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HISTORICAL BAND 295

HISTORICAL BAND 295

Titel: HISTORICAL BAND 295 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Rock Joanna Fulford
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Lust und sonst gar nichts.“
    „Und warum will er dich dann zur Frau nehmen? Er hätte dich an dem Tag haben können, an dem er uns mit seinen Kriegern überrannte. Und er hätte dich anschließend seinen Männern überlassen können. Stattdessen bietet er dir einen Ehrenplatz an seiner Seite an.“
    „Einen Ehrenplatz? Du nennst so etwas Ehre?“
    „Aus seiner Sicht durchaus. Indem er so handelt, entzieht er dich dem Zugriff der anderen. Er bringt dich in Sicherheit. Überlege nur, was dir ansonsten bevorstünde.“
    Elgiva verfiel in Schweigen. Als Osgifu ihre Unsicherheit und Verärgerung bemerkte, ergänzte sie: „Du hast dir diese Entwicklung nicht gewünscht, und dich trifft keine Schuld daran. Aber du kannst sie zu deinem Vorteil nutzen. Du besitzt Schönheit und Verstand, setz beides ein.“
    „Du überschätzt meine Macht, Gifu. Wulfrum wird tun, was er will.“
    „Eine schöne Frau kann einen Mann tun lassen, was sie will. Und eine kluge Frau kann ihn sogar glauben machen, dass es seine eigene Idee war.“
    Unwillkürlich musste Elgiva lächeln. „Du bist sehr listig.“
    „Eine Frau muss listig sein, wenn sie überleben will. Du wirst überleben, weil du stark und tapfer bist. Du wirst tun, was du tun musst.“
    Elgiva wusste, ihre Freundin hatte recht. Jetzt, da Osric tot war und Aylwin möglicherweise ebenfalls, musste sie die Menschen in jeder Weise beschützen, die in ihrer Macht stand. Allerdings war sie der Ansicht, dass ihre Macht nicht allzu weit reichte.
    „Du meinst also, dass ich Wulfrum morgen heiraten muss?“
    „Du hast einfach keine andere Wahl“, bestätigte Osgifu.

6. KAPITEL
    Die Zeremonie fand auf einer großen Waldlichtung in der Nähe statt, damit alle Gäste Platz fanden. Selbst wenn die Kirche nicht in Schutt und Asche gelegt worden wäre, hätte sie nicht so viele Teilnehmer fassen können. In der Mitte der Lichtung wartete ein eher unwilliger Pater Willibald, um den herum sich die Krieger versammelten, sich unterhielten und Scherze machten. Ruhe kehrte erst ein, als Wulfrum in Begleitung von Olaf Eisenfaust und Fürst Halfdan eintraf, aber schon im nächsten Moment brachen die Männer in lauten Jubel aus. Wulfrum lächelte und genoss die Freude, die ihm entgegengebracht wurde. Der Priester, der zu den dreien aufblicken musste, atmete angestrengt und gab sich Mühe, seine Unruhe zu überspielen. Sein Blick wanderte weiter zu den versammelten Angelsachsen, deren Erscheinen der dänische Jarl angeordnet hatte. In ihren Gesichtern spiegelten sich die Zweifel und Ängste wider, die er selbst empfand. Von Lady Elgiva war nichts zu sehen.
    „Und die Braut, Herr?“, fragte der Geistliche zögerlich.
    „Sie ist auf dem Weg“, erwiderte Wulfrum.
    In seiner scharlachroten Tunika aus feiner Wolle zu einer blauen Hose gab er eine beeindruckende Erscheinung ab. Um die Schultern trug er einen Umhang aus roter Wolle, der auf der Vorderseite und am Saum mit Stickereien verziert war und mit einer silbernen Fibel in Form eines Drachen zusammengehalten wurde. Am Gürtel trug er sein Schwert.
    Halfdan und Eisenfaust hatten zu Ehren ihres Freundes ebenfalls ihre beste Kleidung angezogen.
    Die Zeit verstrich, ohne dass die Braut erschien. Halfdan sah zu Eisenfaust, sagte aber nichts. Wulfrum begann sich unbehaglich zu fühlen, verdrängte es jedoch gleich wieder. Immerhin war es das Privileg einer Braut, den Bräutigam am Tag ihrer Heirat ein wenig warten zu lassen. Ihm kam der Gedanke, sie könnte eine neuerliche Flucht versucht haben, aber das wäre sinnlos gewesen. Nicht einmal eine Katze konnte entkommen, so gut wurde Ravenswood von seinen Leuten bewacht.
    Nein, diese Hochzeit würde stattfinden. Sie setzte ein wichtiges Zeichen, mit dem die Nordmänner bekräftigten, dass sie nicht wieder weggehen würden und dass sie beabsichtigten, ihr Blut mit dem der Angelsachsen zu vermischen. Außerdem war ihm klar: Wenn er über diese Leute herrschen wollte, dann musste er ihnen zeigen, welchen Respekt er Lady Elgiva entgegenbrachte. Hätte er sie einfach zu seiner Bettgenossin gemacht, dann hätte das die Ablehnung, die die Einheimischen ihm entgegenbrachten, nur noch verstärkt. Es war in vieler, aber nicht in jeder Hinsicht ein taktisches Manöver. Er machte sich nicht vor, dass Elgiva ihm irgendwelche zärtlichen Gefühle entgegenbrachte. Ganz im Gegenteil, sie würde ihm eine Klinge ins Herz stoßen, sobald sie die Gelegenheit dazu bekam.
    „Wo ist die Frau? Was treibt sie so lange?“,

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