Historical Collection 04
gleichgültig, wo es geschieht, solange es nur mit dir ist, Patrick.“ Sie lächelte halb herausfordernd, halb nervös, und so umwerfend weiblich, dass Patrick bis ins Innerste erzitterte. „Es war so verwirrend und neu. So wunderschön. Ich möchte es wieder erleben.“
„Dein Ruf wird ruiniert sein“, widersprach er. „Ich habe dich gewarnt.“
„Mein Ruf ist bereits ruiniert, und das schon seit dem Moment, als ich entführt wurde. Und wie viel mehr kann der Ruf eines Mädchens noch ruiniert werden, das mit einem Mann die Nacht in einem Bordell verbringt?“
Er könnte es ihr erklären, doch dann wurde ihm bewusst, dass er das gar nicht wollte. Alles kam ihm in diesem Augenblick so einfach vor – sie begehrten einander, mehr zählte nicht. Er würde am Morgen über die Folgen nachdenken.
„Bist du sicher?“ Patrick erhob sich und spürte, wie sein Körper reagierte, doch er schämte sich nicht, als Laurels Blick sich auf den Beweis seiner Begierde heftete.
„Ja“, sagte sie. „Ganz sicher.“
Habe ich mich in ihn verliebt? fragte Laurel sich, als Patrick sie bei der Hand nahm und zum Bett zurückführte. Ist es nur fleischliches Verlangen oder Dankbarkeit dafür, dass er mich gerettet hat? Ich weiß nicht, was es ist, aber ich weiß, dass ich ihn begehre.
„Du bist hinreißend.“ Er strich ihr über die Wange und legte sich dann zu ihr. Laurel spürte, wie Wärme und ein Gefühl der Zärtlichkeit sie durchströmten. Sie würde diesen Moment niemals vergessen. „Ich wollte dich so sehr“, fuhr er leise fort. „Zu sehr. Ich muss dich erschreckt haben.“
„Es war aufregend“, flüsterte sie. Er machte nicht den Eindruck, sie küssen oder in die Arme nehmen zu wollen. Also legte Laurel sich in die Kissen zurück, und er rutschte an ihre Seite, sodass nur ihre Arme sich berührten. „Es war wie ein Tanz.“ Patrick nickte und nahm ihre Hand. Heiße Schauer überliefen ihren Körper. „Wie ein Tanz, dessen Schritte wir erst lernen mussten.“
„Das Liebesspiel ist genau das – zwei Menschen, die sich einander annähern und zusammen lernen, wie sie einander Freude schenken können“, erwiderte er. „Schon bei unserer ersten Begegnung in Martinsdene wusste ich, dass wir beide wunderbar zusammenpassen. Ich öffnete die Tür meines Zimmers in der Herberge, und da standest du. Seitdem, glaube ich, habe ich nicht richtig atmen können.“
„Du hast aber nichts gesagt oder getan.“
„Ich hatte einen Auftrag. Und du warst eine respektable junge Frau, die ihren Ruf aufs Spiel setzte, um ihren Freunden zu helfen. Ich konnte nichts tun.“ Sein Ton schien andeuten zu wollen, dass alles anders gekommen wäre, wenn sie kein respektables unverheiratetes Mädchen gewesen wäre. Er muss ein wirklich interessantes Leben führen, dachte Laurel und warf ihm unter halb gesenkten Lidern einen forschenden Blick zu.
„Ich wünschte, Bella, Meg, Lina und ich hätten uns näher gestanden.“ Sie schmiegte sich an ihn und lehnte den Kopf an seine Schulter. Sie passten gut zusammen, fand sie. Es beruhigte sie so sehr, den warmen, kräftigen Körper eines Mannes zu spüren. Wie lange war es her, seit sie jemand in den Arm genommen hatte? „Aber ihr Vater Reverend Shelley ist ein solcher Tyrann. Er wollte nie, dass sie Freundschaften pflegten. Meg ist allerdings rebellischer als ihre Schwestern, deshalb kenne ich sie am besten. Sie schlich sich oft davon und schloss Freundschaft mit den Mädchen im Dorf. So auch mit mir. Ich habe mich so für sie gefreut, als ich hörte, sie sei mit Lieutenant Halgate durchgebrannt. Bist du sicher, dass er getötet wurde?“
Sie spürte, wie er nickte, und seufzte leise. „Wenigstens ist sie jetzt wieder in England und in Sicherheit. Aber Lina … Ich ertrage den Gedanken nicht, sie könnte dasselbe Schicksal erlitten haben wie ich, ohne von jemandem gerettet worden zu sein.“ Lina war ein zartes, schüchternes Geschöpf. Wie hätte sie diesen Schrecken, diese Brutalität überleben sollen?
„Und Arabella, die älteste Schwester“, sagte er in einem Versuch, sie von Linas Schicksal abzulenken, wie Laurel annahm. „Zumindest hast du Gerüchte über sie gehört, die ich noch nicht erfahren hatte.“
„Nur dass man sie im Wald gesehen hat und sie geweint haben soll – und zwar am Tag, bevor sie verschwand. Nur etwa eine Woche davor, als ich sie das letzte Mal sah, war sie mir völlig verwandelt erschienen. Sie strahlte vor Glück. Obwohl sie versuchte, es zu
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