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HISTORICAL BAND 295

HISTORICAL BAND 295

Titel: HISTORICAL BAND 295 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Rock Joanna Fulford
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auch nichts anderes gekannt. Wenn er das Land hier sah, bekam er das Gefühl, dass man in England nur einen Holzstock in den Boden stecken musste, damit er ganz von selbst zu blühen begann. In seinem eigenen Land musste man viel härter ums Überleben kämpfen, aber dieses Land war für ihn längst nicht mehr sein Zuhause, denn das hatte er hier im Land der Angelsachsen gefunden. Hier wollte er bleiben, hier sollten – eines Tages – seine Söhne aufwachsen. Er schaute zu Elgiva hinüber. Sie war untrennbar mit diesem Land verbunden, und das würde für ihn immer so bleiben.
    Sie sah ihn forschend an, schließlich fragte sie: „Macht dir irgendetwas Sorgen, Wulfrum?“
    „Ich musste nur daran denken, welches sonderbare Schicksal mich hierhergeführt hat.“
    Bei diesen Worten erinnerte sich Elgiva an jenen Abend, als sie Osgifu gebeten hatte, für sie die Runen zu werfen. Seitdem waren erst ein paar Monate vergangen, doch es kam ihr wie eine halbe Ewigkeit vor. Im Geiste hörte sie Osgifu sagen: Die Runen lügen nie .
    Wulfrum machte es sich neben ihr bequem und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, während er zwischen den Ästen hindurch zum Himmel hinaufschaute. Während er so dalag, betrachtete sie ihn und überlegte, dass es tatsächlich ein sonderbares Schicksal war, das ihn hierhergeführt hatte. Osgifu hatte ihr vor langer Zeit von den Nornen erzählt, den drei alten Frauen, die die Fäden des Schicksals spannen. Damals hatte sie es nur für eine alte Sage gehalten, ein Märchen, doch jetzt war sie sich nicht mehr so sicher. Es kam ihr vor, als hätte damals jemand eine Ecke dieses mysteriösen Netzes angehoben und ihr einen verlockenden Blick auf den Mann erlaubt, den sie heiraten würde. Ein Mann, der bereits früh gelernt hatte, seine Gedanken für sich zu behalten und auf seinen Kopf zu hören, nicht auf sein Herz. Ein Mann, dem andere Krieger folgten, dem sie vertrauten und gehorchten, den sie respektierten. Sie stellte fest, dass sie mehr über ihn erfahren wollte.
    „Hast du Olaf Eisenfaust bei Ragnar kennengelernt?“
    „Ja. Uns beide verbindet eine lange Freundschaft. Er hat mir das Leben gerettet.“
    „Wie kam das?“
    In ihrer Stimme schwang etwas mit, das er noch nie an ihr bemerkt hatte, ein Hauch von Neugier verbunden mit etwas anderem, das er nicht bestimmen konnte. Der Ausdruck in ihren Augen war dabei so ernst, dass er gar nicht anders konnte, als ihr alles zu sagen.
    „Wir jagten Wölfe und hatten einen von ihnen in die Enge getrieben. Es war eine furchterregende Kreatur, wild und hungrig. Ich erreichte ihn als Erster, und jung und dumm, wie ich damals war, glaubte ich, ihn mit einem einfachen Messer töten zu können.“
    Unwillkürlich musste sie lachen. „Unglaublich! Was geschah dann?“
    „Der Wolf griff mich an, und ich verletzte ihn mit meinem Messer, doch das machte ihn nur noch wütender. Er schnappte nach meiner Kehle. Ich konnte ihn zwar eine Zeit lang abwehren, aber meine Kräfte schwanden zusehends, und ich wusste, ich würde sterben. Zum Glück tauchte Olaf auf, stürzte sich auf die Bestie und erwürgte sie mit bloßen Händen.“
    „Wie alt warst du damals?“
    „Dreizehn.“
    „Ein Wunder, dass du es überhaupt geschafft hast, erwachsen zu werden.“
    „Ohne Olaf wäre mir das wohl nicht gelungen. Er war damals fünfundzwanzig und bereits berühmt für seine Kraft. Ich sehe ihn noch heute, wie er vor dem toten Wolf stand und lachte, als er mein Messer sah. Dann kam Ragnar dazu, und Olaf hatte natürlich nichts Besseres zu tun, als ihm die Geschichte zu erzählen. Ich schwöre dir, ich dachte, die beiden lachen sich tot.“ Wulfrum musste bei der Erinnerung grinsen. „Es hat einige Zeit gedauert, bis ich darüber keine Witze mehr zu hören bekam.“
    „Und Olaf wurde dein Freund.“
    „Ja. Er hat wohl meine Dummheit mit Tapferkeit verwechselt. Aber von ihm habe ich so viel gelernt wie von Ragnar, und wir haben manches Mal Seite an Seite gekämpft. Er ist ein mutiger Krieger und ein guter Freund. Ich wüsste keinen Mann, den ich im Kampf lieber an meiner Seite hätte.“
    „Das glaube ich. Der Name Olaf Eisenfaust passt zu ihm.“
    „Oh ja, das tut er.“
    Sie verfielen in einvernehmliches Schweigen, und Elgiva ließ sich durch den Kopf gehen, was er ihr soeben erzählt hatte. Sie wollte mehr Geschichten dieser Art hören, aber sie würde ihn nicht drängen. Wenn er ihr von seiner Vergangenheit erzählen wollte, dann würde er das tun, wenn er den

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