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HISTORICAL BAND 295

HISTORICAL BAND 295

Titel: HISTORICAL BAND 295 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Rock Joanna Fulford
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verbrachte sie ihre Zeit unter freiem Himmel, weil ihr Gemach, das sie mit Wulfrum teilte, voller bitterer Erinnerungen war. Ruhe und Abgeschiedenheit fand sie am besten bei den Gräbern ihrer Landsleute, dort wäre sie ungestört. Nachdem sie Osgifu gesagt hatte, wohin sie wollte, machte sie sich auf den Weg.
    Dort angekommen, musste sie jedoch feststellen, dass sie nicht allein war. Im Schatten eines Baums an der entlegenen Seite stand ein Mann, den sie als Brekka erkannte. Einen Moment lang musterte sie ihn voll Widerwillen. Warum ließ er sie nicht einfach in Ruhe? Wusste er nicht, in welche Gefahr er sie beide brachte, wenn er von jemandem gesehen wurde? Sie sah sich um, aber außer ihnen beiden war niemand zu entdecken. Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen, und schämte sich ihrer unfreundlichen Gedanken. Dann ging sie auf ihn zu.
    „Herrin.“ Er verbeugte sich. „Ich habe in der Hoffnung gewartet, Euch hier zu begegnen.“
    „Was wollt Ihr, Brekka?“
    „Ich habe eine Nachricht von Lord Aylwin.“
    „Von Aylwin?“
    „Aye, Herrin. Er bittet mich, Euch auszurichten, dass er noch einmal über Euren Ratschlag nachgedacht hat. Er sagte, Ihr würdet schon verstehen, was damit gemeint ist.“
    Elgiva atmete auf. Dann würde Aylwin also doch von hier weggehen. Wulfrum war in Sicherheit. Ihre Laune war mit einem Mal so gut wie seit Tagen nicht mehr. Bevor sie weitere Fragen stellen konnte, fuhr Brekka fort: „Er bittet um die Erlaubnis, Euch noch einmal zu sehen. Wenn Ihr das ablehnt, wird er dafür Verständnis haben.“
    Sie schaute über ihre Schulter, aber es war noch immer niemand in Sichtweite. In der letzten Zeit war sie immer seltener von einem der Wikinger bewacht worden, was Wulfrums wachsendes Vertrauen in sie belegte. Bei dieser Erkenntnis regte sich gleich wieder ihr schlechtes Gewissen. Aber dann dachte sie an Aylwin, an dessen langes, einsames Exil in den Wäldern, gejagt vom Feind, stets auf der Flucht, stets im Ungewissen, ob er am Ende des Tages noch leben würde. Er war ihr Verlobter gewesen. Er hatte für Ravenswood gekämpft und sein Leben aufs Spiel gesetzt, und er war dabei verwundet worden. Es war nicht zu viel verlangt, sie noch einmal sehen zu wollen, bevor er sich für immer von ihr verabschiedete.
    „Wo ist er, Brekka?“
    „Auf der Lichtung, wo die alten Hütten der Waldarbeiter stehen.“
    Sie nickte. Bis dahin war es nicht weit, und sie könnte von dort wieder zurück sein, bevor jemandem ihre Abwesenheit auffiel. „Also gut, ich werde hingehen.“
    Schnell erreichten sie die Lichtung. Wenn die Unterhaltung mit Aylwin nicht allzu lange dauerte, würde sie vor Ablauf einer Stunde wieder zurück sein. Als sie die Lichtung betraten, sah sie, dass sich dort gut zwanzig Männer mit ihren Pferden versammelt hatten. Offenbar waren sie im Begriff aufzubrechen, was Elgiva mit Erleichterung zur Kenntnis nahm. Es schien, dass die Rebellen endlich doch noch Vernunft angenommen hatten.
    „Er ist da drinnen, Herrin“, sagte Brekka und deutete mit einer Kopfbewegung auf die vorderste Hütte, aus der soeben drei Männer traten. Einer von ihnen war Aylwin, ihn erkannte sie sofort. Die beiden anderen hatte sie noch nie gesehen. Sie waren in eine Unterhaltung vertieft, verstummten jedoch, als sie Elgiva und Brekka entdeckten. Einen Moment lang herrschte Schweigen, dann eilte Aylwin ihr entgegen, um sie zu begrüßen. Er fasste ihre Hände und drückte sie an seine Lippen.
    „Ich wusste, Ihr würdet kommen.“
    Elgiva schaute zu den Reitern. „Mir scheint, ich komme gerade noch rechtzeitig.“
    „Allerdings. Wir haben nur noch wenig Zeit, weil wir aufbrechen müssen.“
    „Wohin werdet Ihr gehen?“
    „Nach Wessex, wo wir uns König Alfred und unseren freien Landsleuten anschließen werden.“
    Erneut durchströmte sie Erleichterung. In Wessex würde er in Sicherheit sein, und für Wulfrum stellte er dann keine Gefahr mehr dar. „Das freut mich. Nach unserer letzten Unterhaltung hatte ich befürchtet, Ihr würdet nicht weggehen wollen.“
    „Nein, nein, Ihr habt völlig recht, es gibt keinen Grund, noch länger hier zu verharren.“ Er lächelte sie an. „Nicht jetzt, da Ihr hier seid.“
    „Ich verstehe nicht.“
    „Ihr kommt mit mir, Elgiva.“
    Ungläubig sah sie sich um. Die anderen Männer am gegenüberliegenden Rand der Lichtung saßen inzwischen alle auf ihren Pferden und warteten offenbar nur noch auf Aylwin. Die beiden Männer, die mit ihm zusammen die Hütte verlassen

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