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Historical Band 298

Historical Band 298

Titel: Historical Band 298 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blythe Gifford Terri Brisbin
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sie zusammen waren, desto größer wurde die Gefahr, dass er am Ende die Verantwortung für Frau und Kind zu tragen hatte.
    Er war ein starker Mann. Aber kein Mann konnte für immer widerstehen.
    Er hatte Jane Logik gelehrt. Mit der Zeit würde sie schon einsehen, dass sie so nicht weitermachen konnten.
    Jane schob die Zwiebelstücke vom Brett und ließ sie in den Topf mit kochendem Wasser fallen. Die Herberge war schon fast wieder voll mit hungrigen Männern, für die es zu kochen galt. Das dünne Leinen um ihre Brüste war nass vom Schweiß und konnte ihren Busen kaum noch zusammenpressen. Er war größer geworden in den Tagen der Freiheit.
    „Duncan? Little John?“ Henrys Stimme dröhnte durch den Raum.
    Ganz in der Rolle des Little John schoss sie auf ihn zu und umarmte ihn. Die Herzlichkeit war jedoch nicht ganz aufrichtig, da ihr Duncans Ankündigung nicht aus dem Kopf ging.
    „Du bist also nicht verhungert, während der Koch nicht da war“, sagte Henry.
    Er war noch nie ein besonders aufmerksamer Beobachter gewesen und schien keinen Verdacht zu hegen.
    Duncan kam die Treppe herunter. Er vermied es, sie anzusehen, und begrüßte Henry wie letztes Semester mit einem Scheingefecht, gefolgt von einer rauen Umarmung.
    „Wo ist Geoffrey?“, fragte er.
    „Der wollte noch Pergament kaufen. Falls er seinen knurrenden Magen nicht völlig vergisst, wird er zum Nachtessen hier sein.“ Henry wandte sich wieder Jane zu. „Ich verstehe immer noch nicht, warum du nicht mit mir nach Hause gekommen bist, statt bei diesem großen Tölpel zu bleiben.“
    Duncan lachte scheinbar unbekümmert, und Jane murmelte etwas über die Vorbereitung für ihre Prüfung beim Master of Glomery, dem obersten Lehrer der Lateinschule. Allerdings erwähnte sie nicht, dass sie seit zwei Wochen kaum ein Wort Latein gesprochen hatte.
    „Ich muss euch beiden etwas sagen, wenn er kommt“, meinte Duncan mit einem Blick auf Jane.
    Sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel, aber Duncan sah sehr entschlossen aus.
    Doch es wurde Abend, und die dunkle Winternacht brach bereits an, ohne dass Geoffrey kam.
    Die Schüler saßen an den langen Tischen bei Abendsuppe und Brot, aber die Wiedersehensgespräche wollten nicht recht in Gang kommen. Jeder lauschte auf ein Klopfen an der Tür.
    Nach dem Nachtmahl bemerkte Jane, wie Duncan auf die Straße trat und vom Turm der St. Mary’s Church hinüber zu Holy Trinity sah, als könnte er Geoffrey mit Blicken herbeirufen. Als er wieder hereinkam, um sich seinen Mantel umzuwerfen, griffen Henry und Jane ebenfalls nach ihren Mänteln und folgten ihm nach draußen.
    Es war ein frostiger Abend und die Luft beißend kalt. Nach dem lärmenden Wiedersehenstreffen der Studenten am Nachmittag lag die Straße jetzt still da. Zwei Büttel spazierten in Höhe der Holy Trinity Church; ihr Atem hing wie kleine Wolken in der Luft.
    „Vielleicht hat er die Zeit vergessen“, meinte Henry.
    Jane unterdrückte ein Schaudern. Sie wusste, er glaubte selbst nicht daran. Geoffrey war ein zuverlässiger Mann. Wenn er sagte, er würde zum Nachtmahl zurück sein, war er das auch.
    Wenn er bis jetzt nicht zurückgekehrt war, dann, weil er es nicht konnte.
    Die Büttel gingen um die Ecke und hielten auf die Bridge Street zu. Duncan gab Henry mit einer Kopfbewegung das Zeichen, ihm zu folgen, und wandte sich in die andere Richtung. „Bleib hier“, flüsterte er Jane zu.
    Sie hörte nicht auf ihn und folgte den beiden Männern. Als er sie gewähren ließ, wusste sie, wie besorgt er war.
    Sie hielten sich im Schatten von St. Mary’s und gingen dann weiter zur High Street. Das Licht reichte kaum aus, um den Weg zu finden. Dafür klang jedes Flüstern in der frostigen Luft doppelt so laut. Schweigend tasteten sie sich durch die High Street zum Laden des Pergamenthändlers vor. Dabei lauschten sie angestrengt auf einen Laut oder sonst etwas, das ihnen einen Hinweis hätte geben können.
    Ein Säugling schrie. Eine Mutter summte ein Wiegenlied. Aus dem Physwick Hostel drang Gelächter.
    Die Tür zum Geschäft war fest verschlossen, aber durch einen Spalt der oberen Fensterläden schimmerte schwacher Kerzenschein. Duncan hämmerte gegen die Tür, bis der Händler ihnen öffnete.
    „Das Geschäft ist geschlossen. Geht.“
    „Ich suche jemanden. Einen Scholaren. Groß, schmale Schultern, schüttere Haare.“
    „Der ist schon vor Stunden gegangen. Bestimmt liegt er zu Hause im Bett, wo Ihr auch sein solltet.“ Die Läden schepperten, als er

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