Historical Band 298
bekommen, was er wollte. Und wenn er einen jungen, eifrigen Beamten und einen studierten Medikus an seinem Hof gebrauchen konnte …
„Außerdem“, fügte sie mit Johns charmantestem Lächeln und Duncans dickstem Akzent hinzu, „weißt du keine ehrbare Frau in Cambridge, bei der du mich lassen könntest.“
Er lächelte. „Ich dachte, du kennst eine respektable Witwe, die Hilfe bei ihrer Arbeit braucht“, neckte er sie ebenfalls.
Sie erwiderte sein Lächeln. „Die hat die Stadt verlassen.“
„Also gut.“ Er seufzte. „Du kannst mitkommen. Aber nur, weil ich keine Zeit habe, etwas anderes zu arrangieren. Doch ich werde Geoffrey und Henry alles über dich erzählen.“
„Nein! Warum?“ Wenn er das tat, gab es kein Zurück mehr.
Seine entschlossene Miene zeigte, dass er keinen Widerspruch duldete. „Ich kann nicht immer bei dir sein. Ich muss sichergehen, dass noch jemand da ist, der dich beschützen kann.“
Wenn ich nur mehr getan hätte. Jetzt musste er auch noch Angst um sie haben.
„Aber wenn sie es wissen, können sie sich verplappern und mich verraten.“
„Du wirst mich nicht umstimmen. Also hör auf, eine Schnute zu ziehen.“
„Sag es ihnen wenigstens nicht, bevor wir aufbrechen.“ Jeder weitere Tag war ein Tag in Freiheit.
„Sobald sie zurück sind. Schluss jetzt, Jane.“
„Mein Name“, sagte sie und sah ihn fest an, „ist John. Vergiss das nicht.“
Duncans Blick verfinsterte sich. „Dein Name ist Jane. Sieh zu, dass du das nicht vergisst.“
Sie schluckte ihren Protest herunter. Noch mehr Widerreden würden ihn nur noch störrischer machen. Er war ein Mann der Logik. Mit der Zeit würde er schon einsehen, dass es am sichersten für sie war, wenn sie so weitermachten wie bisher.
Der Alltag hatte Duncan wieder. Leicht zerstreut kümmerte er sich um seine Pflichten. Widerstrebend hatte er Jane zur Bäckerei und der Bierschänke gehen lassen, während er sich mit dem Koch besprach, damit für den Beginn des Frühjahrssemesters alles vorbereitet war.
Fast einen Monat lang war sie immer um ihn gewesen, und er sehnte sich schmerzlich nach ihr. In ihrer Nähe fühlte er all das, wonach er gesucht hatte, als er den Wohnturm seiner Burg verließ: Liebe, Trost und Vergebung. Zusammen mit ihrer Kühnheit, ihrem Mut und ihrem fast männlichen Verstand sorgte sie dafür, dass das Leben an ihrer Seite eine fortwährende Überraschung, ein permanentes Entzücken für ihn war.
Wie hatte er nur glauben können, er könnte sie aus seinem Blick verbannen?
Doch die Angst kämpfte mit dem Verlangen.
Wenn er sie jetzt ansah, erblickte er in ihr nur Jane. Ihr Lachen, ihr Lächeln, die Art, wie das Blau ihrer Augen sich vertiefte, wenn er sie berührte. Großer Gott! Jeder, der sah, wie sie einander anschauten, wusste auf den ersten Blick Bescheid.
Das allgemeine Durcheinander zu Semesterbeginn würde bis zu ihrem Aufbruch nach Westminster die Aufmerksamkeit von ihnen ablenken. Aber wie sollte es weitergehen? Bei Tage betrachtet erschien die Situation noch verfahrener.
Im Augenblick konnte er ihr nichts bieten. Vielleicht sogar jahrelang nicht. Keine Frau würde so lange warten.
Auch wenn er nie ein Zölibat erwogen hatte, hatte er sich doch keine Gedanken über die Ehe gemacht. Viele Jahre würde es dauern, bis er die Universität verlassen und sich seinen Lebensunterhalt als Arzt verdienen konnte. Sein Eid verpflichtete ihn, wenigstens zwei Jahre lang in Cambridge zu lehren. Und seine eigenen medizinischen Studien würden noch zehn Jahre beanspruchen, einschließlich eines Aufenthalts an einer Universität auf dem Kontinent.
So weit wie möglich vom Nordland entfernt.
Außerdem müsste er bei einer Heirat sein ganzes Leben offen darlegen, seine Familie, seine Herkunft. Sie hatte ihm nicht alles erzählt, aber doch genug, um zu erkennen, dass sie von vornehmerer Herkunft war als er. Sie war Luxus und schöne Dinge gewöhnt.
Dinge, die er zu finden gehofft hatte, als er den Steinturm in seiner Heimat verließ. Dinge, nach denen er immer noch suchte.
Auf jeden Fall konnte er sie nicht als verkleideter Scholar in der Herberge leben lassen. So zu leben, wie er früher gelebt hatte, wollte er ihr jedoch auch nicht zumuten.
Sein wichtigstes Anliegen war jetzt allerdings die Sorge um das Schicksal seines Vaters. Alles andere musste warten. Nach seiner Rückkehr konnte er immer noch entscheiden, was mit Jane geschehen sollte.
Sie nahe bei sich zu haben war eine Versuchung. Aber je länger
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