Historical Band 298
verzerrte sich vor Wut. „Niederträchtige Bestien.“
Manchmal hatte Duncan den Eindruck, dass der König die Schotten noch mehr hasste als die Franzosen.
„In Anbetracht des Interesses Eurer Majestät wollte ich Euch um die Ehre bitten, zu seiner Freilassung beizutragen.“ An das Parlament wurden viele Forderungen gestellt. Ein König aber, der von goldenen Tellern speiste, würde wohl das Lösegeld für einen niederen Ritter aufbringen können.
Der König nickte so gedankenvoll wie Salomon in dem Festspiel, warf dann aber einen suchenden Blick über die Schulter. Sein Onkel, der Duke of Gloucester, und die anderen Herren seines Rats standen gerade außer Hörweite.
Duncan verstand. Selbst für diese Summe brauchte der König die Zustimmung des Rats. Seine Hoffnung sank.
Als der König sich ihm wieder zuwandte, lag ein Hauch von Bedauern in seinem Blick. „An die Staatskasse werden viele Forderungen gestellt. Aber ich bin sicher, das Volk von England denkt wie ich. Das Unterhaus wird bestimmt die Verteidigung der Grenzen stärken wollen.“
„Das kann ich nur hoffen, Majestät.“ Geld vom Parlament, Geld für den Krieg, aber keines vom König selbst. Und keinen Schilling für das Lösegeld. „Ich werde mit Kräften darauf hinarbeiten.“ Wozu immer mehr Männer in den Krieg schicken, wenn man nicht bereit war, die auszulösen, die bereits gedient hatten? Kühn fuhr Duncan fort: „Und ich werde mich nach Kräften bemühen, dem Parlament klarzumachen, dass die tapferen Männer befreit werden müssen, welche die Grenzen bereits verteidigt haben.“
Der König runzelte die Stirn, aber bevor er etwas sagen konnte, spürte Duncan, wie ihn jemand in die Seite stupste, und sah sich um.
John.
Was dachte sich dieser Narr dabei, sein Privatgespräch mit dem König zu unterbrechen?
Der König starrte das Gesicht an, das hinter Duncans Robe hervorlugte. Sofort beugte John das Knie.
„Steh auf, mein Junge“, sagte der König und lächelte. „Hast du eine Bittschrift?“
„Nein, Eure Majestät.“
Was hatte der Bursche vor? Als er sich aufrichtete, zeigte er eine natürliche Anmut, die Duncan zuvor noch nicht an ihm bemerkt hatte.
Er trat John leicht auf den Fuß und hoffte, dass der König es nicht bemerkte.
„Du bittest um nichts?“ Kein Wunder, dass der König bereit war, ihm zuzuhören. Keiner kam je zu ihm, ohne etwas von ihm zu wollen.
Noch nicht einmal er selbst, wie Duncan bekümmert feststellte.
„Ich möchte nur unserem glorreichen König meinen Respekt erweisen, Eure Majestät.“
„Vergebt ihm, Majestät“, mischte Duncan sich ein.
Der König hob fragend die Brauen. „Ihr kennt den Burschen?“
„Ich habe ihn just als Studenten angenommen.“ Er sah wütend auf Johns gebeugten blonden Kopf hinunter.
„Wie ist dein Name, junger Student?“
„John, Eure Majestät.“
„Und was lehrt er dich?“
„Latein, Eure Majestät. Bis ich bereit bin für Grammatik, Dialektik und Rhetorik.“
Duncan konnte seinen Zorn nur mit Mühe zügeln. „Er hat noch viel zu lernen.“
„Und dann“, sagte John, „hoffe ich, mich Euren edlen Diensten als Euer Diener anbieten zu können.“
„Ein aufgeweckter Junge“, sagte Richard zu Duncan.
„Und voller Überraschungen“, murmelte Duncan. Einen interessanten Zeitpunkt hatte der Bursche sich für die Verkündigung seiner Pläne ausgesucht.
Der König lächelte. Offensichtlich schmeichelte ihm Johns Bitte. „Dann verfolge deine Studien mit aller Kraft. Wenn du gute Fortschritte machst, kann Master Duncan dich zu mir bringen, bevor ich die Stadt wieder verlasse, und du kannst mir vorführen, was du gelernt hast.“
„Ich danke Euch, Eure Majestät.“ John strahlte.
Duncan strahle nicht. „Das ist aber schon in ein paar Wochen, Eure Majestät.“
Das Lächeln des Königs hatte etwas Durchtriebenes. „Und Ihr seid ein begabter Lehrer, dessen bin ich mir sicher. Außerdem haben wir uns vielleicht noch etwas zu sagen, sobald das Parlament zusammentritt.“
Der König ging, und Duncan starrte ihm hinterher.
Die Parlamentssitzungen und das Herbstsemester begannen am selben Tag. Wie sollte er in solch kurzer Zeit den Jungen so weit bringen, dass er vor den König treten konnte?
Nun, jedenfalls war es nicht der Zeitpunkt, Little John zu seiner ersten Erfahrung mit einer Frau zu verhelfen.
John neben ihm erhob sich. „Seht Ihr? Ich wusste, Ihr würdet mir helfen, den König zu sprechen. Und jetzt werde ich ihn sogar
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