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HISTORICAL BAND 295

HISTORICAL BAND 295

Titel: HISTORICAL BAND 295 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Rock Joanna Fulford
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sagen? Aber wer konnte schon begreifen, wie der Verstand einer Frau funktionierte! Welche Fallen sie mit ihrer Schönheit stellen konnte, und er war blindlings hineingetappt! Wie war es möglich gewesen, dass er auf ein schönes Äußeres und liebevolle Worte hereinfallen konnte? Und dabei hatte es alles so ehrlich geklungen. War irgendetwas von dem ernst gemeint gewesen, was sie zu ihm gesagt hatte? Erst gestern war er davon noch überzeugt gewesen. Jetzt hingegen …
    Lange Zeit ritt er wortlos vor seinen Männern her, während ihn diese Gedanken und Zweifel plagten. Als sein Zorn dann endlich abkühlte und er zur Ruhe kam, wurden auch seine Gedanken klarer. Im Grunde musste er sich an dem Ganzen eine Mitschuld geben, hatte er doch zu starke Gefühle für sie entwickelt und sich von ihrer Schönheit blenden lassen. Aus Erfahrung wusste er, dass die Liebe einen Mann verwundbar machte, dennoch hatte er gegen die oberste Regel verstoßen. Seine Heirat mit Elgiva hatte in erster Linie politischen Zwecken dienen sollen, und es war seine eigene Schuld, dass er das vergessen hatte. Nur ein Dummkopf konnte glauben, dass eine Frau mit einem Mann das Bett teilen und ihn lieben konnte, der in Wahrheit ihr Feind war.
    In den Tagen nach Wulfrums Abreise verbrachte Elgiva die Zeit mit Arbeiten im Haushalt, dennoch musste sie immerzu an ihn denken und fragte sich, was er wohl in diesem Augenblick machte. Zweifellos würde Halfdan ihn herzlich empfangen, und geschäftliche Angelegenheiten unter Männern würden ihn so beschäftigen, dass ihm keine Gelegenheit blieb, an sie zu denken. Aber es waren nur die Tage, die die Männer ihren Ratsaufgaben widmeten, nicht jedoch die Nächte. Ganz sicher gab es in York junge hübsche Frauen, denen es gefallen würde, die Aufmerksamkeit eines gut aussehenden Jarls auf sich zu lenken. Und Wulfrum sah nun einmal gut aus, verführerisch gut.
    Elgiva biss sich auf die Lippe. So viele Male hatte sie im Geist diesen letzten Streit mit ihm durchlebt, und immer wieder hatte sie den Schmerz in seinen Augen gesehen. Er hatte ihr sein Vertrauen geschenkt, und sie hatte es missbraucht. Auch wenn sie nur das Beste für alle Beteiligten gewollt hatte, es war und blieb Verrat. Nun war er abgereist, sein Herz erfüllt von Wut. Würde er woanders nach Vergnügungen suchen?
    Ein Tag verging so wie der andere, nichts geschah, das die Eintönigkeit hätte unterbrechen können. Manchmal hörte sie hinter sich Schritte und drehte sich um, weil sie insgeheim hoffte, es könnte Wulfrum sein. Aber es handelte sich immer nur um Ido oder einen der anderen Männer, die irgendeine Frage an sie hatten. Am deutlichsten spürte sie Wulfrums Abwesenheit, wenn sie sah, wie leer das Schlafgemach ohne ihn wirkte. Sie würde nie vergessen können, was sich hier an schönen Momenten zwischen ihnen zugetragen hatte. Doch jetzt war da nur noch Leere, die das leiseste Geräusch widerhallen ließ.
    „Er fehlt dir, nicht wahr?“, fragte Osgifu. Sie hatten sich in die Herbstsonne gesetzt, um gemeinsam zu spinnen. Elgivas Aufmerksamkeit war beharrlich auf den Faden gerichtet, aber ihr Gesicht errötete auf eine verräterische Weise.
    „Ja.“
    „Er wird nur eine Woche lang weg sein, und mehrere Tage sind bereits vergangen. Die Zeit vergeht wie im Flug. Wenn sie um ist, wirst du es vielleicht sogar bedauern, dass es nicht noch etwas länger sein konnte.“
    Augenblicklich brach Elgiva in Tränen aus, und Osgifu eilte zu ihr.
    „Was ist los, Kind? Stimmt etwas nicht?“
    Unter lautem Schluchzen brachte sie heraus, was sich vor Wulfrums Abreise zugetragen hatte.
    „Ich wollte, dass es keine Geheimnisse und keine Lügen mehr zwischen uns gibt, aber dadurch habe ich alles nur noch schlimmer gemacht. So wütend habe ich ihn noch nie erlebt. Er hat mich angesehen, als würde er mich hassen.“
    „Sein Stolz wurde verletzt, und er ist eifersüchtig. Das ist eine gefährliche Mischung, doch er wird darüber hinwegkommen.“
    „Er hat gar keinen Grund, eifersüchtig zu sein. Ich liebe ihn, nicht Aylwin. Ich dachte, das weiß er.“ Sie schluchzte noch heftiger. „Jetzt ist er weg, und … was, wenn er nicht zurückkommt?“
    „Er wird zurückkommen. Er ist viel zu starrsinnig, als dass er das nicht tun würde.“
    Von Ängsten und Zweifeln geplagt ertrug Elgiva die langen Tage ohne Wulfrum. Sie erledigte alle anfallenden Aufgaben, aber nichts davon bereitete ihr auch nur das geringste Vergnügen. Sobald die Pflichten erledigt waren,

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