Historical Collection Band 01
verbrachten Nächte, korrigierte sich jedoch sofort abergläubisch. „Nein, Vier.“ Nur zögernd warf er. Regungslos nahm Belle das Ergebnis zur Kenntnis. Fünf und Sechs waren gefallen.
Da sie nun an der Reihe war, sah sie Ewan an, nicht die Würfel. „Drei!“, rief sie, und als die Würfel ausrollten, zeigten sie drei Augen.
Er konnte nicht glauben, dass es vorbei war. Mit großen Schritten marschierte er zu dem Tablett, das auf dem Tischchen am Kamin stand, und schenkte sich einen großen Brandy ein, den er in einem Zug hinuntergoss.
„Langsam, nimm dir Zeit.“ Ganz bewusst wählte Belle die Worte, die er in jener ersten Nacht zu ihr gesagt hatte. „Ich möchte, dass Sie nüchtern sind. Sie haben eine Ehrenschuld einzulösen, Captain Dalgleish.“
Ewan schaute auf. Sie sah ihn an, ein unbestimmbares Glitzern in ihren blauen Augen, ihr Mund zu einem spöttischem Lächeln verzogen, in Nachahmung des seinen. „Aber du hast gewonnen“, sagte er benommen.
„So ist es. Woraus folgt, dass ich bestimme, was geschieht.“ Sie winkte ihm befehlend mit einem Finger und rauschte in königlicher Haltung aus dem Salon.
Ungestüm folgte Ewan ihr bis in ihr Zimmer. Er war jetzt schon stark erregt. Nie hatte er etwas – oder jemanden – heftiger begehrt.
Belle ging zu einer Kommode. „Zieh dich aus“, befahl sie, während sie suchend in den Schubladen kramte.
Er gehorchte.
Als sie sich schließlich umwandte, stand er nackt in seiner ganzen Pracht vor ihr. Sie keuchte unmerklich auf. Bedächtig musterte sie seinen Körper – die breiten Schultern, die muskulöse Brust und den flachen Bauch. Beim Anblick seiner Erregung ging ihr Atem rascher. Sie zwang sich gewaltsam, ihren Blick bemüht ungerührt weiterwandern zu lassen, seine kraftvollen Schenkel entlang bis hinunter zu den Waden. Wie er da stand, war er weit entfernt von dem kultivierten Gentleman; er strahlte pure Kraft und überwältigende Männlichkeit aus. Ungezähmt, dachte sie, doch hoffentlich nicht unzähmbar.
Sie fragte sich, ob man einen Mann auf die gleiche Weise aufreizen konnte, wie er es mit ihr gemacht hatte. Ihn immer wieder zur Grenze höchster Lust treiben und dort verharren lassen. Zumindest würde sie alles daransetzen, beschloss sie für sich.
„Nun“, fragte Ewan, den ihre forschenden Blicken eher noch stärker erregt als in Verlegenheit gebracht hatten. „Genüge ich deinen Anforderungen?“
„Du bist ein schönes Exemplar Mann“, entgegnete Belle, scheinbar nur wenig enthusiastisch.
Er lachte, tatsächlich amüsiert, was die Fältchen um seine Augen nicht unattraktiv vertiefte.
Sie konnte sich nicht helfen, sie musste sein Lächeln erwidern.
„Komm zu mir, Belle.“
Seine Bitte ließ sie wieder ernst werden. „Nein!“, gab sie knapp zurück. „Heute Nacht wirst du tun, was ich verlange. Leg dich aufs Bett.“
Fragend schaute er sie an, fügte sich jedoch. „Was hast du mit mir vor?“
Wie er sich da ausgestreckt hatte, sah sie auf ihn nieder, um sein Bild tief in ihr Gedächtnis einzuprägen. Ihr Zorn wich sanfteren Gefühlen. Und wie stets in Ewans Gegenwart lauerte schon die Begierde, bereit, die tragende Rolle zu übernehmen. „Heute Nacht bist du der Unterlegene. Mein Gefangener. Ich werde es weidlich ausnutzen. Heb die Arme.“
Er tat, was sie sagte, wenn auch skeptisch, denn sie zog zwei Bänder hinter ihrem Rücken hervor – seidene Gürtel oder Kleiderschärpen, stellte er fest – und band jeweils eines um seine Handgelenke. Ganz darauf konzentriert, schob sie die Zungenspitze zwischen ihren Lippen. Ob ihr das bewusst war? Er fand es entzückend. Zu gern hätte er sie jetzt geküsst. Nun prüfte sie, ob die Knoten fest genug waren, und band dann die andere Enden der Bänder an die Bettpfosten. Ah, sie wollte Revanche, doch es ging ihr nicht darum, ihn mürbe zu machen, es ging ihr darum, den Ton anzugeben. Waren sie beide nicht, was diese ihre dunklen Wünsche anging, aus dem gleichen Holz geschnitzt? Heute Nacht wollte sie sehen, wie er zu widerstehen suchte, ehe er ihr nachgab. Die Umkehrung der letzten Nacht. Was er sehr gut verstand.
Befriedigt betrachtete Belle ihr Werk. Dann stellte sie sich vor ihn hin und begann langsam, die Verschlüsse ihrer Robe zu lösen. Sie dachte daran, wie sehr er es in jener ersten Nacht genossen hatte, ihr beim Entkleiden zuzusehen. Und wie sehr sie seine Blicke genossen hatte. Dabei hatte sie gelernt, dass es sie ungeheuer aufreizte, seine steigende Erregung zu
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