Historical Collection Band 01
Umständen Dreistigkeit zu beweisen.
„Ich will eine Antwort“, erwiderte er. „Weswegen sind Sie hier? Ist es eine Gepflogenheit des Scheichs, seinen Gästen uneingeladen Frauen ins Zelt zu schicken?“ Wenn sie es bejahen würde, wusste er, dass sie log. Es mochte ja sogar eine Gewohnheit des Scheichs sein, so ungewöhnlich wäre es gar nicht als ein Zeichen der Gastfreundschaft. Aber der Scheich würde nicht seine Favoritin schicken. Und auch Bassams Reaktion hatte er entnehmen können, dass diese Frau von mindestens zwei Männern eifersüchtig gehütet wurde.
Sie warf ihr schönes langes Haar mit einer hochmütigen Geste in den Nacken. „Ich bin gekommen, um mit Ihnen zu sprechen.“ Wieder heftete ihr Blick sich auf die Hand, die ihr Handgelenk festhielt.
„Nackt? Dieser Wüstenbrauch ist mir völlig unbekannt.“ Die Ausrede, der Scheich habe sie geschickt, wäre sogar glaubwürdiger gewesen als das.
Ihre blauen Augen funkelten ärgerlich. „Es ist die Wahrheit.“ Sie versuchte, sich von ihm loszureißen. „Ich habe keinen Grund, Sie anzulügen.“
„Ich habe keinen Grund, Ihnen zu glauben. Vielleicht hat der Scheich Sie geschickt, um Geheimnisse aus mir herauszukitzeln, die Gründe für mein Kommen.“
„Was für eine lächerliche Logik“, fuhr sie ihn an. „Warum würde der Scheich denn eine Engländerin zu einem ihrer Landsmänner schicken? Das wäre ja fast so, als wollte er uns dazu verleiten, gemeinsam gegen ihn zu konspirieren.“
„Ach?“ Alex zuckte mit gespieltem Gleichmut die Achseln, während er in Gedanken blitzschnell mehrere Möglichkeiten überlegte und verwarf. Was wollte sie, wenn sie sich halbnackt in das Quartier eines schlafenden Mannes schlich? „Es mag sein, dass der Scheich Ihnen etwas Wertvolles versprochen hat für … was für Dienste Sie hier auch leisten sollten.“ Er ließ den Blick mit bewusster Unverschämtheit über ihren Leib gleiten. Es gab keinen Zweifel, welche „Dienste“ er vermutete.
„Ich bin nicht gekommen, um Sie zu … verführen.“ Sie stammelte unversehens. Ihr Mut schien sie zu verlassen. Alex sah ihr an, dass ihr wohl erst jetzt richtig klar wurde, wie wenig ihr Gewand verbarg, wie viel das Licht der Fackel enthüllte. „Ich möchte mit Ihnen reden.“
„Dann lassen Sie uns reden.“ Alex lächelte spöttisch und erhob sich. Das Laken glitt von ihm herab und enthüllte seinen nackten Körper in einem Zustand beeindruckender Erregung, der ihn nicht im Geringsten in Verlegenheit zu bringen schien. Allerdings gab es auch nichts, dessen er sich schämen müsste. Er war von den lohfarbenen Strähnen in seinem blonden Haar bis zu den muskulösen Waden sonnengebräunt, was bedeutete, dass er recht offen der Nacktheit frönen musste, da sogar sein Gesäß von der Sonne geküsst worden war. Diese Schlussfolgerung, die Susannah aus ihrer Beobachtung zog, ließ sie heftig erröten.
Er kam langsam auf sie zu und ging um sie herum, ein verruchtes Lächeln um die Lippen. „Nacktheit kann ein wenig ablenken, nicht wahr?“
Abrupt blieb er stehen und betrachtete sie kritisch. „Haben Sie sich deswegen so für unser ‚Gespräch‘ gekleidet, meine Liebe? Beabsichtigten Sie, mich mit Ihren Reizen abzulenken, während Sie taten, was immer Sie gekommen sind, zu tun? Dieser Teil Ihres Plans ist Ihnen bewundernswert gut gelungen, wie Sie sehen können.“ Er blickte kurz auf seine kaum zu übersehende Erregung.
Sie errötete noch heftiger. Die Röte auf ihren Wangen war sogar im schwachen Licht auffällig. Etwas daran war seltsam gewinnend und so unschuldig, dass es Alex unerwartet aus dem Gleichgewicht warf. Wie es schien, hatte er die kleine Verführerin aus der Fassung gebracht. Nun, umso besser. Sie sollte wissen, dass ihre Handlungen Folgen nach sich zogen, für sie genauso wie für ihn. Sie war nicht die Einzige, die dieses interessante Spiel der „nackten Tatsachen“ spielen konnte.
„Sie ablenken? Zu welchem Zweck?“, forderte sie ihn plötzlich heraus. „Ich trage keine Waffe, mit der ich Ihnen Böses antun könnte.“ Sie hob die Arme. „Wie Ihnen nicht entgangen sein dürfte, könnte ich nirgendwo eine Waffe verstecken.“
Alex ahnte, wie viel die Geste sie kostete. Inzwischen war ihr nur allzu bewusst, wie sehr sie seinen Blicken ausgeliefert war. Sie spielte die schöne, reine houri aus dem Paradies so vorzüglich, dass Alex ihr fast geglaubt hätte. Den gleichen Anflug von Unschuld hatte er auch während ihres Tanzes bemerkt.
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