Historical Collection Band 01
Kurzem geheiratet und für ihre Brautausstattung alles neu gekauft. Ihre alten Sachen sind noch hier.“ Er sah ihre skeptische Miene. „Ich mag einen schlechten Ruf haben, Belle, aber ich lüge nicht, das kannst du mir glauben.“
Damit verschwand er im Ankleidezimmer. Belle ließ sich Zeit, und während sie die heiße, köstliche Schokolade schlürfte und sich hungrig über die dick gebutterten Milchbrötchen hermachte, grübelte sie über ihre widerstreitenden Empfindungen nach. Wenn sie sich nicht in einer so extremen Situation befände, wäre ihr im Traum nicht eingefallen, sich auf ein Glücksspiel mit solch ungeheuerlichen Bedingungen einzulassen. Da sie es aber nun getan hatte, musste sie sich eingestehen, dass sie es nicht im Mindesten bereute.
Sie hatte sich die benötigte Summe gesichert, und das war doch gewiss das Wichtigste! Noch während sie es dachte, wusste sie, dass sie sich belog. Sie hatte in der vergangenen Nacht etwas sehr Schockierendes über sich herausgefunden: Jede einzelne Minute und alles, was geschehen war, hatte sie genossen, und die Erinnerung daran erregte sie aufs Neue. Und noch schockierender war, sich eingestehen zu müssen, dass es sie nach mehr verlangte. Dazu kam die Einsicht, dass sie nicht nur den körperlichen Akt genossen hatte. Was immer sie bisher an genüsslichen Empfindungen erlebt hatte, nie hatte sie etwas so … so Umfassendes, so Ursprüngliches gekannt. Und es hatte mit Ewan zu tun, er war es. Seine Berührungen haben einen entschiedenen Anteil daran, dass ich derartig intensiv und befriedigend empfunden habe, dachte sie mit verwegenem Lächeln.
Und da war noch etwas. Zu sehen, dass er sie begehrte. Ihn zu reizen, aufzustacheln und sich vor ihm zur Schau zu stellen. Zu wissen, dass sie begehrenswert war, und das Verlangen, noch begehrenswerter zu sein. Ein ganzes Bündel von Gefühlen, nachgerade berauschend und noch gesteigert durch ihre Kämpfe um die Oberhand, um die Macht.
Und darum ging es im Grunde, um Macht. Und um Vertrauen. Sie traute ihm genügend, um vor ihm ihr geheimes Selbst zu enthüllen, obwohl sie nicht hätte sagen können, warum. Und sie wusste, es ging ihm genauso. Er war ein Fremder und dennoch seltsam vertraut. Als hätte sie ihn schon immer gekannt und ihn nur lange Zeit vergessen.
Hochgestimmt und in gespannter Erwartung schlüpfte Isabella in eine entzückende Robe aus hellblauer Seide, und da sie ihr pechschwarzes Haar nicht gepudert hatte, fand sie, dass sie endlich wieder beinahe wie sie selbst aussah. In der vergangenen Nacht hatte sie den Schritt in eine neue Welt getan, oder zumindest kam es ihr so vor. Sie war überrascht, dass ihr Spiegelbild ihr keinen Beweis dafür zeigte.
Leichtfüßig eilte sie die Treppe hinab und betrat durch eine Seitentür den von einer schützenden Mauer umgebenen Garten hinter dem Haus. Köstlicher Duft stieg von den Lavendel- und Thymianbüschen auf, mit denen die Rabatten eingefasst waren. Dazwischen führte ein gepflasterter Weg Isabella zu der Laube im Zentrum der Rosenbeete, wo Ewan auf sie wartete.
Er wirkte ernst, erhob sich aber und grüßte sie mit einem so warmen Lächeln, dass sie nicht anders konnte, als es zu erwidern.
Er sah so prachtvoll aus, und der Tag war so herrlich, und Isabella war so froh, den Sorgen und Nöten der letzten Monate entkommen zu sein. Sie fühlte sich erleichtert. Frei.
„Entschuldige, Belle, aber ich muss dich etwas fragen“, sagte Ewan, als sie, Arm in Arm, die Wege entlangschlenderten. „Sag, wozu brauchst du eine so große Summe Geldes?“
Isabella zögerte. Schließlich antwortete sie zurückhaltend: „Um eine Forderung einzulösen.“
Er hob die Brauen. „Das muss eine enorme Forderung sein. Darf ich fragen, wie es dazu kam? Bestimmt nicht durchs Glücksspiel. Du wirktest gestern beim besten Willen nicht wie eine abgehärtete Spielerin.“
„Und doch ist es in gewisser Weise eine Spielschuld“, entgegnete sie betrübt. „Von meinem Vater gemacht. Und auf meinen Bruder übergegangen.“
„Erzähl es mir“, bat Ewan sanft.
Sie waren am Ende des Gartens angekommen, wo ein hübscher Springbrunnen, ein zierliches Gebilde aus steinernen Nymphen, seine Fontänen in die Luft sprühte. Isabella setzte sich auf den Rand des Beckens und tauchte eine Hand spielerisch in das kalte Wasser. Etwas drängte sie, sich ihm anzuvertrauen.
„Mein Vater war immer ein Träumer, wälzte verrückte, hochfliegende Pläne, die uns riesige Vermögen einbringen
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