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Historical Band 298

Historical Band 298

Titel: Historical Band 298 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blythe Gifford Terri Brisbin
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von Glockenschlägen gekennzeichnet. Die Dämmerung brach herein.
    Er kehrte nicht zurück.
    Immer wieder stand sie am Fenster, suchte die Straße nach ihm ab und hoffte, dass man ihr die Sorge um ihn nicht anmerkte. Duncan war ein erwachsener Mann mit zwei gesunden Händen. Er brauchte keine Kinderfrau.
    Doch er hatte sie vor den Stadtbewohnern gewarnt. Die Parlamentssitzung war schon längst vorbei. Und der Jahrmarkt hatte gestern geendet. Wo konnte er nur stecken?
    Dann hörte sie Schritte.
    Sie stand so dicht hinter der Tür, dass er mit ihr zusammenstieß, als er eintrat. „Was zum …“
    Sie ließ ihn gar nicht erst ausreden. „Wo wart Ihr?“
    „Geh mir aus dem Weg!“ Er stieß sie beiseite.
    Während er mit unsicheren Schritten die Treppe hinaufwankte, abwechselnd stocksteif und dann wieder hin und her schwankend, fragte sie sich, wie viel er wohl getrunken hatte.
    Sie folgte ihm in seine Kammer, wo er sich mit dem Rücken zu ihr aufs Bett setzte und an den Schnüren seiner kurzen Lederstiefel zerrte.
    „Geht es Euch gut? Wo wart Ihr?“
    „Geh ins Bett“, sagte er.
    Das war keine Antwort.
    „Es ist noch etwas geräucherter Hering da. Seid Ihr hungrig?“
    „Nein.“ Kein einziges Mal drehte er den Kopf.
    „Ich habe mir Sorgen gemacht.“ Sie biss sich auf die Zunge. Jetzt klang sie wie eine Frau, klein und schwach.
    Er sprang schwankend auf und fuhr herum. „Du bist nicht verantwortlich für mich!“
    Aber gegen ihren Willen fühlte sie sich doch verantwortlich. „Es war schon nach dem Abendläuten, und Ihr wart nicht zu Hause. Ihr warntet mich doch vor den Stadt…“
    „Ich war bei einer Frau.“
    „Oh.“ Jane schluckte und schloss die Augen. Trotzdem sah sie alles deutlich vor sich. Duncan. Die Frau. Er küsste sie, berührte ihre Brüste. Vereinte sich mit ihr. Die Kammer nahm ihr plötzlich die Luft. „Bei einer Frau?“
    Jane hasste diese Frau.
    Wer war sie? Wo hatte er sie getroffen? Hatte er ihr von seiner Heimat erzählt, von seinen Sehnsüchten? Oder war er einfach nur voll stummer Begierde mit ihr ins Bett gegangen? Sich nur nicht öffnen, war seine Devise. Keine Gefühle haben.
    Aber er war lange fort gewesen.
    „Das sagte ich doch. Bei einer Frau. Kleines, üppiges Weib.“ Er zeichnete ihre Figur mit den Händen nach. „Große Brüste.“
    Jane schluckte ihre Eifersucht hinunter. Sie hatte kein Recht, eifersüchtig zu sein. Dieses Recht hatte sie verwirkt, als sie ihre Brüste unter einer Bandage versteckte.
    „Na, dann hattet Ihr ja Euren Spaß.“ Sie sagte es mit seinem Akzent. Aber er kam ihr nicht mehr leicht über die Lippen, denn er machte sie zu seinem Kumpanen, zu einem Mitverschwörer gegen alle Frauen dieser Welt.
    „Ja, den hatte ich.“ Aber in seiner Stimme lag nichts von der Freude eines Mannes, der gerade befriedigt aus dem Bett einer Frau gestiegen war. „Jetzt mach, dass du rauskommst.“
    Er ließ sich aufs Bett fallen, legte sich einen Arm über die Augen und wedelte sie mit dem anderen hinaus.
    Sie hatte die Kammer noch nicht verlassen, da schnarchte er schon.
    „Wach auf, Junge. Ich hab was für dich.“
    Noch bevor sie die Augen öffnete, wusste Jane, dass er schon wieder betrunken war. Sogar volltrunken. Sie hoffte, er am nächsten Tag mit Kopfschmerzen und Übelkeit dafür zahlen würde.
    Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen. „Was ist los?“
    Es waren die ersten Worte, die sie seit gestern Abend zu ihm sagte. Seit sie zu ihrer Bettstatt gegangen war und versucht hatte, nicht von ihm im Bett einer Frau zu träumen.
    In ihrem Bett.
    „Pst!“, sagte er mit einem Blick auf die anderen Jungen im Schlafsaal. „Jetzt komm schon.“
    Sie hatte in ihren Kleidern geschlafen, also musste sie nur aufstehen und ihm nach unten zu seiner Kammer folgen. „Warte hier.“ Er schob sie hinein und schloss die Tür.
    Sie war noch nie allein in seiner Kammer gewesen. Alles roch nach ihm, nach einer Mischung von Holz und Beeren und etwas Wildem. Jane strich versonnen mit den Fingern über das Bettlinnen und fragte sich, wie es wohl war, hier zu liegen …
    Die Tür öffnete sich. „Hier, Junge. Die ist für dich.“
    Als Jane sich umdrehte, sah sie eine Frau mit ängstlichen Augen im Türrahmen stehen.
    Hawys.
    Sie wechselten einen Blick, dann stolperte Hawys in die Kammer und fiel neben dem Bett auf die Knie. Er hatte ihr einen Stoß versetzte.
    „Es ist an der Zeit, dass du erwachsen wirst, Little John.“ Duncan lehnte leicht schwankend am Türrahmen.

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