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Historical Band 303

Historical Band 303

Titel: Historical Band 303 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Ashford , Michelle Willingham
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gelassen.“
    Sie hielt ihn in den Armen und spürte, dass die Schuld ihn zu Boden drückte. Wie gerne hätte sie ihn davon befreit. „Er wird wieder gesund werden. Gib ihm Zeit.“
    Er ließ sie los. „Ich hoffe es“, antwortete er mit ausdrucklosem Gesicht und ging zur Tür. „Packe alles zusammen“, erinnerte er sie. „Ich sehe nach meinem Bruder.“
    Er wartete ihre Antwort nicht ab und schloss die Tür hinter sich. Nairna war die Kehle wie zugeschnürt, aber sie wusste, sie konnte nichts tun. Bram war unverletzt zu ihr zurückgekehrt, zusammen mit seinem Bruder. Das war alles, worum sie gebetet hatte. Doch jetzt, während sie allein in ihrer Kammer wartete, fürchtete sie, dass die Dämonen der Vergangenheit ihres Mannes vielleicht doch nicht verschwunden waren.
    Auf dem Heimweg gönnten sie sich nur kurze Augenblicke der Rast. Nairna hatte das Gefühl, ihr würden bald die Beine abfallen bei dem mörderischen Tempo, das die MacKinlochs an den Tag legten. Aber die Männer waren überzeugt, dass Harkirk sie verfolgte. Als sie endlich die Gegend um Glen Arrin erreichten, war Nairna nahe daran, im Sattel einzuschlafen.
    Vor ihnen erhoben sich grüne Hügel. Ein leichter Regen fiel. Kleine Rinnsale durchfurchten die Berghänge, und Tannen säumten die kleineren Anhöhen. Nairnas Kleidung war völlig durchnässt, aber das machte ihr inzwischen nichts mehr aus, denn seit ihrem Aufbruch regnete es ohne Unterlass.
    Ihr Mann wich nicht von Callums Seite. Während des Ritts hatte er kein Wort mit ihr gesprochen. Jetzt, bei Tageslicht, nahm sie sich die Zeit, Brams jüngeren Bruder genauer zu betrachten. Mit seinem langen dunklen Haar und dem Bart, der seine Gesichtszüge verbarg, ähnelte er sehr seinen Brüdern. Nur die Leere in seinem Gesicht verriet ihr, dass er wohl weit mehr hatte erdulden müssen als Bram. Obwohl sie frische Kleidung hatte bringen lassen, trug er immer noch das fleckige, schlecht sitzende Gewand seiner jahrelangen Gefangenschaft.
    Als sie Bram fragte, warum sein Bruder die neue Kleidung ablehnte, wollte er ihr nicht antworten. Er ignorierte all ihre Versuche, sich mit ihm zu unterhalten und verbrachte seine ganze Zeit an Callums Seite.
    An einem Fluss hielten sie an, um die Pferde zu tränken, und Nairna ging zu den Männern, weil sie sich mit Callum bekannt machen wollte. Doch die anderen schirmten ihn von ihr ab. Erst als sie wieder in den Sattel stiegen, konnte sie einen Blick auf seinen Rücken erhaschen.
    Seine zerlumpte Tunika war rostrot. Entsetzt hielt sich Nairna die Hand vor den Mund. Jetzt verstand sie, warum er seine Kleidung nicht gewechselt hatte. Sie war mit Blut durchtränkt. Bestimmt hätte es ihm Schmerzen bereitet, die Kleider auszuziehen.
    Nairna schluckte schwer. Sie erinnerte sich an die Narben auf Brams Rücken. Callum würde nicht darüber sprechen, nicht noch mehr über seine Gefangenschaft preisgeben, aber ihr war klar, dass er viel gelitten haben musste.
    Als sie weiterritten, brachte sie ihr Pferd an Brams Seite. „Dein Bruder braucht eine Heilerin.“
    „Ich weiß.“
    „Seine Kleider kleben an seinem Fleisch, nicht wahr?“, murmelte sie.
    Er nickte. „Wir wollten sie ihm gestern ausziehen, aber er wehrte sich. Er ist nicht ganz richtig im Kopf. Er erkennt nicht, was um ihn herum vorgeht.“
    „Kann ich irgendetwas für ihn tun?“, fragte sie. „Sag es mir, und ich werde mich darum kümmern.“
    „Nein, nichts.“
    „Das glaube ich nicht.“ Sie sah ihn entschlossen an. „Er lebt. Und wir können ihm helfen, wieder gesund zu werden.“
    Ihr Mann schüttelte nur den Kopf und sah sie müde an. „Es gibt Wunden, die heilen nie, Nairna.“
    Am Abend, nachdem sie in Glen Arrin angekommen waren, versuchte Bram mit seinem Bruder zu sprechen. Aber Callum saß nur da und starrte ins Nichts, während langsam sein Badewasser kalt wurde.
    „Es tut mir leid“, murmelte Bram, auch wenn er wusste, dass es nichtssagende Worte waren. „Wir wollten dich früher befreien. Aber eine Zeit lang wussten wir überhaupt nicht, wo du warst.“
    Schweigen. Sein Bruder gab keine Antwort. Er ließ nicht erkennen, ob auch nur ein einziges Wort zu ihm durchgedrungen war. Bram fühlte, wie ein Kloß in seiner Kehle wuchs und fragte sich verzweifelt, was er sagen konnte, um Callums Panzer zu durchbrechen.
    Das Gesicht seines Bruders war schmutzig, seine Haare verfilzt. Blaue Flecken und Schnitte bedeckten sein Gesicht und seine Kleider stanken nach Blut und Fäulnis.
    „Lass mich

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