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Historical Band 298

Historical Band 298

Titel: Historical Band 298 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blythe Gifford Terri Brisbin
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kannst du nicht reden.“
    „Warum nicht?“
    Er warf einen Blick zur Tür, um sicherzugehen, dass niemand kam. „Weil du eine Frau bist“, flüsterte er dann.
    Jane hörte ein Rauschen in ihren Ohren. Das war das eigentliche Thema ihrer Disputation: Ist die Frau einem Mann gleichgestellt, wenn der Mann nicht weiß, dass sie eine Frau ist? Erstes zustimmendes Argument. „Ich war auch schon eine Frau, als wir vergangene Woche darüber sprachen.“
    „Aber da wusste ich es noch nicht!“
    „Seht mich an.“ Sie fasste ihn am Arm. Wieso sah er sie nicht so, wie sie war, als Ganzes? „Eure Argumentation ist unlogisch.“
    „Alles ist jetzt anders.“
    Genau, wie sie es vorhergesehen hatte.
    Sie hatte darauf beharrt, dass sich nichts zu verändern bräuchte, obwohl er ihr Geheimnis kannte. Aber natürlich hatte sich alles verändert.
    Sie ließ seinen Arm los. Aber sein Blick hielt sie gefangen.
    Plötzlich konnte sie nur noch an amas und amat denken.
    Seufzend trat sie von ihm fort. „Wenn das Eure Einstellung ist, muss ich mir einen neuen Master suchen.“ Vielleicht würde es ihr sogar gelingen, jetzt, wo ihr Latein besser geworden war. Außerdem wäre sie sicherer, wenn sein wissender Blick nicht mehr auf sie fallen konnte.
    Er hob hastig den Kopf. „Das wirst du nicht tun!“
    „Ein Student hat immer die Freiheit, sich einen anderen Master zu suchen.“
    „Und was ist, wenn dein nächster Master entdeckt, was ich schon weiß?“
    Mit einem Mal wärmte das Feuer sie nicht länger. Sie ballte die Hände zu Fäusten, um ihr Zittern zu verbergen. „Dann wäre alles verloren“, flüsterte sie.
    „Wir können hier nicht reden“, meinte er mit bebender Stimme. „Jeden Moment kann jemand hereinkommen.“ Ohne sich noch einmal umzuschauen, ging er die Treppe hinauf in seine Kammer, und sie folgte ihm zögernd.
    Er schlug die Tür hinter ihnen zu und sah Jane finster an.
    Seit er ihr Geheimnis entdeckt hatte, war er nur noch zornig. Er schien ihr die Schuld dafür zu geben, dass er sich jetzt wie ein leicht zu täuschender Narr fühlte.
    In Jane erwachte kurz so etwas wie Mitleid. Wie hätte sie sich gefühlt, wenn sie nach ihrem „Frauengespräch“ mit Hawys entdeckt hätte, dass sich unter deren Röcken ein botellus verbarg?
    Sie setzten sich nicht. Das Bett sah allzu einladend aus.
    „Bitte.“ Besonnenheit. Logik. Das war jetzt notwendig. Aber sie hörte selbst die aufkommende Panik in ihrer Stimme. „Zwingt mich nicht, eine von ihnen zu sein. Ich weiß nicht, wie ich das machen soll.“
    „Du hattest eine Mutter. Sie muss dir doch einiges beigebracht haben.“
    „Oh ja. Das hat sie.“ Sie hatte ihr beigebracht, dass eine Frau zu nichts anderem taugte als zur Ehe. Nichts gehört dir. Alles ihm. Und im nächsten Augenblick kann alles verschwunden sein. „Mir gefiel die Lektion nicht.“
    „Ich denke, es ist an der Zeit, dass du mir von deiner Familie erzählst“, sagte er nach kurzem Schweigen. Er lehnte sich an die Wand nahe dem Fenster, verschränkte die Arme und wartete.
    Jane seufzte. Sie musste ihm etwas erzählen, ohne ihm alles zu verraten. „Der … Gatte meiner Mutter ist tot.“
    Das entsprach der Wahrheit. William de Weston war der Gatte ihrer Mutter gewesen, und er war tot. Aber es war der Tod des Königs, ihres Vaters, der sie vom Gipfel der Macht an den Rand der Armut gebracht hatte.
    Sie behielt ihn genau im Blick, während sie fortfuhr: „Wir lebten in einem kleinen Haus auf dem Land.“ Gewiss nahm er an, dass ihr Vater ein Kaufmann, ein Advokat oder ein Ritter von niederem Stand gewesen war. „Sie ließen mich tun und lassen, was ich wollte, und so lernte ich wenig über damenhaftes Benehmen und weibliche Anmut.“
    „Auch bei uns zu Hause hatten wir dafür wenig Verwendung.“ Er lächelte, aber in seinen Augen funkelte es noch immer.
    „Als meine Schwester einen Advokaten heiratete, zogen wir – ich meine, zog ich in das Witwenhaus auf dem Anwesen seiner Familie.“
    „Das kann einem schon gegen den Strich gehen, jemandem so verpflichtet zu sein.“ Er nickte. Zum Glück schien er immer noch anzunehmen, dass auch ihre Mutter tot war. „Und deine Schwester? Macht es ihr etwas aus, eine Frau zu sein?“
    „Oh nein. Ihr gefällt es sehr gut.“ Die schöne Solay, die die Augen aller Männer auf sich zog und die mit Leib und Seele Frau war. „Aber ich will das nicht.“
    „Du willst das nicht?“ Jetzt spiegelte sich in den Augen, die sie anblitzten, kein Mitleid mehr.

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