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HISTORICAL BAND 295

HISTORICAL BAND 295

Titel: HISTORICAL BAND 295 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Rock Joanna Fulford
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gesagt?“
    „Mehr oder weniger. Er hat mir zu verstehen gegeben, wenn ich ihm nicht gehorche, werden andere seinen Zorn zu spüren bekommen.“
    „Er ist schlau und hinterlistig.“
    „Das kannst du laut sagen.“
    „Ich glaube, diesmal wollen sie tatsächlich bleiben“, fuhr Osgifu fort. „Sie sind nicht bloß hier, um zu plündern und zu morden, sie wollen das Land haben.“
    „Unser Land. Land, das ihnen nicht zusteht und das sie an sich gerissen haben, indem sie unsere Landsleute getötet haben.“
    „Aye, und wenn es sein muss, werden sie noch mehr töten, um das Land zu behalten.“
    Mit einem Mal wurde Elgiva von ihrem schlechten Gewissen geplagt. Aylwin war bereit gewesen, sein Leben für sie zu geben, aber sie hatte sich nur widerwillig zu einer Verlobung bereit erklärt. Dabei hätte er etwas Besseres verdient als sie. Mittlerweile war er wahrscheinlich den Folgen seiner Verwundungen erlegen und irgendwo in einem namenlosen Grab beigesetzt worden. Tränen brannten in ihren Augen, als die Erinnerung an ihn nach oben gespült wurde. Sie hätte Aylwin geheiratet und versucht, ihm eine gute Ehefrau zu sein, wie es ihre Pflicht verlangte. Nun war er geflohen und vermutlich längst tot, während sie die Beute eines Eroberers geworden war.
    Im Geiste sah sie wieder Wulfrums Gesicht, seine eindringlichen blauen Augen, das spöttische Lächeln. Der bloße Gedanke an ihn ließ die Wut in ihr hochkochen. War er wirklich so eingebildet zu glauben, sie würde sich ihm hingeben? Dann dachte sie daran, wie groß und stark er war. Er konnte sie nehmen, wann immer er wollte. In diesem Moment wurde ihr klar, dass er das eigentlich schon längst hätte machen können, und doch hatte er sich zurückgehalten. War er der Meinung, wenn er sie zuvor zur Ehefrau nahm, würde ihm das ihre ewige Dankbarkeit einbringen? Dachte er, sie würde sich folgsam und ohne ein Widerwort in sein Bett legen? Elgiva ballte die Hände zu Fäusten. Eher würde sie ihn zum Teufel wünschen – ihn und sein gesamtes verfluchtes Volk.
    „Quäl dich nicht, Kind.“ Osgifu riss sie aus ihren Überlegungen. „Es führt zu nichts.“
    „Ich konnte Aylwin nicht mein Herz schenken, Gifu, und trotzdem hat er Ravenswood mit seinem Leben verteidigt.“
    „Er war ein guter Mensch. Ob das auf Wulfrum auch zutrifft, wird die Zeit zeigen.“
    Elgiva stutzte. „Wulfrum ist ein Wikinger, ein Eroberer, ein Plünderer. Wie könnte er ein guter Mensch sein?“
    „Ich weiß es nicht, mir kommt es vor, dass er nicht so ist wie dieser andere, dieser Sweyn.“
    „Sweyn ist bösartig“, erwiderte Elgiva. „Bösartig und brutal.“
    „Er will dich, das ist nicht zu übersehen.“
    „Eher würde ich mir selbst die Kehle aufschneiden.“
    „Als Ehefrau von Wulfrum wärst du vor ihm sicher. Wulfrum steht in der Gunst von Halfdan, immerhin hat er ihm Land geschenkt.“
    „Geraubtes Land.“
    „Aber wer könnte sie jetzt noch zwingen, das Land zurückzugeben?“
    Elgiva seufzte, da sie die Antwort nur zu gut kannte. Jahrelang hatten sich die Herrscher von Northumbria ständige Kleinkriege geliefert. Osbert nördlich des Tees und König Ella im Süden hatten ständig miteinander um die Krone gerungen. Das Königreich hatte einer Invasion wenig entgegenzusetzen, eine Tatsache, die sich die Wikinger zunutze gemacht hatten. Osbert und Ella waren inzwischen tot, und nach dem Fall von Mercia und East Anglia gab es nichts und niemanden mehr, der das Heer aus den Nordlanden noch hätte aufhalten können. Northumbria gehörte ihnen praktisch schon. Sie würden das Land nicht mehr aufgeben, und erst recht würden sie nicht an die eisigen Küsten ihrer Heimat zurückkehren. Die Wikinger waren wahrhaftig hergekommen, um zu bleiben.
    „Es gibt kein Entkommen, nicht wahr?“, fragte Elgiva schließlich.
    „Nein.“
    „Ich wäre lieber tot.“
    „Wer sollte dann dein Volk vor der Rache der Wikinger beschützen?“
    „Ob ich lebe oder tot bin, hat darauf keinen Einfluss.“
    „Ganz im Gegenteil. Als Wulfrums Ehefrau wirst du sogar sehr großen Einfluss haben.“
    „Das werde ich nicht.“
    „Dann bist du offenbar nicht die Frau, für die ich dich gehalten habe.“
    Elgiva warf ihr einen finsteren Blick zu, dem Osgifu ungerührt standhielt.
    „Der Mann ist von dir hingerissen. Du musst die Macht nutzen, die du über ihn besitzt.“
    „Hingerissen?“ Elgiva lachte humorlos auf. „Wohl kaum.“
    „Mir ist nicht entgangen, wie er dich ansieht.“
    „Das ist pure

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