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Historical Band 298

Historical Band 298

Titel: Historical Band 298 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blythe Gifford Terri Brisbin
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Hand begann zu zittern. In seinen Augen sah sie ähnliche Gefühle aufblitzen.
    Dann beugte er sich vor und presste sanft seine Lippen auf ihre. Jane ließ die Finger durch sein welliges Haar gleiten und wünschte sich, ihm noch näher zu sein.
    Als er ihr Gesicht in beide Hände nahm und mit der Zunge ihren Mund erkundete – da spürte sie die elementare, schicksalhafte Verbindung von Frau und Mann. Sie ging weit über die Kameraderie hinaus, nach der Little John sich gesehnt hatte.
    Er löste sich von ihr, aber keiner konnte den Blick vom anderen abwenden.
    „Das dürfen wir nicht“, flüsterte sie. Es waren unnötige, vergebliche Worte. „Niemals.“
    „Ich weiß.“ Aber er betrachtete sie dennoch voll Verlangen, und seine Hände verweilten immer noch in ihren Haaren.
    Sie wich zurück, brachte Abstand zwischen ihn und sich, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen. „Was, wenn es jemand sieht?“
    Er ließ den Kopf gegen die Wand sinken, drückte sich an die Mauer, als könnte sie ihn davon zurückhalten, nach ihr zu greifen.
    „Dann fort mit dir.“
    An der Tür blieb sie stehen, zögerte, den Riegel anzuheben. Das Blut pochte in ihren bandagierten Brüsten, als wollte es sich den Weg zu einer neuen Art von Freiheit bahnen. Nur mühsam brachte sie ihren Atem wieder unter Kontrolle.
    „Bis morgen.“ Sie suchte seinen Blick, hoffte, in ihm die gleiche Leidenschaft zu erkennen.
    „Gute Nacht.“
    Jane öffnete die Tür und rannte davon, aus Angst, sie könnte sonst nicht mehr die Kraft aufbringen, dem Zauber seines Blicks zu widerstehen.
    Eine Frau zu sein bedeutete mehr, als sie gedacht hatte. Wunderbare Gefühle waren zwischen ihr und Duncan erwacht und hatten sie auf eine fantastische neue Art verbunden. Aber sie wusste nicht, wie sie noch mehr davon entdecken konnte, ohne dabei alles zu verlieren.

12. KAPITEL
    A m nächsten Tag schlich Jane sich fort, um Hawys zu treffen. Sie wollte nicht, dass Duncan erfuhr, dass sie Kontakt zu ihrer Familie gesucht hatte. Also standen sie an einem Obststand und taten so, als würden sie sich über die Äpfel unterhalten.
    „Mein Bruder ist zurück“, begann Hawys. „Er sagt, deine Schwester und das Kind seien noch schwach.“
    Die Nachricht traf Jane wie ein Schlag. Sie fragte sich, was ihre Mutter wohl über sie gesagt hatte. Aber sie traute sich nicht zu fragen. „‚Schwach‘ sagt mir wenig.“ Sie schüttelte ihre Freundin am Arm. „Bedeutet ‚schwach‘ müde oder dem Tode nah?“
    „Das weiß ich auch nicht.“
    „Hat er denn nicht nachgefragt?“ Was, wenn Solay ernsthaft krank war? Was, wenn das Baby schon gar nicht mehr lebte? „Ich muss mit ihm sprechen.“
    Der Obstverkäufer musterte sie misstrauisch, und sie begaben sich außer Hörweite.
    „Nein.“ Hawys warf ihr einen beruhigenden Blick zu. „Du selbst hast doch die Regeln aufgestellt. Besser, mein Bruder bekommt dich nie zu Gesicht. Er ist zu jung, um ein Geheimnis zu bewahren.“ Sie schwieg für einen Moment. „Außer du hast beschlossen, nach Hause zurückzukehren.“
    Jane schüttelte den Kopf. „Hat er Solay gesehen? Oder das Baby?“
    „Er hörte nur, was man sich von ihr erzählte. Sie war schwer krank, Fieber, glaubt er. Und das Kind ist noch sehr klein. Sie muss immer noch die meiste Zeit das Bett hüten. Aber es geht ihr schon besser, und das Kind nimmt an Gewicht zu.“
    Ihre Schuld drückte sie nieder. Seit zwei Monaten bettlägerig. Da wäre ihre Hilfe willkommen gewesen. „Junge oder Mädchen?“
    „Junge.“
    Er würde sein Schicksal selbst bestimmen können. „Wie heißt er?“
    „Ich glaube, William.“
    Seltsam. Sie hätte Edward erwartet, wie ihr Vater.
    „Er sagte, sie würden dich vermissen.“
    Unerwartet brannten Tränen in ihren Augen. Sie vermisste sie auch. Mehr, als sie sich vorgestellt hatte.
    „Sie wollten zusammen mit ihm hierherkommen. Deshalb musste er aufbrechen, als alle noch schliefen. Vielleicht kommen sie dich doch noch suchen.“
    „Sie werden mich nicht finden.“ Solange sie als Junge auftrat, war sie sicher. Hoffte sie zumindest.
    Hawys musterte sie. „Etwas ist geschehen. Du siehst anders aus.“
    „Duncan weiß Bescheid.“
    Hawys wurde blass. „Nur er? Sonst keiner?“
    Jane schüttelte den Kopf. „Keiner.“
    „Bist du sicher?“
    War sie es? Jetzt, wo Duncan sie als Frau sah, bemerkte sie, dass sie sich anders zu bewegen begann. Irgendwann, in einem unbedachten Augenblick, sah ein anderer vielleicht auch, was Duncan wusste.

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