beschäftigt, ihre Koffer auszupacken und heißes Wasser in eine Kupferwanne zu füllen, die Eva halb verborgen hinter einem reich verzierten Wandschirm entdeckte. Sie war nahe daran, die Mädchen fortzuschicken, ermahnte sich aber. Sie war eine Großherzogin, und als solche hatte sie sich zu benehmen und musste den Traum, der in den letzten Tagen Wirklichkeit geworden war, schleunigst vergessen.
    In einem duftenden Schaumbad heiße Schokolade zu trinken, umsorgt von beflissenen Dienerinnen, die ihr Seife, eine Rückenbürste und flauschige Tücher brachten und fragten, welche Strümpfe sie zu tragen wünsche, bildete einen enormen Gegensatz zu dem, was sie tagsüber erlebt hatte. Mühelos konnte sie sich einreden, als sie in der

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