HISTORICAL BAND 295
bis zum nächsten Morgen warten müssen.
Sie durchquerte das Zimmer, blies die Kerze aus und legte sich schlafen.
Dicht an den Mann an ihrer Seite geschmiegt, hatte sie bestens geschlafen. Die Sonne bahnte sich ihren Weg zwischen den Fensterläden hindurch, und Elgiva bemerkte plötzlich, dass eine Hand sanft über ihren Rücken strich. Sie lächelte und streckte sich, bog ihren Rücken den sinnlichen, erregenden Berührungen entgegen. Wulfrum zog sie nach hinten und drehte sie auf den Rücken, beugte sich über sie und stützte seine Arme neben ihren Schultern auf, sodass sie sich weder nach links noch nach rechts bewegen konnte. Dann küsste er sie ausgiebig und leidenschaftlich, und Elgiva verspürte das vertraute Feuer tief in sich erwachen.
Sie schlang die Arme um seinen Nacken, erwiderte den Kuss und schmiegte sich an ihn, woraufhin er sie noch fester an sich drückte. Voller Erstaunen und Begierde sah er in ihr Gesicht und bemerkte ihr Lächeln, bevor sie ihn erneut küsste. Sie öffnete einladend den Mund, ließ seine Zunge vordringen, gleichzeitig drängte sie sich ihm mit ihrem ganzen Körper entgegen.
Ein wohliger Schauer überlief sie, als seine Lippen ihren Hals berührten und seine Finger über ihre Brustspitzen strichen. Die leidenschaftlichen Regungen, die er damit auslöste, fesselten und verwirrten sie gleichermaßen. Erst vor wenigen Stunden hatte er das Blut ihrer Landsleute vergossen, doch er war in ihren Augen nicht länger der Feind. Sie liebte ihn. Ihn zu verlieren, wäre für sie so, als würde ein Teil von ihr selbst sterben. Ohne jegliche Vorbehalte gab sie sich ihm hin.
Wulfrum bemerkte das Beben, das ihren Körper durchfuhr, er spürte, wie das Verlangen sie durchströmte. Schließlich drang er behutsam in sie ein, doch Elgiva wollte ihn mindestens so sehr, wie er sie begehrte. Sie schlang ihm die Beine um die Hüften, damit er tiefer eindringen konnte. Dennoch hielt er sich noch zurück, bewegte sich aufreizend langsam und schürte so weiter das Feuer, das sie beide mit seinen Flammen verzehrte. Endlich erreichte die Lust den Höhepunkt in einer solchen Heftigkeit, dass er glaubte, er müsse jeden Moment sterben. Als er anschließend in ihre bernsteinfarbenen Augen schaute, wusste er, sie hatte es genauso stürmisch erlebt wie er.
Diese ungeheure Leidenschaft verblüffte ihn, weil er nie zuvor etwas Vergleichbares erlebt hatte. Nach seinen bisherigen Erfahrungen waren Frauen Mittel zum Zweck gewesen. Sie stillten sein fleischliches Verlangen, danach waren sie schnell wieder vergessen. Aber diese eine Angelsächsin hatte einen Zauber gewirkt, der ihn fest im Griff hatte. Immerzu musste er an sie denken, weil er sich nach ihr sehnte, weil er sie wollte. In dem Moment wurde ihm klar, dass es ihm für den Rest seines Lebens so ergehen würde.
Als Elgiva ihn ansah, bemerkte sie, wie sich sein Gesichtsausdruck auf einmal veränderte. Ein plötzliches Unbehagen überkam sie, da sie diese Miene nicht zu deuten wusste. Doch er hob lediglich eine Hand, um ihr eine Strähne von der Wange zu streichen. Seine Finger zogen eine Linie von ihrer Nase über das Kinn und den Hals bis hinunter zu ihren Brüsten. Dann gab er ihr einen hauchzarten Kuss. Vergeblich versuchte sie zu erraten, was ihm durch den Kopf ging. Es war eine Seite an ihm, die sie noch nie erlebt hatte. Sie fragte sich, wie viel mehr es wohl über ihn zu erfahren gab. Plötzlich wollte sie alles wissen, jede winzige Einzelheit, damit es keine Geheimnisse mehr gab. Sie liebte ihn, und das tat sie bereits seit dem Tag, an dem er ihr auf der Waldlichtung das Leben gerettet und sein eigenes dabei aufs Spiel gesetzt hatte. Hätte Ido sie nicht zurückgehalten, wäre sie in den brennenden Stall gestürmt, da eine Zukunft ohne Wulfrum für sie völlig undenkbar war. Sie brauchte ihn wie den Sonnenschein, wie die Luft zum Atmen.
Wulfrum lächelte beim Anblick ihrer nachdenklichen Miene. „Ich weiß nie, was du denkst.“
„Ich habe über dich nachgedacht.“
„Gut. Und was genau?“
„Das werde ich dir nicht sagen, sonst bildest du dir noch etwas darauf ein.“
Er lachte auf. „Ich glaube, in deiner Gesellschaft kann ein Mann nicht allzu eingebildet werden. Du hast ein besonderes Geschick dafür, uns gleich wieder zurechtzustutzen. Ein Blick in diese Augen, und wir sind verloren.“
„Du schreibst mir Kräfte zu, die ich nicht besitze.“
„Ganz im Gegenteil. Ich spreche nur aus Erfahrung.“
„Und was hast du sonst noch
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