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HISTORICAL BAND 295

HISTORICAL BAND 295

Titel: HISTORICAL BAND 295 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Rock Joanna Fulford
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hatte.
    „Ich kann dich nur anflehen, mir zu verzeihen, und dich bitten, meine Lage zu verstehen.“
    „Ich verstehe deine Lage schon. Du liebst ihn.“
    Ruckartig hob sie den Kopf und protestierte: „Nein, ich habe ihn nie geliebt. Ich liebe dich.“
    Er lachte abweisend und boshaft. „Du behauptest, mich zu lieben? Ich habe dir vertraut und wurde von dir hintergangen.“ Plötzlich machte er einen Schritt auf sie zu und nahm ihre Schultern in einen stählernen Griff. „Wie hast du mich noch hintergangen, Elgiva? Was gibt es noch, das du mir nicht gesagt hast?“
    Ungläubig starrte sie ihn an. „Nichts. So etwas darfst du nicht glauben.“
    „Warum nicht? Was war es? Ein leidenschaftliches Stelldichein im Wald mit einem Liebhaber, der auf der Flucht ist? Das wäre doch eine angemessene Rache gewesen, oder nicht?“
    „Das ist nicht wahr!“
    „Wirklich nicht?“
    „Nein, und das weißt du.“
    Seine Augen funkelten bedrohlich. „Ich weiß nur, dass ich ein Narr war, der sich von deiner Schönheit hat blenden lassen. Ein Narr, der dir geglaubt hat, als du von Liebe gesprochen hast.“
    „Es war die Wahrheit, Wulfrum. Ich schwöre es dir.“
    „Wenn es die Wahrheit gewesen wäre, dann hättest du ihn nicht beschützen wollen. Und du hättest mich nicht hintergehen können.“ Sein Gesicht war bleich vor Wut. „Ich sollte dich töten, du treulose Hure!“
    „Dann tu es!“ Ehe er wusste, was sie vorhatte, hatte Elgiva den Dolch aus seinem Gürtel gezogen und richtete die Spitze der Klinge auf ihre eigene Brust. „Wenn du wirklich glaubst, ich hätte dich mit Aylwin betrogen, dann ist es dein gutes Recht. Du musst nur den Dolch in mein Herz treiben.“
    Sie wich seinem Blick nicht aus, in seinen Augen sah sie Wut und Schmerz, einen Schmerz, der tiefer reichte, als sie es hätte erahnen können. Er legte seine Hand auf ihre, die das Heft umschlossen hielt. Sie spürte die Spitze der Klinge. Also wollte er sie wirklich töten. Mit einem Mal kümmerte es sie nicht mehr. Sie hatte seine Liebe verloren, und der Schmerz, den sie in seinen Augen gesehen hatte, war mehr, als sie ertragen konnte. Ungewollt strömten ihr Tränen über die Wangen. Plötzlich ließ er los und umfasste stattdessen ihr Handgelenk so fest, dass Elgiva vor Schmerz nach Luft schnappte und der Dolch auf dem Boden landete. Wulfrum wandte sich von ihr ab und hob die Waffe auf.
    „Verzeih mir“, flüsterte Elgiva und streckte eine Hand nach ihm aus.
    Er erwiderte nichts, sondern warf ihr nur einen letzten verächtlichen Blick zu, dann griff er nach seinem Umhang und ging zur Tür, die er mit so viel Schwung aufriss, dass sie mit lautem Knall gegen die Wand schlug. Entsetzt hörte sie, wie seine Schritte sich entfernten, bis wieder Stille eingekehrt war. Wie aus weiter Ferne vernahm sie das Hufgetrappel und das Wiehern der Pferde, und sie lief zum Fenster, um ihm nachzusehen. Durch einen Schleier aus Tränen hindurch sah sie, wie Wulfrum aufsaß und sein Pferd an die Spitze der Reitergruppe dirigierte. Mit aller Macht wünschte sie, er würde sich noch einmal zu ihr umdrehen, sie anlächeln oder mit irgendeinem anderen Zeichen zu erkennen geben, dass er ihr verziehen hatte. Aber als er kurz zu ihr hinaufsah, war sein Blick finster und unheilvoll. Dann wandte er sich ab, drückte seinem Pferd die Hacken in die Flanken und ritt los. Elgiva schlug die Hände vors Gesicht. Schließlich begann sie wieder zu weinen.
    Wulfrum ritt zügig durch den Wald. Seine Männer blieben auf Abstand zu ihm, da sie seine finstere Miene bemerkt hatten, und überließen ihn lieber seinen Gedanken. Dabei dachte er an nichts anderes als an Elgiva. Ihre Worte hatten ihn bis ins Mark erschüttert, und die Tatsache, dass sie ihn belogen hatte, versetzte ihm einen Stich, als hätte man ihm ein Messer in den Bauch gerammt. Einen Moment lang war er tatsächlich versucht gewesen, sie zu töten. Was ihn davon abgehalten hatte, konnte er sich noch immer nicht erklären. Der Verrat brannte in ihm, bis die frische Luft und die Bewegung die Qual ein wenig linderten. Dennoch hielt sich die Erinnerung an diesen letzten gemeinsamen Moment beharrlich. Seine letzten Worte hatte er im Zorn gesprochen, einem Zorn geboren aus einem Schmerz, wie er ihn in seinem Leben bislang erst zweimal empfunden hatte. Er wollte glauben, dass dieser Zorn unbegründet war, doch ihre eigenen Worte lieferten den Beweis. Warum hatte sie so lange geschwiegen, und jetzt auf einmal musste sie es ihm

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