Historical Collection Band 03
jammerte. Er würde sich von keinem Verwandten mehr drangsalieren lassen. „Du hast nur darum gebeten, die Mädchen zu sehen. Und gesehen hast du sie.“
Percy wischte sich mit dem Ende seines Krawattentuchs, das ihm lose um den Hals hing, die Stirn ab und leerte das Bier, das Alistair bestellt hatte, durstig in großen Schlucken. „Ich verstehe nicht, warum du mir ein paar Guineas missgönnst. Du hast viel mehr, als du brauchst.“
Der vertraute Aufschrei des Neids. Wenn sie sich keinen Weg überlegten, wie sie sein Geld ausgeben konnten, beklagten sie seine Knauserigkeit und beschwerten sich über seinen Mangel an Moral. Percys Vater war es gewesen, der ihm den Spitznamen „Zügelloser Duke“ verpasst hatte.
Ein Bediensteter näherte sich und beugte sich zu Alistair herab. „Da ist ein Gentleman an der Tür, Euer Gnaden. Meint, er sei auf Ihre Einladung hin hier. Soll ich ihn einlassen?“
Alistair hob eine Augenbraue und blickte zum Eingang, wo ein massiger Mann die Tür ausfüllte. Er runzelte die Stirn. Warum zum Teufel war Godridge ihm gefolgt? Ein weiterer verflixter Schmarotzer hatte ihm gerade noch gefehlt.
Der große Schotte fing seinen Blick auf und hob das Kinn in stummer Begrüßung. Alistair seufzte. „Lass ihn ein.“
Der Diener entfernte sich, um die Antwort weiterzuleiten.
Zum Henker. Wie unendlich öde. Jetzt hatte er nicht nur seinen eigenen Cousin am Hals, es sah ganz so aus, als hätte Beauworth auch noch seinen Verwandten auf ihn abgewälzt. Alistair nahm sich insgeheim vor, den Marquess aus seinem stetig schrumpfenden Freundeskreis zu verbannen.
Er sank tiefer in seinen Sessel, nahm einen tiefen Schluck aus seinem Brandyglas und schickte sich schon an, Harry die größte Abfuhr seines Lebens zu verpassen.
Mrs B. erschien vor dem Vorhang. Mit einem Turban angetan und genügend roter Seide um ihren fetten Leib, um eine ganze Infanterie mit einem Zelt zu versorgen, hob sie die Hand, die das Publikum zur Ruhe bringen sollte.
Percy beugte sich so eifrig vor, dass er fast von seinem Sessel gefallen wäre. Der Idiot war schon nach zwei Halben sturzbetrunken. Gereizt packte Alistair ihn beim Kragen und zog ihn unsanft zurück. „Sitz still, sonst gehst du.“
Der Junge schüttelte ihn ab.
„Sie haben ja alle Hände voll zu tun mit dem da“, bemerkte Harry Godridge und setzte sich in den leeren Sessel neben Alistair. Und der war leer, weil Alistair jeden potenziellen Interessenten mit eisigem Blick verschreckt hatte.
„Beauworth sagte, ich könnte Sie vielleicht hier finden“, fuhr Harry fort. „Er lässt sich bei Ihnen entschuldigen, weil er Sie rausgeschmissen hat.“
Alistair gähnte. „Freundlich von Ihnen, es mich wissen zu lassen.“
„Kein Grund, sarkastisch zu werden. Er war auf dem Weg zu Ihnen, als er eine dringende Nachricht aus dem Carleton House erhielt. Der Prinzregent hatte eine Frage wegen eines Pferdes, das er erstehen will. Beauworth schlägt vor, dass Sie sich zu ihm gesellen.“
Der schottische Akzent wirkte beruhigend auf Alistair, seine gereizte Stimmung ließ nach. „Gehen Sie?“
Harry schüttelte den Kopf. „Nicht mein Fall, Dunstan. Da ich Ihnen den Abend verdorben habe, hielt ich es für meine Pflicht, die Nachricht zu überbringen.“
Ein Mann mit Pflichtgefühl. Wirklich eine Seltenheit in der beau monde .
„Ruhe“, schrie Mrs B.
Der Lärm ließ nach.
„Eins unserer letzten Angebote für heute Abend, Gentlemen“, verkündete die voluminöse Bordellwirtin laut. „Und zwar ein sehr Gutes. Wie in unserem Programm angekündigt, handelt es sich bei dieser hier um eine Jungfrau …“
Aufgeregtes Gemurmel ging durch den Raum.
Eine Jungfrau wäre tatsächlich ein Grund zum Staunen. Alistair hatte noch nie eine gehabt und zweifelte daran, dass es überhaupt welche gab außer im Märchen – es sei denn natürlich, sie waren auf der Suche nach einem Gatten oder unter zwölf Jahren. Sein Geschmack jedenfalls war nicht ganz so verrucht.
Mit einem Hauch neugieriger Erwartung sah er zu, wie der Vorhang aufgezogen wurde, obwohl er wusste, dass ihm eine Enttäuschung sicher war.
„Tauchen Sie die Hände tief in die Taschen, Gentlemen“, sagte Mrs B. und wies auf die Frau auf der Bühne. „Ich nehme nicht weniger als einhundert Guineas für diese hier.“
Hochgewachsen und von zierlicher Eleganz wie eine Gazelle, so stand die Frau auf dem Podest und blickte hinter einer mit Pfauenfedern geschmückten Maske ins Publikum. Das Licht hinter
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