Historical Collection Band 5
Küchentisch.
Troy nahm sich einen Stuhl rechts von ihr vor, um seine langen Beine ausstrecken zu können. Constance schob ihm eine Tasse hinüber und bemerkte ohne Überraschung, dass er keinen Zucker nahm. Sie rührte ein wenig Sahne in ihren Tee. Er sollte eigentlich in dieser Umgebung fehl am Platze wirken, doch er sah aus, als sei er hier zu Hause. Die Häuslichkeit dieser Szene traf sie wie ein Blitz. Die unausgesprochene Wahrheit, die sie sich nicht hatte eingestehen wollen, war plötzlich nicht mehr zu leugnen. Sie begehrte diesen Mann nicht nur, sie war auch tief von ihm beeindruckt. Er war für sie der Mann der Männer, und das erschreckte sie.
Troy rührte in seinem Tee, trank ihn aber nicht. Er sah, dass sie nervös war. Sie umklammerte ihre Tasse mit beiden Händen. Sie sah heute viel jünger aus. Sie trug ihr üppiges Haar in einem schweren Nackenknoten. Ihre Haut war makellos. Er fragte sich, wie viele Männer sie wohl berührt hatten, seit er vor vier Tagen gegangen war. Wie viele Männer hatten ihren Körper besessen? Wie viele Männer hatten ihre Lippen geküsst? Sein Ärger mischte sich mit etwas, was Eifersucht erschreckend nahekam.
Schließlich stieß er seinen Stuhl zurück, stand auf und lehnte sich an den hölzernen Kaminsims. „Es ist vier Tage her, seit ich hier war. Ich habe sie getäuscht“, sagte er unumwunden. „Ich bin Troy Templeton. Earl of Ettrick. Zurzeit verrichte ich meinen Dienst in der britischen Botschaft in Italien. Der Botschafter dort ist Lord Wheetley Montague.“ Er wartete, doch von La Perla kam kein Zeichen der Bestätigung. Troy seufzte. „Um es ganz deutlich zu sagen: Ich bin in Geschäften hierhergekommen. Allerdings handelte es sich nicht um die Art von Geschäften, die Sie normalerweise betreiben. Ich hatte nicht die Absicht, Sie für Ihre Dienste zu bezahlen.“
„Der Betrag, den Sie angeboten haben, war unglaublich hoch“, sagte Constance mit einem Achselzucken. „Haben Sie wirklich gedacht, dass ich Sie ernst nehmen würde?“
„Eintausend Guineen für eine Nacht, so wurde mir von seriösen Quellen versichert, sei die übliche Bezahlung.“ Allerdings hatten diese seriösen Quellen auch gesagt, dass die Nacht das Doppelte wert sei.
„Unglaublich! Ist das wirklich wahr? Eintausend Pfund?“ Annalisa war stolz auf ihre Exklusivität gewesen, aber sie hatte nicht über Geldsummen gesprochen. Constance wollte kein Urteil fällen und hatte das Thema daher möglichst vermieden.
„Eintausend Guineen“, bestätigte Troy. Er studierte ihr Gesicht, um die Gefühle dahinter zu erkennen. Was er sah, verwirrte ihn. Ein Tränenschleier auf den großen mandelförmigen Augen. Sie sah ein bisschen traurig aus. Trotz seiner Pläne, das hier hinter sich zu bringen und zu gehen, war er beeindruckt. Und in Gefahr, sich ablenken zu lassen! „Die Summe ist unwichtig. Es geht um ihre Bedeutung.“
„Und was bedeutet sie?“
Troy stieß sich vom Kaminsims ab, ging zu seinem Stuhl zurück und nahm darauf Platz. Er wollte ihren Gesichtsausdruck genau erkennen. Sie roch anders, nach Sommerblumen und Gras, nicht so berauschend wie vor vier Tagen. Dennoch stieg ihm ihr Duft zu Kopf. Und in andere Körperteile. Schon wieder.
Sag es, verdammt noch mal! Mach, dass sie deinen Bedingungen zustimmt. Und dann sieh, dass du hier wegkommst. „Es bedeutet, dass das Spiel vorbei ist, Madam. Sie haben sich verraten.“
„Was für ein Spiel? Meinen Sie das Geld? Sie wissen doch, dass ich niemals vorgehabt habe …“
„Ich meine das Spiel, das sie mit Philip Montague gespielt haben.“
„Wie bitte?“
„Dem ältesten Sohn von Lord Wheetley Montague.“
„Der Botschafter in Italien. Sie haben es gesagt. Aber es tut mir leid. Ich kenne niemanden, der so heißt.“
„Um Gottes willen! Machen Sie keine Ausflüchte! Sie haben ihm versprochen, ihn zu heiraten. Sie haben ihm versprochen, ihre Geschäfte ein halbes Jahr lang niederzulegen, um zu beweisen, dass Sie es ernst meinen. Ein sehr kluger Schachzug, muss ich sagen. Sechs Monate, in denen sie ihrem Beruf nicht nachgehen würden, haben Sie ihm gesagt. Dann könne er kommen und um Ihre Hand anhalten. Gut, Madam, ihr doppeltes Spiel ist nun aufgeflogen. Ich bin in der Hoffnung hierhergekommen, dass ihre Zustimmung zu der von mir angebotenen Summe ausreichen würde. Wie sich herausgestellt hat, hat Sie jedoch Ihr körperliches Bedürfnis verraten. Sie sind aufgeflogen, Madam, und Sie werden das Eheversprechen, das Ihnen der
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