Historical Band 303
aufzuhalten. Das hier ist etwas, das ich tun muss.“
Nairna versuchte es auf eine andere Art. Mit sanfter Stimme fragte sie: „Versuchst du dich zu bestrafen für das, was geschehen ist?“
Der schuldbewusste Ausdruck seiner Augen verriet ihn. Es war ihm egal, ob er bei dem Befreiungsversuch starb.
„Ich gab Callum mein Wort.“ Bram ging an den Rand der Lichtung. Unter ihm lag das Tal. „Und ich halte mein Versprechen.“
Nairna holte tief Luft und fragte sich, warum sie ihn überhaupt überzeugen wollte. „Warum hast du mich hierher gebracht?“, fragte sie und wechselte das Thema.
„Weil wir hier leben werden. Wenn es dir gefällt.“
Ein Heim … und eigenes Land? Nie hätte sie sich träumen lassen, dass sie einen so schönen Ort einmal ihr Eigen nennen würden. Sie blickte sich um. Einige Bäume mussten gefällt werden, aber die Anhöhe war ein guter strategischer Standort über dem Tal. Eindringlinge waren von hier aus schon von Weitem zu sehen. Es war ein schöner, wilder Ort, aber einsam.
„Hat dein Bruder dir das Land versprochen?“
„Ja.“ Bram stemmte die Hand in die Seite. „Ich weigere mich, Oberhaupt des Clans zu sein, auch wenn das der Wunsch meines Vaters war.“
Fast hätte sie gefragt, warum, aber sie schwieg. Bram wollte offensichtlich nicht den Platz seines Bruders einnehmen. Im Gegenzug bewilligte Alex ihm Land, das seiner würdig war.
„Was für ein Haus willst du hier errichten?“, fragte sie. Das Land eignete sich nicht zum Bebauen, aber das fette Gras war eine perfekte Weide für Schafe und Ziegen.
„Das ist mir gleich, solange es nur trocken und warm ist. Du kannst dir aussuchen, was für eine Art von Heim du haben möchtest. Meine Clansleute werden mir beim Bau helfen.“
Bram stützte sich auf ein Knie und ließ den Blick über die Hügel schweifen. Er griff nach einem Grasbüschel, riss einige Halme davon ab und ließ sie durch die Finger gleiten, bis er keinen mehr in der Hand hielt. „Du glaubst wirklich nicht, dass ich Callum befreien kann, nicht wahr?“
Die Antwort fiel ihr schwer. Sie wollte ihn nicht verletzen, aber sie wollte ihn auch nicht anlügen.
„In deinem Zustand – nein.“ Sie ging zu ihm, als er aufstand.
„Du glaubst, ich bin nicht stark genug“, meinte er, nahm ihre Hände und legte sie auf seine Schultern. Sie konnte die festen Muskeln fühlen. Sein magerer Körper besaß durchaus Kraft, das konnte sie nicht leugnen. Und er wollte, dass sie das wusste.
„Wenn du es mit Pfeilen und Schwertern zu tun hast, spielt Kraft keine große Rolle.“ Sie merkte, wie nahe sie beieinander standen, und plötzlich war ihr der Hals wie zugeschnürt. Wenn sie nur ein bisschen näher trat, könnte sie das Gesicht an seine warme Brust schmiegen.
„Ich glaube, es wäre besser gewesen, wenn ich nicht zu dir zurückgekommen wäre, Nairna.“ Er drehte sie so, dass sie über das Weideland blickte, das von hohen, grünen Bergen umrahmt war. „Ich bin kein großartiger Ehemann, was?“
Damit nahm er seinen Mantel ab und legte ihn ihr um die Schultern. Er war noch warm, und sie kuschelte sich in ihn ein, als wäre er eine Umarmung.
„Ich denke, ich bin auch nicht gerade eine großartige Ehefrau“, gestand sie, und der ganze unterdrückte Schmerz stieg wieder in ihr auf.
„Warum sagst du so etwas?“
Sie schlang die Arme um sich und überlegte, wie sie ihm sagen sollte, was gesagt werden musste. Er verdiente es, die Wahrheit zu wissen. Es wäre falsch, sie vor ihm geheim zu halten. Sie sah auf die Hügel, die sich in der Ferne erhoben, und ihre Augen brannten von ungeweinten Tränen.
„Weil du Kinder haben willst und ich sie dir nicht geben kann.“
Zuerst sagte Bram nichts. Er sah sie noch nicht einmal an, sondern richtete den Blick auf den glänzenden See, der durch die Bäume schimmerte. „Drei Jahre lang haben wir es versucht“, fügte sie niedergeschlagen hinzu. „Und … nichts.“
Sein beredtes Schweigen bekümmerte sie. Sie hatte gehofft, er würde ihre Sorgen beschwichtigen. Und jetzt tat er es nicht. Er starrte weiter auf das Tal unter ihnen, und mit jedem Moment, der verstrich, wurde sie mutloser. Sie konnte seine Gedanken nicht erraten. War er wütend deswegen, oder war es ihm schlichtweg egal?
Nairna wandte sich ab und wollte gehen. Sie brauchte jetzt Zeit, um mit ihren verletzten Gefühlen ins Reine zu kommen. Sie war ein paar Schritte gegangen, als Bram sie aufhielt. Er zog sie in seine Arme und barg das Gesicht in ihren
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