Historical Band 298
Medizinkollegen, um seine eigenen Studien zu betreiben. Am Nachmittag war er im Vorhaus von Barnwell Priory und versuchte jedes Mitglied des House of Commons anzusprechen, dem er begegnete.
Und von denen gab es zweihundertachtundvierzig. Jane hatte all ihre Namen abgeschrieben, und Duncan trug die Liste bei sich.
Ihr Latein war besser geworden. Sie kannte die Sätze jetzt auswendig und musste nicht länger ins Buch schauen. Laut sprach sie sie vor sich hin. Bete zu Gott. Itaque deo supplica. Liebe deine Eltern. Parentes ama. Fürchte deinen Lehrer. Magistrum metue.
„Meide die Huren.“
Duncans Stimme fiel in ihre Litanei ein, und sie antwortete automatisch. „Meretricem fuge.“ Erfreut über sein unerwartetes Auftauchen, aber auch verärgert, weil er die ganze Zeit nicht da gewesen war, sah sie zu ihm auf. „In jener Nacht haben wir diese Frau aber nicht gemieden.“
Er seufzte und ließ sich auf der Bank ihr gegenüber nieder. „Fang nicht schon wieder damit an, Little John. Dazu fehlt mir heute Abend die Geduld.“ Anscheinend zu erschöpft, um aufrecht zu sitzen, lehnte er den Kopf gegen das Mauerwerk und schloss die Augen.
Sie wusste selbst nicht, ob sie ihre Verärgerung unterdrückt hatte oder ob diese einfach von selbst verschwunden war. „Habt Ihr schon gegessen?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich habe die Mitglieder zum Essen und Trinken genötigt. Dabei musste ich selbst einen klaren Kopf behalten.“
Also stand sie auf, kramte eine Zeit lang in der Küche herum und kam mit den Resten des abendlichen Mahls zurück.
Und seiner Laute.
Er trank einen großen Schluck Bier und schlang das Brot und den sauer eingelegten Fisch regelrecht hinunter.
„Wie lief es heute?“, fragte sie schließlich.
Er hob den halbleeren Humpen und prostete ihr zu. „Zehn weitere Ja-Stimmen für meine Liste und immerhin noch eine Woche bis zur Wahl. Das Parlament ist jetzt in Aufruhr wegen der Embleme auf den Gewändern.“
„Ich habe alle Distichen auswendig gelernt. Geoffrey und Henry halfen mir dabei.“ Sie schwieg erwartungsvoll, aber er forderte sie nicht auf, sie zu rezitieren. „ Duo supplica. Bete zu Gott. Magistratum metue. Respektiere den Magistrat. Quod satis, dormi. Das solltet Ihr einmal beachten. Es bedeutet: Schlafe genug.“
„Was hältst du eigentlich von Mädchen?“, fragte er, als hätte er ihr nicht zugehört.
Sie senkte rasch den Kopf, sonst hätte er ihr mädchenhaftes Erröten bemerkt.
Oder das Verlangen in ihren Augen.
Was dachte ein Junge wirklich über Mädchen? „Och, ich weiß nicht viel über sie“, murmelte sie.
„Hast du noch keiner drallen Magd in der Scheune einen Kuss gestohlen?“ Die zehn Ja-Stimmen hatten ihn anscheinend in gute Laune versetzt.
Jane schluckte. „Bei uns zu Hause gibt es nicht viele Mägde.“
„Ja, das gibt es schon mal. Die nördliche Grafschaft ist eine einsame Gegend. Ich habe von Männern gehört, die waren so verzweifelt, die haben es mit Schafen gemacht.“
Mit einem Ruck hob sie den Kopf. Ihr blieb der Mund offen stehen. „Ihr nehmt mich auf den Arm!“
„Bei Gott, das tue ich nicht!“ Aber er lachte, sodass sie sich nicht sicher war.
„Dann seid Ihr mit Schafen vertraut, was?“ Erstaunlich, wie leicht sein Akzent und die Beleidigung ihr über die Lippen kamen.
Einen Augenblick lang schien er wütend zu sein, aber dann brach er in lautes Lachen aus. „Ich doch nicht! Ich wusste immer, wozu mein botellus da war. Und das wussten auch die Damen, die ihn genossen.“
Sie zwang sich, ebenfalls zu lachen. Es klang ein wenig zu laut. Seine Prahlerei brachte etwas in ihr zum Klingen. Sie stellte sich seinen botellus zwischen ihren Beinen vor … wie er in sie eindrang.
Jane schloss die Augen, um ihre Gedanken vor Duncan zu verbergen. Was würde er tun, wenn sie ihm sagte, dass sie eine Frau war? Würde er lachen und es für einen besonderen Spaß halten? Würde er glauben, sie wollte ihn auf den Arm nehmen?
Nein. Wenn ein Mann sich selbst beherrscht, kann er auch eine Frau beherrschen, hatte er geprahlt. Aber in ihrer Verkleidung hatte sie über alle triumphiert.
„Und du?“ Er musterte sie zu genau.
„Was, ich?“
Für einen Moment herrschte peinliches Schweigen.
„Hast du noch nicht … Bist du noch …“
„Nein. Ja.“ Sie ließ ihn die Frage nicht aussprechen.
Jungfrau. Das konnte auf einen Mann zutreffen. Aber das Wort rief etwas in ihr wach, das sie noch nie zuvor gefühlt hatte. Jungfrau. Unberührt.
Wenn sie
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