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Historical Band 298

Historical Band 298

Titel: Historical Band 298 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blythe Gifford Terri Brisbin
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geschätzt, waren nicht einmal willkommen. Nichts, was er tat, erzielte auch nur ein zustimmendes Kopfnicken.
    Also war er dem Turm entflohen, um die Schafe auf die Weide zu treiben, durch die Hügel zu streifen oder auf den Feldern mit den Männern zu arbeiten. Die Schafe waren still. Auch die Feldarbeiter sprachen nicht, eingeschüchtert und verwirrt in Gegenwart des Sohnes ihres Herrn. Wahrscheinlich hielten sie ihn für verrückt, weil er den Bauern spielte.
    Aber er tat es aus Freude an der Arbeit, daran, seine Muskeln anzustrengen. Wegen der Glückseligkeit, den Hügeln, den Seen, dem Land nahe zu sein.
    Dort draußen spürte er, manchmal zum Greifen nahe, den Frieden, der ihm zu Hause aus dem Leib geprügelt wurde.
    Er war fortgegangen, um nie wieder zurückzukehren. Aber die Pflicht hatte ihn eingeholt wie eine überfällige Schuld.
    Gerade in dem Augenblick, in dem er die Frau gefunden hatte, die eine Frau, die ihn zu verstehen schien. Die ihr Leben mit ihm teilen wollte.
    Er wusste, was sie heute Nacht getan hatte. Und warum.
    Aber das spielte keine Rolle.
    Was immer sie auch tat, es spielte keine Rolle.
    Er versuchte sich auszumalen, wie er sie seinen Eltern vorstellte: Das ist meine Frau.
    Sein Vater würde sie mit finsterem Gesicht von oben bis unten betrachten und dann offen beleidigen. „Was ist das denn für ein Sauweib? Warst du besoffen und hast ihr ein Kind gemacht? Das ist kein Grund zum Heiraten.“
    Seine Mutter würde stumm zu Boden starren, bis ihm all die Gründe wieder einfielen, warum er fortgegangen war. Er hatte sich auf die Suche nach etwas anderem gemacht. Nach etwas Größerem .
    Zu spät hatte er es gefunden.
    Nein, an diesen öden Ort konnte er sie nicht mitnehmen. Vielleicht würde sie das wilde Land lieben lernen, aber das wäre nicht genug. Wenn sie seine Familie kennenlernte, würde sie ihn verfluchen. Sie würde den Abgrund erkennen, der ihr eigenes Leben von seinem trennte und der zu breit war, als dass selbst zwei liebende Hände darüber zusammenfinden konnten.
    Und in dieser Hölle, die er hatte erleiden müssen, auch noch ein Kind aufwachsen zu lassen …
    Nein. Das durfte nie sein. Sollte ein Kind kommen, würden sie heiraten. Aber irgendwie würde er schon das Geld auftreiben, dieses Kind woanders und nicht so brutal aufzuziehen. Besser aufzuziehen.
    Vielleicht, vielleicht würde er sie wiederfinden – wenn er die Schotten überlebte. Aber dieser Traum lag in weiter Ferne. Er konnte von ihr nicht verlangen, dass sie auf ihn wartete. Im Augenblick gab es nur die Pflicht.
    Während langsam der Morgen dämmerte, hielt er sie fest in den Armen. Sein Kopf war leer, keine Worte, keine Gedanken mehr, nichts. Nur noch das Wissen, dass er sie haben musste und nicht haben konnte.
    Er liebte sie. Und er musste sie verlassen. Sobald sie erwachte, würde er es ihr sagen.
    Noch bevor er die Augen öffnete, hörte er ihr süßes Flüstern und spürte ihre Lippen.
    „Ich brauche nicht lang, um reisefertig zu sein. Doch ich möchte, dass wir mit sauberen Kleidern auf die Reise gehen. Wenn ich sie heute Morgen wasche, müssten sie bis morgen trocken sein. Ist das früh genug?“
    Weiche Lippen strichen über seine Nase. Die Matratze bewegte sich, als sie aufstand, ohne eine Antwort abzuwarten.
    Sie glaubte, die Antwort schon zu wissen.
    Er sah zu, wie sie in der Glut stocherte, ihr Gesicht voller Zufriedenheit. Eine Frau. Seine Frau. Die seinen Samen trug. Vielleicht sogar sein Kind.
    Als hätte die letzte Nacht alles geändert. Dabei war nichts anders.
    Jetzt. Er musste es ihr jetzt sagen. „Jane, komm her. Es gibt etwas, das ich dir sagen muss.“
    Das Feuer flammte auf. Aber statt zu ihm unter die Decke zu schlüpfen, ging sie, das Laken hinter sich her schleifend, zu den Fensterläden und öffnete sie einen Spalt. „Kein Schnee heute. Gutes Wetter für die Reise.“
    Kalte Luft wirbelte in die Kammer.
    „Mach die verdammten Läden zu und komm her. Was ich dir sagen muss, betrifft die Reise.“ Er bedauerte seinen scharfen Ton. Aber das Sprechen fiel ihm schwer genug.
    Die Läden klapperten, als sie den Riegel wieder vorschob und den Wind und die schwache Sonne aussperrte. „Bevor du beginnst, muss ich dir ebenfalls etwas sagen.“
    Nicht die kalte Luft war schuld daran, dass ihm ein Schauer über den Rücken lief, sondern ihr Gesichtsausdruck. Er kündete nicht mehr von Zufriedenheit, sondern von Unheil.
    „Was denn?“, fragte er. Eigentlich wollte er die Antwort gar nicht

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