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Historical Band 298

Historical Band 298

Titel: Historical Band 298 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blythe Gifford Terri Brisbin
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keine richtige Frau, wenn sie sich so sehr von ihren Geschlechtsgenossinnen unterschied.
    Aber tat sie das wirklich?
    „Varium et mutabile semper femina“ , sagte sie schließlich.
    „Genau!“, sagte Duncan erfreut, als hätte sie ihre Lektion gut gelernt. „Gott hat die Frauen nicht zum Denken und zur Selbstbestimmung geschaffen. Ihnen fehlt der animo virile , der männliche Geist, den du und ich besitzen.“
    Sie hätte Duncan gerne einmal als Frau gesehen. Dann hätte er gemerkt, was für eine Herausforderung ein Frauenleben bedeuten konnte.
    Die Männer an der Universität kämpften mit dem Geist und dem Wort und nicht hoch zu Ross mit dem Schwert. Und das konnte sie auch tun. Sie konnte debattieren wie ein Mann.
    „Es gibt aber doch Ausnahmen“, begann sie. „Königin Eleanor zum Beispiel.“ Die Königin war zwar schon seit fast zweihundert Jahren tot, aber jedermann wusste, dass sie genau so mächtig und stark gewesen war wie ihr Gatte Henry.
    „Ah, das ist kein gutes Beispiel für deine Behauptung“, wischte Duncan ihre Herausforderung vom Tisch. „Sie benutzte ihren Körper, um ihren Gatten zu manipulieren, und ihre Gefühle, um ihre Söhne zu beherrschen. Sie selbst handelte nicht. Es waren die Männer um sie herum.“
    Henry nickte weise. „Wir sind die logisch Denkenden, Little John. Frauen werden von ihren ursprünglichen Gelüsten beherrscht.“
    Jane biss die Zähne zusammen und verbot es sich, darauf hinzuweisen, dass es nicht die Lust der Frau gewesen war, die sie gestern Nacht beobachtet hatte.
    „Sie besitzen eine geheimnisvolle Macht.“ Duncan beugte sich zu ihr herunter. „Die darfst du nie unterschätzen, Little John. Und das ist jetzt kein Gerede. Der ungebildete Mann ist seinen Trieben ausgeliefert wie ein Ziegenbock.“ Er warf Henry über den Tisch hinweg einen Blick zu. „So wie dieser Halunke da gestern Nacht.“
    Henry ließ den Kopf hängen und sagte ausnahmsweise einmal nichts.
    Duncan fasste seine Lektion zusammen. „Hier wirst du lernen, ein Mann zu sein, und auch, wie du deine eigene lüsterne Natur überwindest. Zu so etwas wäre eine Frau überhaupt nicht fähig.“
    „Aber wenn du diesen Trieben nachgibst, wird die Frau dich beherrschen, und du merkst es nicht einmal.“ Zu Anfang hatte Henry noch einen reumütigen Ton in der Stimme gehabt, jetzt aber schloss er mit einem Grinsen. „Frag nur Geoffrey.“
    Dieser lächelte. Wie es schien, war er nur allzu glücklich, beherrscht zu werden. Trotzdem versetzte er Henry einen Stoß.
    Duncan nickte. „Nur wenn er sich selbst beherrscht, kann ein Mann eine Frau beherrschen. Gelingt ihm das nicht, wird sie ihn beherrschen.“
    Jane starrte ihn mit offenem Mund an.
    Für diese Männer war eine Frau ein gefährliches, geistloses, lustvolles Tier, unfähig, ihren Körper oder ihre Gedanken zu kontrollieren. Diese Angst, wie vor einem mysteriösen Wesen, das die Männer als etwas verwirrend anderes betrachteten, hatte sie nicht erwartet.
    Einen Augenblick lang wollte sie eine Frau sein und diese geheimnisvolle Macht für sich in Anspruch nehmen. Wollte aufstehen und verkünden, dass sie eine Frau war, dass sie fühlen und denken konnte.
    Und dass gar nichts Geheimnisvolles daran war, wenn eine Frau sich nach Achtung und Liebe sehnte.
    Außer dass Frauen, anders als Männer, bereit waren, sich das auch einzugestehen.
    Aber Jane rührte sich nicht. Es war ein gefährliches Spiel, das sie da spielte. Was würde geschehen, wenn sie die Unterstützung dieser Kameraden verlor?
    Ohne den Schutz ihrer männlichen Verkleidung wäre sie genau so hilflos wie dieses arme Mädchen auf der Straße.
    Duncan erwachte, noch bevor es hell wurde. Er erinnerte sich, von einer Frau geträumt zu haben, die er noch nie gesehen hatte. Einer mit hellen Haaren und blauen Augen, die am Rand von einem noch dunkleren Blau waren.
    Er rollte sich auf den Rücken und starrte zur Decke hinauf, während er über Little John und dessen Reaktion auf die Hure nachdachte.
    Und seine eigene.
    Als Prinzipal hätte er die Scholaren in Zucht halten müssen und seinen Freunden nicht erlauben dürfen, wild durch die Straßen zu rennen. Er hatte nicht nur sie einem Risiko ausgesetzt, er hatte auch die Zukunft der Studentenherberge aufs Spiel gesetzt, in deren Gründung er so viel Arbeit investiert hatte.
    Doch er konnte kaum noch Verständnis für die Universitätsvorschriften aufbringen. Die Regeln waren absurd und die Texte unverständlich, und viele wurden genau

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