Historical Band 303
angenehmeren Ort machen. Wenigstens so lange, bis die anderen zurückkehrten. „Es dürfte allerdings eine Woche dauern, bis sie da ist.“
In Nairnas erstauntem Blick las er Dankbarkeit. Und Überraschung. Als hätte sie so etwas im Leben nicht von ihm erwartet. „Danke.“
Zur Antwort streichelte Bram ihre Hand und malte kleine Kreise auf die Handfläche. Sie verschränkte die Finger mit seinen, und der sachte Druck ihrer Hand füllte die Leere in seinem Innern. Er hielt sie einen Moment lang, dann ließ er sie los und ging zu Alex und Ross.
Nairna stand in einiger Entfernung von ihnen und sah ihren Kampfübungen zu. Als Alex ihm ein Zeichen machte, nahm Bram sein Breitschwert. Die Waffe war schwer, doch das war ihm gerade recht. Er wollte sich vergessen im Kampf, seine Wut loswerden.
Wenn er seine verlorene Kraft wiederfand, könnte er aus sich den Kämpfer machen, der er immer hatte sein wollen. Und er würde Nairna ein eigenes Haus schenken und alle Freiheit, die sie sich wünschte.
Anders als andere Männer fand er oft nicht die richtigen Worte und konnte einer Frau auch nicht so gut den Hof machen. Hoffentlich würde sie mit der Zeit erkennen, wie gut er sie beschützen und für sie sorgen konnte.
Das war alles, was ihm möglich war.
Nairnas Hand fühlte sich immer noch warm an. Auch wenn Bram nicht mehr getan hatte, als ihre Hand zu halten, die Geste weckte ein unstillbares Verlangen in ihr. Er hatte sie angesehen, wie ein Mann eine Frau ansieht, mit der er viel mehr tun möchte, als nur ihre Hand zu halten. In diesem Augenblick hätte sie gerne sein Gesicht gestreichelt, hätte die Hand über seinen Hals gleiten und auf seiner Brust ruhen lassen.
Sie nahm den Besen und kehrte den Eingang zur Halle. Zwar hatte sie das heute schon getan, aber es war eine gute Entschuldigung dafür, die Männer weiterhin zu beobachten.
Bram und Ross bezogen mit ihren Schwertern Stellung. Es war bald klar, dass es sich hier nicht um einen wirklichen Kampf handelte. Brams Kraft sollte getestet werden.
„Bist du sicher, dass du das auch wirklich willst?“, fragte Ross, während er Bram umkreiste.
Der nickte nur und prüfte sein Claymore mit ein paar Übungsschlägen in die Luft.
Ross holte aus und führte einen Schlag aus, den Bram nur mit Mühe parierte. Das Klirren der Waffen erfüllte die Luft, und Nairna umklammerte ihren Besenstiel fester.
Obwohl er Gelegenheit dazu gehabt hätte, gelang es Bram nicht, selber anzugreifen oder einen Vorteil gegenüber Ross zu erzielen. Er blockte die Schläge ab, aber viel mehr tat er nicht. Es war reine Verteidigung, nichts weiter.
Inzwischen sah er ganz grau im Gesicht aus. Seine Augen waren glasig und seine Schritte unsicher.
Er ist noch nicht so weit, dachte Nairna bei sich. Sie kehrte und kehrte, bis sie wahrscheinlich auch noch das letzte Stäubchen fortgefegt hatte, so sauber war die Schwelle inzwischen. Doch sie konnte sich nicht von dem Kampf losreißen.
Schweiß glänzte auf Brams Stirn, und sein Blick irrte unstet umher. Er versuchte zwar immer noch, die Schläge des älteren Mannes zu parieren, aber sie setzten ihm immer mehr zu. Schließlich brach Ross den Kampf ab. Offensichtlich gefiel ihm nicht, was er sah.
„Lass es uns mit einer anderen Waffe versuchen.“ Er zog seinen Dolch. Die kurze Klinge funkelte im Sonnenlicht.
Beim Anblick der Waffe gefror Bram zu Eis. Auf seinem Gesicht lag der gleiche Ausdruck, der Nairna beim Haareschneiden aufgefallen war.
Sein Blick wurde starr, als er den Dolch erblickte. Er sah ihn, aber er reagierte nicht. Ross reckte sich und holte weit mit dem Dolch aus.
Alex ging zu ihnen, zog seinen eigenen Dolch aus der Scheide und hielt ihn Bram hin. „Ich leihe dir meinen zum Üben.“ Er warf die Waffe hoch, und die Klinge wirbelte durch die Luft. Bram tat nichts, um sie zu fangen, und sie landete vor ihm auf dem Boden.
Sein Blick war leer. Er schien seine Umgebung nicht mehr wahrzunehmen.
Um seine Aufmerksamkeit zu wecken, schlitzte Ross Brams Ärmel auf und hinterließ eine dünne Blutspur auf seiner Haut. Brams Reaktion erfolgte blitzschnell.
Mit einem heiseren Brüllen griff er nach dem Dolch und stürzte sich auf Ross. Aus seinen Augen war jede Spur von Beherrschung verschwunden. In ihnen loderte einzig eine unbändige Wildheit.
Den Dolch in der Hand, hieb er mit den geschmeidigen Bewegungen eines wilden Tieres auf Ross ein. Mehr als einmal retteten nur seine flinken Füße den älteren Mann davor, niedergestochen zu
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